Musikalische Provokation in Gorleben geplant
Archivmeldung vom 03.08.2009
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.08.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMit klassischer Musik will die bundesweite Aktionsgruppe "Lebenslaute" am kommenden Sonntag in Gorleben gegen die Atomenergie demonstrieren: Ein Konzert hinter den Zäunen, die das Gelände des geplanten Atommüll-Endlagers von der Öffentlichkeit abschotten. Klassische Chor- und Orchestermusik soll dort am Sonntag, den 9. August unter dem Motto "A-Moll statt A-Müll" erklingen.
Mit der Kombination von Zivilem Ungehorsam und überwiegend klassischer Musik macht die "Lebenslaute" schon seit mehr als 20 Jahren auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam. Die Initiative besteht aus politisch aktiven Musikern und Musikerinnen aus dem ganzen Bundesgebiet. Schon vor 15 Jahren gab es eine Lebenslaute-Aktion in Gorleben, ein Konzert diesseits und jenseits des Zauns um das Atommüll-Zwischenlager. Katja Tempel, Hebamme und Aktivistin aus dem Wendland, die schon damals mitmusizierte, meint dazu: "Seitdem hat sich atompolitisch viel getan, doch Gorleben als möglicher Standort für ein atomares Endlager ist immer noch nicht vom Tisch. Nächstes Jahr läuft das Moratorium für den Erkundungsstopp aus. Ein Grund mehr, immer wieder auf die ungelöste Atommüllproblematik aufmerksam zu machen, nicht still und leise, sondern laut und lebendig."
So will die Lebenslaute dieses Jahr erneut in Gorleben auf verbotenem Terrain musizieren: Sie kündigen eine "musikalischen Inspektion" des möglichen Endlagers in Gorleben an. "Wir versuchen, die Sperranlagen zu überwinden, um dort wirksam gegen die lebensbedrohende Atomtechnologie protestieren zu können. Wir fordern den weiteren Ausbau zukunftsfähiger Energiequellen wie Sonne, Wind und Wasser", so Katharina Dehlinger aus dem Landkreis Paderborn. Dass es danach zu Strafverfahren kommen könnte, nähmen die Aktivisten in Kauf, um vor Gericht auf die Verletzung des Menschenrechts auf Gesundheit hinweisen zu können.
Es soll ein buntes und anspruchvolles Programm aufgeführt werden: Die von der "Lebenslaute" vorzutragenden Werke von Georg Philipp Telemann, Willy Burkhard und Fanny Hensel besingen die zu erhaltende Schönheit der Natur. Als Anklage und Aufruf zum dringend notwendigen Handeln gegen die tödlichen Gefahren der Atomenergie wird Heinrich Schütz' Choral "Wie nun ihr Herren, seid ihr stumm" zu Gehör gebracht, sowie Teile der Sinfonie Nr. 101 "Die Uhr" von Joseph Haydn und ein Chorsatz "It`s my life" (Bon Jovi). Kammermusik in unterschiedlicher Besetzung rundet das Konzert ab.
"Wir treten in Konzertkleidung auf und bringen anspruchsvolle Werke zur Aufführung - nicht nur klassische, sondern auch moderne Musik für Chor und Orchester. Diese Musik stellt ein wichtiges Kulturgut dar und ist Ausdruck der Lebensenergie verschiedener Generationen" erklärt Berthold Keunecke, evangelischer Pfarrer aus Herford und Lebenslaute-Aktivist. "Damit zivilisieren wir das Gelände wieder, nehmen es neu für eine menschenfreundliche Kultur in Besitz und treten der Kultur des Todes entgegen, die in der Produktion und der Sicherung von Atommüll deutlich wird."
Quelle: Lebenslaute (Katja Tempel)