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Westliche Antarktis droht zu kippen

Archivmeldung vom 19.01.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.01.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
In der Westantaktis droht ein riesiger Eisberg abzubrechen. Bild: aboutpixel.de/Fritze
In der Westantaktis droht ein riesiger Eisberg abzubrechen. Bild: aboutpixel.de/Fritze

Die Eismassen in der westlichen Antarktis reagieren besonders empfindlich auf die globale Erwärmung. Forschern der Universitäten Oxford und Camebridge zufolge könnte die Region bald zu einem Kippmoment kommen, an dem sich eine große Schelfeis-Platte vom Festland loslöst und damit in Folge den Gletscherfluss am Kontinent beschleunigt. Die Berechnungen wurden in der Zeitschrift Proceedings of the Royal Society A dargestellt.

Erstmals konnten die Briten in ihrem Modell die dreidimensionale Form der westantarktischen Eismasse berücksichtigen sowie den Verlauf ihrer Übergangslinie, an der sich das Schelfeis von seinem Stein- oder Sedimentuntergrund löst. "Das Volumen des Eises, das allein im abfließenden westantarktischen Inlandseis steckt, entspricht einem Meeresanstieg von rund 3,3 Metern", warnt Studienleiter Richard Katz. Der instabile Verlauf der Übergangslinie gehe vor allem auf die schrittweisen Klimaänderungen zurück.

Beschleunigung der Gletscher

Das Abbrechen des Schelfeises vom Land ist ein permanenter Vorgang, der mitunter Eisberge von der Größe des Saarlandes erzeugt. "Sobald das geschieht, fällt eine natürliche Barriere für die Inlandeis-Gletscher weg, die somit schneller abfließen können und verdünnen", erklärt Gerhard Kuhn vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung gegenüber pressetext. Die Linie, auf die sich die britischen Experten beziehen, bezeichne den Übergang von Inlandeis zu Schelfeis. "Wandert diese Linie landeinwärts, steigt auch der Meeresspiegel. Vom Schmelzen des Schelfeises wird das Meeresniveau hingegen nicht verändert", so der Polarforscher.

Die Studienautoren geben zu bedenken, dass derzeitige Modelle noch verfeinert werden müssen, um die Realität beschreiben zu können und genauere Vorhersagen der Zukunft der Antarktis zu ermöglichen. "Es gibt noch viele unbekannte Größen in der Westantarktis", bestätigt auch Kuhn. Dazu gehöre der Abbau des Schelfeises, der vor allem von unten durch warme Meeresströmungen geschehe, sowie dessen Geschwindigkeit. "Auch der Untergrund, dessen Ankerpunkte das Schelfeis möglicherweise aufhalten können, ist noch wenig erforscht. Wo diese Punkte - etwa durch einen Anstieg des Meeres - überschritten werden, bewegen sie sich schneller."

Quelle: pressetext.deutschland (Johannes Pernsteiner)

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