Schutzzonen für AKW in Deutschland zu klein
Archivmeldung vom 04.12.2013
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Freigeschaltet durch Doris OppertshäuserExperten der Strahlenschutz-Kommission (SSK) warnen davor, dass ein schwerer Unfall in einem deutschen Atomreaktor deutlich mehr Menschen in Mitleidenschaft ziehen könnte als bisher erwartet. Sie dringen daher unter anderem auf eine Ausweitung der Evakuierungszonen um die AKW-Standorte. Allerdings könnte es noch mehrere Jahre dauern, bis eine solche Regelung in Kraft treten würde, berichtet die "Frankfurter Rundschau". Die Kommission hat eine Empfehlung, die Evakuierungszonen aufgrund der in Fukushima gemachten Erfahrungen zur Ausbreitung der Radioaktivität zu vergrößern, bereits im Oktober diskutiert, wie das Bundesumweltministerium bestätigte.
Die zuständige SSK-Arbeitsgruppe hatte nach FR-Informationen vorgeschlagen, eine Evakuierung der Anwohner von AKW nicht mehr nur im Umkreis von zehn Kilometern, sondern von 20 Kilometern sicherzustellen. Die SSK traf im Oktober noch keine Entscheidung, sondern beschloss, zuerst noch "die Überarbeitung der radiologischen Grundlagen" abzuwarten, wie das Ministerium in einer Antwort auf eine Grünen-Anfrage mitteilte. Derzeit wird der Entwurf zur Ausweitung der Zonen im Medizinausschuss der Kommission beraten. Wenn die Kommissionsempfehlung vorliegt, werde das Ministerium dann "auf dieser Basis einen Entwurf für ein Konzept für Notfallschutzmaßnahmen erarbeiten", sagte eine Sprecherin der "Frankfurter Rundschau". Das aber kann dauern.
Bei der jüngsten Veränderung der entsprechenden Rahmenempfehlungen im Jahr 2008 vergingen laut Ministerium rund zwei Jahre bis zur Veröffentlichung im "Gemeinsamen Ministerialblatt". Aber auch danach könnten die neuen Vorgaben nicht sofort umgesetzt werden. Bis die Länder-Innenministerien und dann die Katastrophenschutzbehörden der Regierungspräsidien ihre Notfallpläne entsprechend überarbeitet haben, dürfte nach Expertenschätzung ein Jahr oder mehr vergehen.
Atomgegner halten es für nicht nachvollziehbar, dass über zweieinhalb Jahre nach Fukushima "immer noch keine Konsequenzen für den Katastrophenschutz gezogen wurden", wie Jochen Stay von der Organisation "ausgestrahlt" der "Frankfurter Rundschau" sagte. Es dränge sich der Verdacht auf, dass durch bürokratisches Klein-Klein die Veröffentlichung der neuen Pläne verzögert werden solle, um Kosten für die Vorbereitung großflächiger Evakuierungen zu sparen. Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Sylvia Kotting-Uhl kommentierte, die Bundesregierung stehe in der Pflicht, schnelle Abhilfe zu schaffen. "Wenn sie weiter so im Schneckentempo arbeitet, sind einige AKW bereits abgeschaltet, bevor die Verbesserungen Realität werden."
Quelle: dts Nachrichtenagentur