Miesmuscheln im schleswig-holsteinischen Wattenmeer bedroht
Archivmeldung vom 14.09.2011
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.09.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMiesmuscheln sind im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer bedroht - dies ist die Schlussfolgerung, die WWF und Schutzstation Wattenmeer aus einem aktuellen Bericht der Landesregierung in Kiel ziehen. Danach gingen selbst die geschützten Bestände auf den Wattflächen in 20 Jahren um 79 Prozent zurück. Miesmuscheln haben nach Ansicht der Umweltschützer jedoch eine herausragende Bedeutung für die biologische Vielfalt des Wattenmeeres: Sie bilden mit ihren Bänken Riffe, auf denen unzählige andere Organismen wachsen und sind Lebensgrundlage von muschelfressenden Wattvögeln wie Austernfischern und Eiderenten. Auch die Bestände dieser Vögel gehen seit langem zurück.
"Wenn aus dem Muschelbericht der Landesregierung jetzt keine Konsequenzen folgen, können wir die gesetzlichen Schutzziele für den Nationalpark nicht erreichen", sagt Hans-Ulrich Rösner, Wattenmeer-Experte beim WWF. "Natürliche Miesmuschelbänke müssen auch im Unterwasserbereich des Nationalparks wachsen können und dürfen nicht sofort abgefischt werden." Seit Jahren werde praktisch jede im ständig wasserbedeckten Teil des Nationalparks entstehende Muschelbank zur Gewinnung von Saatmuscheln für die Kulturbänke der Muschelfischer mit schwerem Geschirr befischt und so zerstört. Selbst in den tiefen Prielen, die als Fahrwasser durch die Kernzone des Nationalparks führen, würden die Muscheln entnommen.
Für Schutzstation Wattenmeer und WWF ist es auch keine geeignete Lösung, zusätzliche Muscheln für den Besatz der Kulturbänke aus dem Ausland zu importieren und im Nationalpark auszusetzen, wie dieses seit Jahren geschieht. Dieser Import ist aus Naturschutzsicht mit erheblichen Risiken verbunden. In Begleitung der Muscheln reisen andere Arten mit: Sie haften an ihnen, schwimmen als Larven im Begleitwasser oder leben als Parasiten in den Muscheln. Viele dieser "blinden Passagiere" sind nicht sichtbar und können weder erkannt noch sicher entfernt werden. "Es besteht die große Gefahr, dass mit den importierten Muscheln weitere gebietsfremde und invasive Arten in das Wattenmeer eingeschleppt werden", sagt Silvia Gaus, Naturschutzexpertin bei der Schutzstation Wattenmeer. "Die Fischerei muss sich besonders in einem Schutzgebiet an den natürlichen Gegebenheiten orientieren. Wenn dort nicht genügend Besatzmuscheln wachsen, dann muss sie sich einschränken."
Aus Sicht von Schutzstation Wattenmeer und WWF begünstigt die Landesregierung einseitig die Muschelwirtschaft, die im Nationalpark nicht naturverträglich operiert. So solle jetzt offenbar mit großer Eile ein Muschelfischerei-Programm um zehn Jahre verlängert werden, welches erst in fünf Jahren ausläuft. Dadurch würden die heutigen Verhältnisse bis zum Jahr 2026 festgeschrieben und so die Situation für den Nationalpark dauerhaft verschlechtert. Obwohl die gesetzlich erforderlichen Verträglichkeitsprüfungen hierfür noch gar nicht vorliegen, hat man schon entsprechende Eckpunkte mit der Muschelwirtschaft unterzeichnet. "Es kommt jetzt darauf an, auf der Grundlage von unabhängigen Verträglichkeitsprüfungen zu ermitteln, ob und wie viel Muschelwirtschaft im Nationalpark überhaupt noch möglich ist. Erst dann könnte ein neues Muschelfischereiprogramm im Einklang mit dem europäischen Naturschutzrecht stehen", sagt Gaus. "Die zwischen Muschelwirtschaft und Landesregierung voreilig unterzeichneten Eckpunkte sind das Gegenteil von einem offenen Gesprächsprozess zwischen allen Beteiligten, wie er hier dringend erforderlich wäre", beklagt Rösner.
"Wenn aus dem Muschelbericht der Landesregierung jetzt keine Konsequenzen folgen, können wir die gesetzlichen Schutzziele für den Nationalpark nicht erreichen", sagt Hans-Ulrich Rösner, Wattenmeer-Experte beim WWF. "Natürliche Miesmuschelbänke müssen auch im Unterwasserbereich des Nationalparks wachsen können und dürfen nicht sofort abgefischt werden." Seit Jahren werde praktisch jede im ständig wasserbedeckten Teil des Nationalparks entstehende Muschelbank zur Gewinnung von Saatmuscheln für die Kulturbänke der Muschelfischer mit schwerem Geschirr befischt und so zerstört. Selbst in den tiefen Prielen, die als Fahrwasser durch die Kernzone des Nationalparks führen, würden die Muscheln entnommen.
Für Schutzstation Wattenmeer und WWF ist es auch keine geeignete Lösung, zusätzliche Muscheln für den Besatz der Kulturbänke aus dem Ausland zu importieren und im Nationalpark auszusetzen, wie dieses seit Jahren geschieht. Dieser Import ist aus Naturschutzsicht mit erheblichen Risiken verbunden. In Begleitung der Muscheln reisen andere Arten mit: Sie haften an ihnen, schwimmen als Larven im Begleitwasser oder leben als Parasiten in den Muscheln. Viele dieser "blinden Passagiere" sind nicht sichtbar und können weder erkannt noch sicher entfernt werden. "Es besteht die große Gefahr, dass mit den importierten Muscheln weitere gebietsfremde und invasive Arten in das Wattenmeer eingeschleppt werden", sagt Silvia Gaus, Naturschutzexpertin bei der Schutzstation Wattenmeer. "Die Fischerei muss sich besonders in einem Schutzgebiet an den natürlichen Gegebenheiten orientieren. Wenn dort nicht genügend Besatzmuscheln wachsen, dann muss sie sich einschränken."
Aus Sicht von Schutzstation Wattenmeer und WWF begünstigt die Landesregierung einseitig die Muschelwirtschaft, die im Nationalpark nicht naturverträglich operiert. So solle jetzt offenbar mit großer Eile ein Muschelfischerei-Programm um zehn Jahre verlängert werden, welches erst in fünf Jahren ausläuft. Dadurch würden die heutigen Verhältnisse bis zum Jahr 2026 festgeschrieben und so die Situation für den Nationalpark dauerhaft verschlechtert. Obwohl die gesetzlich erforderlichen Verträglichkeitsprüfungen hierfür noch gar nicht vorliegen, hat man schon entsprechende Eckpunkte mit der Muschelwirtschaft unterzeichnet. "Es kommt jetzt darauf an, auf der Grundlage von unabhängigen Verträglichkeitsprüfungen zu ermitteln, ob und wie viel Muschelwirtschaft im Nationalpark überhaupt noch möglich ist. Erst dann könnte ein neues Muschelfischereiprogramm im Einklang mit dem europäischen Naturschutzrecht stehen", sagt Gaus. "Die zwischen Muschelwirtschaft und Landesregierung voreilig unterzeichneten Eckpunkte sind das Gegenteil von einem offenen Gesprächsprozess zwischen allen Beteiligten, wie er hier dringend erforderlich wäre", beklagt Rösner.
Quelle: WWF