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Gemeinden auf Starkregen schlecht vorbereitet

Archivmeldung vom 19.09.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.09.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Jörg Brinckheger / pixelio.de
Bild: Jörg Brinckheger / pixelio.de

Sturzfluten können überall in Deutschland auftreten, auch fernab von Flüssen und Bächen. Dennoch seien nur die wenigsten Gemeinden in Deutschland darauf vorbereitet, warnt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. "Die meisten Gemeinden haben sich mit diesem Risiko bislang noch nicht beschäftigt", sagt der Katastrophenexperte des Bundesamts Wolfram Geier im Interview mit dem ARD-Politikmagazin "Report Mainz": "In der Regel werden Gemeinden immer dann aktiv, wenn es sie tatsächlich mit einem katastrophalen Ereignis getroffen hat."

11.000 Gemeinden gibt es in Deutschland. Über die Vorsorge vor Sturzfluten kann jede selbst entscheiden. Das Bundesamt empfiehlt vor dem Hintergrund der immer häufiger werdenden Starkregenereignisse sogenannte Starkregenrisikokarten, mit denen sich Katastrophen simulieren lassen, ohne dass tatsächlich Schäden entstehen. "Ohne Risikokarten, ohne solche Risikoanalyse, kann eine Kommune aus Sicht unserer Behörde keine vernünftige Gefahrenplanung durchführen", warnt Wolfram Geier. Im Interview mit "Report Mainz" sagt er: "Wenn eine Gemeinde heute sich auf solche Ereignisse überhaupt nicht vorbereitet, würde ich das als grob fahrlässig bezeichnen." Aus Sicht des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe gehört Vorsorge vor Gefahren wie Starkregen grundsätzlich zur Daseinsvorsorge.

Sturzfluten durch Starkregen werden von Meteorologen noch immer häufig als Jahrhundertereignisse bezeichnet. Demgegenüber stellt der Rückversicherer Munich Re fest, dass die Zahl dieser Ereignisse und die daraus resultierenden Schäden in den vergangenen Jahren zunahmen. Die Schadenssummen aus Starkregen hätten sich in den letzen dreißig Jahren mehr als verdreifacht. Sie betragen laut Angaben von Munich Re inzwischen knapp 2 Milliarden Euro im Jahr.

Dass solche sogenannten "Jahrhundertereignisse" manche Orte mitunter in deutlich kürzeren Abständen heimsuchen, erlebte unter anderem Wachtberg bei Bonn. Dreimal in sechs Jahren haben Sturzfluten die Gemeinde überflutet, zuletzt 2016.

Die Kommunen seien mit der Aufgabe des Starkregenschutzes überfordert, erklärt der Bundestagsabgeordnete Oliver Krischer (B'90 die Grünen) gegenüber "Report Mainz". "Starkregenvorsorge ist eine gesamtstaatliche Aufgabe, nicht nur der Kommunen, sondern auch des Bundes und der Länder." Das Bundesumweltministerium erklärt auf Anfrage des Politikmagazins, man habe beschlossen "eine Strategie für ein effektives Starkregenrisikomanagement zu erarbeiten. Die Strategie soll im Frühjahr 2019 vorliegen."

Krischer erklärt dazu, das Starkregenproblem sei seit Jahren bekannt. "Wenn man jetzt erst anfängt, überhaupt Konzepte zu erarbeiten, die dann auch noch Jahre in der Umsetzung brauchen, dann heißt das eigentlich, dass man versucht, das Problem auszusitzen."

Quelle: SWR - Das Erste (ots)

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