Großrazzia in VION-Schlachthof Bad Bramstedt
Archivmeldung vom 01.03.2014
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.03.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Manuel SchmidtDurchsuchungsbeschluss des Amtsgerichts Kiel: Wegen des Verdachts der unsachgemäßen Tötung von Rindern sowie Mängeln bei der Hygiene haben mehrere hundert Polizeibeamte am vergangenen Dienstag eine Großrazzia in einem als besonders tierwohlorientiert gelabelten VION-Schlachthof in Bad Bramstadt durchgeführt. PETA Deutschland e.V. hatte bereits 2012 Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Kiel gegen die Verantwortlichen dieses VION-Schlachthofes erstattet (Az. 588 Js 9353/12).
Die Tierrechtsorganisation reichte damals Beweisfotos ein, die ihr von einem Whistleblower zugespielt worden waren. Auf den Bildern hatte der Informant Fehlbetäubungen von Rindern gekennzeichnet. Mittlerweile ist erwiesen, dass in VION-Betrieben Schlachtungen unsachgemäß durchgeführt wurden, was offensichtlich auch auf eilig angelernte Billiglöhner aus Rumänien zurückzuführen ist. Die aktuelle Aktenlage belegt zudem, dass in vielen Fällen Nachbetäubungen der Tiere erforderlich waren. PETA lobt ausdrücklich das entschiedene Vorgehen der Staatsanwaltschaft Kiel, die für ihr beherztes Einschreiten bei Tierschutzdelikten bekannt ist. Die Tierrechtsorganisation führt die Großrazzia und auch den vorläufigen Betriebsstopp zum Teil auf die 2012 gestellte Strafanzeige zurück. Der NDR zeigte gestern um 19:30 Uhr bislang unveröffentlichtes PETA-Beweismaterial im Schleswig-Holstein Magazin.
„Eine Studie der Bundesregierung belegt, dass in Deutschland etwa 10 Prozent aller Rinder und Schweine bei der Schlachtung nicht ausreichend betäubt werden. Dies ist eines der größten Verbrechen, das sich eine Gesellschaft mit angeblich hohen ethischen Ansprüchen vorhalten lassen muss. Der Schlachthof von VION ist keine Ausnahme, sondern die Regel“, so Dr. Edmund Haferbeck, wissenschaftlicher Berater bei PETA.
VION ist ein international operierendes Unternehmen mit Sitz in den Niederlanden. Es erzielt mit ca. 13.000 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von rund 6,5 Milliarden Euro. Im VION-Schlachthof in Bad Bramstadt werden täglich bis zu 500 Rinder geschlachtet.
In Deutschland wurden 2013 rund 3,5 Millionen Rinder getötet. Der Schädel einer Kuh ist sehr massiv. Um die Betäubung sachgemäß durchzuführen, muss das Gehirn mit einem Bolzenschuss beim ersten Versuch direkt getroffen werden. Dies ist ein zeitaufwändiger Vorgang, der nicht von ungeschultem Personal vorgenommen werden kann. Zudem muss das Rind komplett still stehen. Diese Punkte werden bei den im Akkord vorgenommenen Fließbandtötungen in Schlachthöfen oftmals nicht beachtet. Bei unzureichenden Betäubungen erleben Rinder den Kehlenschnitt und das Ausbluten bei vollem Bewusstsein mit, während sie an einem Bein kopfüber aufgehängt werden. Nachbetäubungen sind tierschutzrelevant, PETA konnte 2012 die Verurteilung eines Schlachters aus Baden-Württemberg erreichen, der einen Bullen durch unsaubere Betäubungen leiden ließ. Der Bundesregierung zufolge sind auch rund eine halbe Million Schweine nicht betäubt, wenn sie ausbluten und anschließend in einem heißen Brühbad qualvoll sterben.
Quelle: PETA Deutschland e.V.