Tod im Sachsenforst Forstbetrieb lässt Hirsche hungern
Archivmeldung vom 10.12.2020
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Freigeschaltet durch André OttIn einem offenen Brief konfrontiert die Tierschutzorganisation Wildtierschutz Deutschland den sächsischen Staatsminister für Umwelt und Landwirtschaft, Herrn Wolfram Günther, mit offensichtlichen Missständen bei der jagdlichen Arbeit seiner Forstbehörde.
"In den letzten Jahren haben wir immer wieder Anrufe oder E-Mails von Bürgern und von Jägern aus dem Erzgebirgskreis erhalten, die die offensichtlich wildfeindliche Einstellung des Staatsbetriebs Sachsenforst beklagen," erläutert Lovis Kauertz, Vorsitzender von Wildtierschutz Deutschland.
So finden zwischen Oktober dieses Jahres und Januar 2021 allein im Forstbezirk Neudorf (Sehmatal) im Erzgebirgskreis über 30 Gesellschaftsjagden mit jeweils teilweise über 100 Jägern aus ganz Deutschland und dem angrenzenden Ausland statt. Forstamtsleiter des Staatsforstes und ihre Vertreter werden zitiert, im Bestand von Rehen und Hirschen eine "schwarze Null" erreichen zu wollen.
Es entsteht der Eindruck, dass frei nach der Devise "Wald vor Wild" durch den SBS in den Wäldern des Erzgebirges insbesondere der Rotwildbestand (Hirsche) nach Gusto der Forstamtsleiter zusammengeschossen wird. Tatsächlich wurden die Abschusspläne für Rehe und Hirsche in den durch die SBS bewirtschafteten Wäldern in den letzten Jahren wohl kontinuierlich erhöht.
Ziel ist es angeblich, so wie es nun auch im Referentenentwurf zur Novellierung des Bundesjagdgesetzes heißt, "die Verjüngung des Waldes im Wesentlichen ohne Schutzmaßnahmen zu ermöglichen". "Tatsächlich ist es aber wohl so, dass mit möglichst geringem Aufwand und ohne Rücksicht auf Verluste der hier heimischen Wildtiere jegliche Schmälerung der Rendite aus der Forstbewirtschaftung vermieden werden soll," erklärt Lovis Kauertz.
Beklagt werden insbesondere auch von den heimischen Jägern die Intensität und Brutalität der durch die Forstbehörde durchgeführten Jagden, die Weigerung den Hirschen, die in der nahrungsarmen Zeit im Winter in den Wäldern kaum Nahrung finden, eine artgerechte Winterfütterung anzubieten und das Fehlen von störungsfreien Rückzugsräumen.
Wildtierschutz Deutschland vertritt die Position, dass zu einem wald- und wildgerechten Wildtiermanagement die Ausweisung von jagd- und störungsfreien Äsungsflächen und Wildruhezonen gehört, die Reduzierung der Abschusspläne und eine Begrenzung der Jagdzeit auf wenige Herbstmonate eines Jahres.
Durch gezielte wildtierökologische Maßnahmen könnten Wildtiere in forstwirtschaftlich weniger kritische Bereiche gelenkt werden. Um insbesondere im Winter Wildschäden durch Rotwild zu vermeiden, muss in den Wäldern, die im Winter keine ausreichende Nahrung für das Rotwild (Hirsche) bieten, ab Mitte November eines Jahres eine artgerechte Winterfütterung angeboten werden.
Quelle: Wildtierschutz Deutschland e.V. (ots)