Deutsche Steuer-Milliarden: In der Ostsee versenkt
Archivmeldung vom 23.07.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie "BELTRETTER" - ein Zusammenschluss von 15 mitgliederstarken Initiativen und Organisationen entlang der Ostseeküste zwischen Lübeck und Fehmarn sowie zahlreicher Einheimischer und Urlauber - sagen die Verschwendung von mehr als drei Milliarden Euro deutscher Steuergelder voraus. Diese Summe nämlich hat Deutschland im Zuge des geplanten Fehmarnbelt-Tunnels mindestens aufzubringen. Bei dem Tunnel würde es sich - sollte das Projekt tatsächlich Realität werden - um Nord-Europas größte Baustelle handeln. Der geplante 18 Kilometer lange Belt-Tunnel soll durch die Ostsee hindurch die dänische Insel Lolland mit der deutschen Insel Fehmarn verbinden.
Zwar wollen die Dänen die Baukosten des Tunnels in Höhe von mehr als sieben Milliarden Euro selbst tragen, aber Deutschland ist an den EU-Zuschüssen beteiligt und muss zudem Autobahn- und Bahntrassen hin zum Tunnel ausbauen. Mehr als drei Milliarden Euro - die Kostenschätzung musste im Laufe der Jahre immer wieder nach oben korrigiert werden - müsste Deutschland dafür aufbringen. Dabei ist nie nachgewiesen worden, dass dieser Tunnel überhaupt wirklich erforderlich ist und wirtschaftlich betrieben werden könnte. Zudem: Seit mehr als 50 Jahren besteht auf der Strecke eine Fährlinie - mit einer Auslastung von gerade einmal etwa 40 Prozent. Derzeit queren täglich lediglich 5.500 Fahrzeuge den Fehmarnbelt. Zum Vergleich: Durch den Hamburger Elbtunnel fahren am Tag bis zu 140.000 Autos und Lkws. Karin Neumann, Sprecherin der BELTRETTER: "Für 5.500 Fahrzeuge täglich würde in Deutschland noch nicht einmal eine Umgehungsstraße genehmigt werden. Hier aber sollen insgesamt mehr als zehn Milliarden Euro versenkt werden. Gleichzeitig fehlen in Deutschland nach Angaben einer Experten-Kommission der EU 90 Milliarden Euro für die dringend erforderliche Instandsetzung und den Erhalt von Straßen, Autobahnen, Wasserstraßen und Brücken." Die BELTRETTER fordern daher, die Fährlinie zu stärken und das Geld lieber bundesweit in die Instandsetzung von Brücken, Tunneln, Straßen, Bahn- und Autobahntrassen zu investieren, statt auf das Tunnel-Prestigeprojekt zu setzen.
"Wahnsinnstunnel" gefährdet die ohnehin labile Ostsee
Nach Meinung der BELTRETTER und verschiedener Experten gefährdet der geplante Fehmarnbelt-Tunnel überdies die ohnehin labile Ostsee. Die Ostsee - jetzt schon permanent unter Sauerstoffknappheit leidend - würde durch die Bauarbeiten zusätzlich massiv geschädigt werden. Bei dem geplanten Fehmarnbelt-Tunnel handelt es sich nämlich nicht um einen Bohrtunnel, sondern um einen so genannten Absenktunnel. Das heißt: Durch den Ostseegrund würde für den Absenktunnel mit immensem Aufwand ein tiefer und 18 Kilometer langer Graben gebaggert werden, um dann darin die vorgefertigten riesigen Beton-Tunnelelemente abzusenken. Ein massiver und daher bedrohlicher Eingriff in das Ökosystem Ostsee. Die Ostsee würde im Umfeld der Baustelle und weit darüber hinaus - so Expertenmeinungen - für mindestens sechs Jahre zur trüben Brühe werden - von Flensburg bis Rügen. Dazu äußert sich auch der Inhaber der populären Wassersportmarke CORE und Mitglied des Tourismusbeirates der Insel Fehmarn Bernie Hiss im Videointerview: http://ots.de/mhnaE. Dazu muss man wissen, dass die Ostsee etwa 40 bis 60 Jahre braucht, um das eigene Wasser einmal durch Frischwasser zu ersetzen. Tunnel-Baustelle und Tunnel würden wie eine künstliche Barriere wirken. Der ohnehin knappe Sauerstoffgehalt könnte weiter sinken.
Protest entlang der Ostseeküste nimmt zu
An der Ostseeküste nimmt daher der Protest gegen das Vorhaben weiter zu. Zum Beispiel sind in Travemünde, am Timmendorfer Strand, in Grömitz, Scharbeutz und auf Fehmarn immer mehr blaue Andreaskreuze und BELTRETTER-Fahnen zu sehen. Täglich werden es mehr. Sie verstehen sich als Zeichen des Protestes gegen den geplanten Fehmarnbelt-Tunnel. Gerade die Menschen in den Bädern entlang der Ostseebäder sorgen sich. Denn nach Fertigstellung des Fehmarnbelt-Tunnels könnten in schnellem Takt fast einen Kilometer lange Güterzüge entlang der Orte und in Richtung Tunnel rattern. Ananda Julia Albert, ebenfalls Sprecherin der BELTRETTER: "Dieses Projekt ist eine einzige Schnapsidee und ein Steuergeld-Grab. Wir hoffen sehr, dass Verkehrsminister Dobrindt und Bundeskanzlerin Merkel nach einer erneuten Prüfung des Projektes zum selben Schluss kommen und es dann endlich beenden."
Quelle: Beltretter (ots)