Erwärmung des Nordpolarmeers ungebrochen
Archivmeldung vom 06.10.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittVor wenigen Tagen kehrte "Maria S. Merian" von ihrer zweiten Arktis-Expedition zurück. Mit im Gepäck sind Daten, die den Trend zur Erwärmung der Arktis weiter bestätigen.
"Das Wasser, das aus der Norwegensee in die Arktis strömt, ist diesen Sommer im
Mittel um fast 0,8 Grad Celsius wärmer als im letzten Sommer," sagt Dr. Ursula
Schauer vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung, die
Fahrtleiterin der Expedition. "Dabei waren die letzten zwei Jahre bereits wärmer
als die 20 Jahre zuvor, in denen regelmäßige Messungen vorliegen. Über dem
Yermakplateau, einem untermeerischen Rücken, haben die Ozeanographen gemessen,
dass über 4 Grad Celsius warmes Wasser bis 81°20' Nord vordringt," so Schauer.
Biologen entdeckten während der Expedition Arten von tierischem Plankton aus der
Norwegensee, die mit dem warmen Wasser bis in die nördlichen Breiten
vorgedrungen waren, wo sie bislang nicht beobachtet wurden.
Einen Monat
waren Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts, der Universität Bremen und
des polnischen Instituts für Ozeanographie am Rand des Meereises zwischen
Grönland und Spitzbergen dem warmen Wasser auf der Spur. In diesem Jahr war die
Meereisgrenze weit im Norden. So erreichte "Maria S. Merian" bei 81°20'N ihre
bislang nördlichste Position. In der Framstraße haben die Wissenschaftler
ozeanographische und biologische Langzeituntersuchungen fortgeführt, die vor
zehn Jahren begonnen wurden. Der in den letzten Jahrzehnten beobachtete
Klimawandel ist in der Arktis besonders stark ausgeprägt. Die Ozeanographen
arbeiten daran, die Rolle der Meere in diesem Prozess besser zu verstehen.
Offene Fragen sind, wie viel Wärme durch den nördlichsten Ausläufer des warmen
Nordatlantikstromes in die Arktis gepumpt wird und wie stark diese Wärmepumpe
variiert. Dazu wird seit 1997 an einem aufwändigen Verankerungssystem in der
Meerenge zwischen Grönland und Spitzbergen der Transport warmen, salzreichen
Wassers aus dem Atlantik in die Arktis gemessen.
Die bisherigen
Messungen haben gezeigt, dass es im vergangenen Jahrzehnt mehrere starke
Wärmepulse gab. Aus der Kombination dieser und ähnlicher Daten wurde im Rahmen
eines internationalen Programms erstmalig rekonstruiert, wie sich ein Wärmeschub
aus dem Atlantik innerhalb von mehreren Jahren über das Europäische Nordmeer bis
weit ins Innere der Arktis fortsetzt. Um die Zeitreihe fortzusetzen, haben die
Wissenschaftler die in der Framstraße verankerten Geräte aufgenommen und durch
neue ersetzt. Die automatisierten Langzeitmessungen werden durch Detailmessungen
der momentanen Wassertemperatur überprüft und ergänzt.
DAMOCLES
Die
Untersuchungen sind eingebunden in ein europäisches Forschungsprojekt, in dem
die Langzeitentwicklung der Arktis durch Modellierung und Beobachtung untersucht
wird (DAMOCLES - Developing Arctic Modeling and Observing Capabilities for
Long-term Environmental Studies). Dabei steht das Zusammenspiel von Meereis,
Atmosphäre und Ozean im Fokus. Ein Ziel des Projektes ist es, die potentiellen
Auswirkungen des drastisch reduzierten Meereises auf das Klima und damit auf
Umwelt und Mensch, sowohl regional als auch global, zu erforschen. Mehr
Informationen zu DAMOCLES finden Sie im Internet: http://www.damocles-eu.org/
"Maria Sybilla Merian"
Das Eisrandforschungsschiff "Maria Sybilla Merian" ist
Eigentum des Landes Mecklenburg-Vorpommern, vertreten durch das Institut für
Ostseeforschung Warnemünde (http://www.io-warnemuende.de/miscell/merian/).
Die Leitstelle des Forschungsschiffs ist am Institut für Meereskunde der
Universität Hamburg angesiedelt (http://www.ifm.uni-hamburg.de/).
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.