Überraschender Fund im ozeanischen "Wellensalat" - Neues Stromsystem im Indischen Ozean
Archivmeldung vom 19.01.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMeereswissenschaftlern des IFM-GEOMAR und der Universität Kapstadt ist es gelungen, die Eigenschaften und Quellen eines vor kurzem neu entdeckten Stromsystems im Indischen Ozean aufzuklären.
In den Weltozeanen gibt es einen sehr langsamen und großräumigen Austausch von
Wassermassen, der für die Stabilität unseres Klimasystems von zentraler
Bedeutung ist. Auf diesem globalen Wassermassen-Förderband wurden für die
subtropischen Regionen bisher die meridionalen (Süd-Nord) Transporte als
entscheidend angesehen.
Diese Auffassung muss aufgrund neuerer
Untersuchungen nun teilweise revidiert werden. Mit aus Satellitenmessungen
gewonnenen Aussagen über die Änderungen der Meereshöhe können Strömungen
berechnet werden. Die Analyse solcher Daten führte jetzt zu dem Schluss, dass
zonale (West-Ost) Strömungen auch in den Subtropen eine wichtige Rolle spielen
können. Untersuchungen holländischer sowie deutscher und südafrikanischer
Autoren (Palastanga, et al., 2007; Siedler, et al., 2006) führten zur Entdeckung
einer bisher unbekannten nach Osten gerichteten Meeresströmung im subtropischen
südlichen Indischen Ozean.
Prof. Gerold Siedler vom IFM-GEOMAR bestimmte mit
seinen Kollegen von der Universität Kapstadt die Struktur und die Quelle dieser
Meeresströmung. In dem Seegebiet, das durch überwiegend westliche Strömungen und
sehr lange ?planetarische Wellen? gekennzeichnet ist, die langsam von Australien
nach Madagaskar wandern, fanden sie bei etwa 25°S einen nur 50 ? 100 km breiten
und bis zu 800 m tiefen ostwärts gerichteten Gegenstrom, der in diesen Wellen
verborgen ist. Mittelt man über viele Jahre, zeigt sich ein Stromband, in dem
etwa 10 Millionen Kubikmeter Wasser pro Sekunde nach Osten transportiert werden.
Seinen Ursprung hat der Strom im südwärts gerichteten Ost-Madagaskar-Strom, der
sich im Südwesten von Madagaskar in ein westliches Stromband in Richtung Afrika
und in ein östliches Stromband verzweigt. Diese Umkehr des Ost-Madagaskar-Stroms
von West nach Ost war früher vermutet worden, konnte jedoch bisher nie schlüssig
bewiesen werden. Nun konnte der Nachweis erbracht werden, dass dieser Zweig eine
wesentliche Quelle des subtropischen Gegenstroms darstellt, der mehr als den
halben Indischen Ozean überquert. "Aus dem Untersuchungsgebiet gibt es nur
wenige von Schiffen oder Bojen gemessene Daten, die außerdem ungleichmäßig
verteilt sind." so Prof. Siedler. "Erst die Verbindung von neuen
Satellitendatensätzen mit direkten Beobachtungen machte diese neue Entdeckung
möglich." Die neuen Erkenntnisse liefern auch einen neuen Mosaikstein zum
Verständnis der globalen Ozeanzirkulation. "Großräumige Transporte spielen im
Meer eine wichtige Rolle für den Energiehaushalt des Ozeans und damit für das
Klimasystem", so Prof. Siedler.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.