Lärmschutz für Schweinswale
Archivmeldung vom 08.01.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittOffshore-Windenergieanlagen leisten einen zunehmenden Beitrag zur Energieerzeugung in Deutschland. Aber welche Auswirkungen haben die großen Windparks in Nord- und Ostsee auf die Tierwelt? Vor allem der Schall, der beim Einrammen der Pfähle in den Meeresboden entsteht, steht im Verdacht, für Meerestiere gefährlich zu sein.
Mit Rammgeräuschen und deren Auswirkungen beschäftigen sich seit
einigen Jahren die Forscher des Instituts für Statik und Dynamik (ISD,
Leitung: Prof. Dr.-Ing. Raimund Rolfes) der Leibniz Universität
Hannover gemeinsam mit den Partnern DEWI (Deutsches
Windenergieinstitut) und ITAP (Institut für technische und angewandte
Physik, Oldenburg). Jetzt sind zwei Forschungsprojekte zur
Weiterentwicklung und Erprobung von Lärmschutzmaßnahmen mit einem
Gesamtvolumen von 1,5 Millionen Euro vom Bundesministerium für Umwelt,
Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) genehmigt worden. Die beiden
Projekte "Schall 3" und "FINO 3" sind Verbundvorhaben. Das heißt, dass
sich verschiedene Partner aus der Industrie an den Projekten beteiligen
und dafür zusätzlich Förderung beantragen.
Bei den Projekten
"FINO 3" ("Forschungsplattformen in Nord- und Ostsee") und "Schall 3"
untersuchen die Wissenschaftler unter der Leitung der Leibniz
Universität Hannover gemeinsam mit den Forschungs- und
Industriepartnern beim Bau der Forschungsplattform FINO 3 in der
Nordsee westlich von Sylt sowie an einem Testpfahl in der Lübecker
Bucht in der Ostsee Schallausbreitung, Möglichkeiten der
Schallreduzierung und die Auswirkungen auf Meeressäuger. Die Husumer
Firma BioConsult zum Beispiel testet mit Zählungen und
Verhaltensuntersuchungen die Wirkung des Wasserschalls auf
Schweinswale. Die Wissenschaftler der Leibniz Universität Hannover
erforschen dabei schwerpunktmäßig die Verminderung der
Schallentstehung. "Wir wollen den Schall schon bei der Entstehung
reduzieren", sagt Jörg Rustemeier vom Institut für Statik und Dynamik.
Dabei
geht es den Wissenschaftlern zum einen darum, eine neue Form der
Rammtechnik zu untersuchen. Bei der bewährten Schlagrammtechnik treten
sehr starke impulsartige Geräusche auf. In einem Kilometer Abstand kann
der Spitzenschalldruck noch mehrere Kilopascal betragen. Die
hannoverschen Forscher testen, ob die neuartige Technik der
Vibrationsrammung weniger Schall verursacht. Zum anderen
experimentieren die Wissenschaftler mit Möglichkeiten, den Schall
abzuschirmen. Sie untersuchen, ob eine Schalldämmwand um den Pfahl
herum effektiv ist. Eine andere neuartige Möglichkeit ist ein
Blasenschleier, bei dem künstlich erzeugte Bläschen um den Pfahl herum
den Schall abdämmen sollen. Der sogenannte Monopile, auf dem die
Forschungsplattform FINO 3 gegründet werden soll, hat einen Durchmesser
von rund fünf Metern und steht in etwa 30 Meter tiefem Wasser. Der
Testpfahl in der Ostsee steht in acht Meter Wassertiefe und hat einen
Durchmesser von etwa zwei Metern. Vorab entwickeln die Forscher die
Schallschutzprojekte mithilfe von Modellen in einem kleineren Maßstab
im Großen Wellenkanal in Hannover. Auch am Computer werden die Modelle
simuliert. An der Umsetzung der schallmindernden Maßnahmen in Nord- und
Ostsee sind die Partner aus der Industrie maßgeblich beteiligt.
Quelle: Universität Hannover