Graf Bernstorff offen für Mediationsverfahren für Gorleben
Archivmeldung vom 02.12.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEiner der Wortführer und Organisatoren des Widerstandes gegen das im Gorlebener Salzstock geplante Endlager für hochradioaktiven Müll, Andreas Graf von Bernstorff, hat, nach den Erfahrungen mit dem Stuttgarter Bahnhofs-Schlichter Heiner Geißler, ein Mediationsverfahren für den Endlager-Streit befürwortet. In einem Interview mit der "Leipziger Volkszeitung" sagte Graf Bernstorff: "Einem ernst gemeinten Mediationsverfahren würden wir uns nicht grundsätzlich entgegenstellen. Allerdings hat eine Mediation keinen Sinn, wenn im Vorfeld bereits vollendete Tatsachen geschaffen sind."
Damit kritisierte Graf Bernstorff auch das von Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) wieder aufgenommene alternativlose Erkundungsverfahren im Gorlebener Salzstock. "Ein transparentes Verfahren ist nur möglich, wenn vergleichende Untersuchungen an anderen Standorten und in anderen Gesteinsformationen durchgeführt werden, damit durch einen Vergleich das bestmögliche Endlager gefunden werden kann."
Der Bundesumweltminister, der an diesem Donnerstag zu seinem ersten offiziellen Gorleben-Besuch aufbricht, wird im Lauf des Tages in Gartow mit der Familie Graf Bernstorff zu einem vertraulichen Gespräch zusammentreffen. Die lokale Bevölkerung will dem Bundesumweltminister mit Protesten und einer Mahnwache entgegentreten.
"Der Gorleben-Besuch des Bundesumweltministers Röttgen wird vom größten Teil der Bevölkerung sowie von der Mehrheit des Kreistages nicht als Beginn eines Dialogverfahrens verstanden. Wir als Familie Bernstorff schließen uns dieser Meinung an", sagte der Graf. "Man kann nicht vollendete Tatsachen schaffen - Fortführung der Erkundung, beziehungsweise Bau des Endlagers - und dann einen Dialog anbieten, obwohl alle Entscheidungen bereits getroffen wurden. Insofern kann es nur einen guten Start geben, wenn die Ausbauarbeiten im Gorlebener Salzstock unterbrochen werden", verlangte Graf Bernstorff.
Das von Röttgen gewählte Vorgehen sei "nicht lösungsorientiert", weil eine formal-rechtliche Bürgerbeteiligung fehle. Deswegen hätte man entschlossen, zu klagen, um eine Umweltverträglichkeitsprüfung, sowie ein Standortauswahlverfahren einzufordern. "Der Besuch von Herrn Röttgen hätte bereits vor dem Beschluss der Weitererkundung in Gorleben und der Verlängerung der Laufzeiten deutscher Kernkraftwerke - mit der Folge von 500 zusätzlichen Castorbehältern - erfolgen müssen", meinte Graf Bernstorff grundsätzlich.
Quelle: Leipziger Volkszeitung