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Fraunhofer WKI simuliert Holzbau im Klimawandel: Holzbauten halten der Erderwärmung stand

Archivmeldung vom 24.08.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.08.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Typisches Holzrahmenhaus mit Wärmedämmverbundsystem mit Dämmplatten aus Holzfasern.
Typisches Holzrahmenhaus mit Wärmedämmverbundsystem mit Dämmplatten aus Holzfasern.

Bild: Fraunhofer WKI I Norbert Rüther (idw)

Gebäude aus Holz halten dem Klimawandel stand und helfen CO2 zu binden. Das ist das Ergebnis einer Studie, die das Fraunhofer-Institut für Holzforschung, Wilhelm-Klauditz-Institut WKI gemeinsam mit dem Holzbau Deutschland-Institut durchgeführt hat. Heute und in den nächsten 100 Jahren sind auf Basis der aktuellen Klimaprognosen keine bauphysikalischen Schäden an Holzbauten zu erwarten. Für die zukünftige Bauplanung haben die Forschenden außerdem Empfehlungen zum Schutz vor Hitze, Holzschädlingen und Extremwetterereignissen wie Sturm und Starkregen entwickelt.

Mit einer Rekordhitzewelle im Juli 2019 und dem wärmsten Juni seit Beginn der Wetteraufzeichnungen stellt sich die Frage, welche Anpassungen unserer Lebensweise aufgrund des Klimawandels notwendig werden könnten. Müssen beispielsweise Gebäude in Zukunft anders gebaut werden? Ist es auch unter den prognostizierten klimatischen Bedingungen sinnvoll, mit Holz zu bauen? Forschende am Fraunhofer WKI haben daher untersucht, ob die heute erstellten Holzbauten den künftigen Auswirkungen des Klimawandels standhalten.

»Wir haben die Gebrauchstauglichkeit von Holzbauten in Deutschland unter Berücksichtigung der prognostizierten klimatischen Bedingungen bis zum Jahr 2115 analysiert und sind zu dem Schluss gelangt, dass die Änderungen des Klimas keine negativen Auswirkungen auf das Bauen mit Holz haben«, fasst Projektleiter Norbert Rüther zusammen. Damit sind gute und nachhaltige Zukunftsperspektiven für das Bauen mit Holz gegeben. Gebäude aus Mauerwerk, Stahl und Beton sind zwar sehr dauerhaft, für die Ausführung werden allerdings endliche Ressourcen wie Sand, Kalkstein und Eisenerze benötigt. Diese Bauweise ist darüber hinaus energieintensiv und setzt bei der Herstellung und dem Transport große Mengen an CO2 frei. Holz als Baumaterial bietet hier viele Vorteile, denn es ist regional gut verfügbar, nachwachsend, recycelbar und hat einen deutlich geringeren Energiebedarf als herkömmliche Baustoffe. »Während seiner Nutzungszeit speichert Holz CO2 und entlastet damit die Atmosphäre, das ist ein weiterer großer Vorzug von Holzbauten«, erklärt Rüther.

In der ersten Projektphase haben die Forschenden des Fraunhofer WKI und des Holzbau Deutschland-Instituts mit Hilfe von Klimamodellen die Randbedingungen der Simulationen festgelegt. Anschließend folgte die Modellierung und Simulation des Holzbaus unter Bedingungen des Klimawandels. Daraus wurden im dritten Schritt Handlungsempfehlungen für die Bauplanung und Ausführung abgeleitet, die drei Bereiche umfassen.

»Unsere Empfehlung ist, Extremwettereignisse in die Bauplanung einzubeziehen. Sturmböen sollten in der Art und Weise der Windsogverankerung berücksichtigt werden und Starkregenereignisse in Bezug auf die Regenwasserführung. Diese Aspekte betreffen das gesamte Bauwesen, nicht nur das Bauen mit Holz«, erläutert Rüther.

Die zweite Schlussfolgerung der Forschenden betrifft den sommerlichen Wärmeschutz, der bei der Planung und Erstellung von Bauten sowie in der gesetzlichen Regelung eine größere Rolle spielen müsse.

Das dritte Thema sind Holzschädlinge: »Durch den Temperaturanstieg und kürzere Frostperioden verbessern sich die Lebensbedingungen für holzzerstörende Insekten wie Hausbock oder Termiten. Auch durch den globalen Handel eingeführte Arten fühlen sich in Europa zunehmend wohl und haben bisher keine natürlichen Feinde. Die Folgen aus einem möglichen zukünftigen Populationsanstieg von Holzschädlingen sind aktuell noch unzureichend untersucht. Hier besteht weiterer Forschungsbedarf«, resümiert Rüther.

Das erfolgreich beendete Forschungsprojekt wurde im Programm »Waldklimafonds« des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) durch den Projektträger Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) gefördert.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Fraunhofer WKI bringen ihre Expertise zum Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen unter der Berücksichtigung von Klimawandel und Ressourcenschutz auch in andere Forschungsvorhaben ein. Im Forschungsverbund »Mehr als nur Dämmung – Zusatznutzen von Dämmstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen (NawaRo-Dämmstoffe)«, gefördert vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, ermittelt das Fraunhofer WKI derzeit Grundanforderungen für das Dämmen von Gebäuden mit Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen und entwickelt materialspezifische Parameter und Messverfahren. Mit diesen Erkenntnissen können Normen und Regelwerke angepasst werden, um den Einsatz von nachhaltigen Dämmstoffen zu erleichtern.

Vor kurzem ist auch das Projekt »Development of sustainable insulation materials and building elements for the chilean market (Susi4Chile)«, gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), am Fraunhofer WKI gestartet. Es hat zum Ziel, Dämmstoffe aus in Chile einheimischen Pflanzen sowie bislang weitestgehend ungenutzten pflanzlichen »Abfällen« zu entwickeln, die in der chilenischen Land-, Forst- oder Holzwirtschaft anfallen. Damit tragen die Forschenden des Fraunhofer WKI zu einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung sowie zur Verbesserung der Umweltbilanz des Bauwesens in Chile bei und eröffnen neue Wertschöpfungsmöglichkeiten.

Quelle: Fraunhofer-Gesellschaft (idw)


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