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Klageflut gegen Bayer-Konzern wegen giftiger Chemikalie PCB

Archivmeldung vom 01.03.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.03.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Giftflasche (Symbolbild)
Giftflasche (Symbolbild)

Bild: Eigenes Werk /OTT

Der Bayer-Konzern kämpft nach den Gerichtsverfahren um das Pestizid Glyphosat nun auch mit einer Welle Schadenersatzklagen wegen der hochgiftigen Chemikalie PCB. Die US-Stadt Baltimore verklagt das Tochterunternehmen Monsanto, weil die wahrscheinlich krebsauslösende Substanz ihre Gewässer belaste.

Die Firma müsse Schadenersatz etwa für die Reinigung des Hafens und eines Sees des 600.000-Einwohner-Orts an der amerikanischen Ostküste zahlen, heißt es in der Klageschrift, die der Tageszeitung "taz" (Freitagausgabe) vorliegt. Die Klageschrift nennt zwar keinen Betrag, laut Stadtverwaltung hat Monsanto aber "mindestens zig Millionen Dollar" ("at least tens of millions of dollars") Schäden angerichtet.

14 ähnliche Klagen liegen der Kommune zufolge bereits von anderen Städten wie San Diego oder Seattle und auch von Bundesstaaten vor. Der Staat Oregon etwa verlangt 100 Millionen Dollar. Monsanto ist darüber hinaus dem neuen Bayer-Geschäftsbericht zufolge "mit einer Vielzahl von Klagen" wegen mutmaßlich durch PCBs verursachte Gesundheits- und Vermögensschäden von Personen konfrontiert. Allein 2016 zahlte das Unternehmen für Vergleiche in solchen Fällen nach eigenen Angaben 280 Millionen Dollar.

Damit droht dem Leverkusener Chemiekonzern Bayer ein weiteres erhebliches Prozessrisiko, weil er vergangenes Jahr Monsanto übernommen hat. Die US-Tochter muss sich außerdem beispielsweise gegen rund 11.000 Schadensersatzklagen wegen mutmaßlich durch ihr Pestizid Glyphosat verursachte Krebserkrankungen wehren.

Polychlorierte Biphenyle, kurz PCB, sind industriell erzeugte Chlorverbindungen. Sie wurden zum Beispiel in Elektrogeräten wie Transformatoren und Kondensatoren, als Hydraulikflüssigkeit sowie als Weichmacher in Lacken verwendet. Die Chemikalien gelangten in die Umwelt, indem sie beispielsweise aus Farben ausgasten oder als PCB-haltige Maschinen unsachgemäß entsorgt wurden. Sie sind langlebig, reichern sich in Organismen an und verteilen sich auf der ganzen Welt.

Monsanto habe seit Jahrzehnten gewusst, dass PCBs entweichen und dann solche Schäden anrichten können, schreiben die Anwälte der Stadt. Doch "Monsanto hat diese Tatsachen verheimlicht und weiter PCBs produziert" bis zu deren Verbot in den USA im Januar 1979.

Die Stadt beruft sich darauf, dass die US-Umweltbehörde PCBs als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft hat. Die Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation halte die Chemikalien sogar für eindeutig krebserregend. Laut Umweltbehörde hätten PCBs auch die Fortpflanzungsfähigkeit sowie das Immun-, Nerven- und Hormonsystem von Versuchstieren geschädigt.

Bayer teilte der taz auf Anfrage lediglich mit: "Monsanto hat die Produktion von PCB vor mehr als 40 Jahren eingestellt. Wir prüfen derzeit die Klage der Stadt Baltimore, sind aber davon überzeugt, dass die Vorwürfe unbegründet sind und werden uns in diesem Verfahren entschieden verteidigen."

Quelle: taz - die tageszeitung (ots)

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