Coca-Cola startet neuen Frontalangriff auf das Mehrwegsystem
Archivmeldung vom 21.02.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNach Informationen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) plant Coca-Cola den kompletten Ausstieg aus dem Mehrwegsystem. In den vergangenen 28 Jahren ist das der fünfte Generalangriff des amerikanischen Erfrischungsgetränkekonzerns auf das bundesdeutsche Mehrwegsystem. Coca-Cola kämpft weltweit gegen Umweltgesetze und überschwemmt die Märkte mit Plastikflaschen und Getränkedosen. Nach Berechnungen der DUH sinkt die Mehrwegquote von Coca-Cola mit der jetzt bekannt gewordenen Umstellung von 56 auf nur noch 42 Prozent. Der Konzern ersetzt seine 0,5 sowie 1,5 Liter Mehrwegflaschen gegen unökologische Einweg-Plastikflaschen und Getränkedosen.
Die Unternehmensentscheidung führt zu deutlich höheren Umweltbelastungen und gefährdet allein bei Coca-Cola bis zu 1.000 Arbeitsplätze. Die Auswirkungen auf die Mitarbeiter im Getränkehandel sind in dieser Rechnung noch nicht berücksichtigt. Nach Informationen der DUH will es Coca-Cola dabei nicht belassen: Auch die 1,0 Liter Mehrwegflasche soll nach Brancheninformationen in zwei bis drei Jahren auf Einweg umgestellt werden.
DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch bewertet die Entscheidung von Coca-Cola gegen Mehrweg als eine klare Entscheidung für mehr Profit zu Lasten grüner Arbeitsplätze und der Umwelt. "Weltweit zählt Coca-Cola zu den am rücksichtslosesten operierenden Unternehmen in ihrem Einsatz gegen Umweltgesetze. Jetzt zeigt der amerikanische Brausekonzern sein wahres Gesicht auch in Deutschland." Resch fordert die Verbraucher dazu auf, auf die zahlreich vorhandenen Mehrweg-Alternativen umzusteigen, die überwiegend von regionalen Abfüllern angeboten werden.
Coca-Cola ist Marktführer im deutschen Erfrischungsgetränkesegment. Wenn das Unternehmen seine Mehrwegflaschen abschafft, wird dies nach Einschätzung des Umwelt- und Verbraucherschutzverbandes zu einem deutlichen Rückgang der Mehrwegquote im Erfrischungsgetränkebereich führen. "Bundesumweltministerin Hendricks sollte sich ein Beispiel am ehemaligen Umweltminister Töpfer nehmen, der einen beschlossenen Mehrwegausstieg von Coca-Cola Ende der 80er Jahre mit einem konsequenten Handeln verhindern konnte", erklärt Resch. Die DUH fordert, zusätzlich zum geltenden Einwegpfand, die Einführung einer Abgabe in Höhe von 20 Cent auf unökologische Einweg-Getränkeverpackungen und eine Regelung zur klaren Kennzeichnung von Einweg und Mehrweg auf der Verpackung. Nur so kann das gesetzlich festgelegte Ziel von 80 Prozent ökologisch vorteilhafter Getränkeverpackungen erreicht werden.
Coca-Cola begründet seinen Teilausstieg aus dem Mehrwegsystem offiziell damit, dass wiederbefüllbare Flaschen in geringerem Maße von Kunden nachgefragt würden und nur noch eingeschränkt rentabel seien. "Coca-Cola setzt seine eigenen Getränke in Mehrwegflaschen unter Druck, indem das Unternehmen z.B. bei Aldi seine Cola zu Schleuderpreisen in Einweg verkaufen lässt", erklärt der DUH-Bereichsleiter für Kreislaufwirtschaft Thomas Fischer. Er verweist darauf, dass auch beim Discounter Lidl demnächst Einweg Coca-Cola Dosen erhältlich sein sollen.
Fischer kritisiert außerdem, dass Coca-Cola durch den Absatz von Getränken in Einwegverpackungen versuche, bei Discountern Marktanteile hinzuzugewinnen. Dabei nehme das Unternehmen weder Rücksicht auf den Umweltschutz, noch auf seine Mitarbeiter. Der Abbau des Mehrwegsystems führe zum Abbau von Arbeitsplätzen, da bei Abfüllung und Logistik von Mehrwegflaschen mehr Mitarbeiter benötigt werden als in Einwegbetrieben.
Hintergrund zu Coca-Cola und seinem Verhältnis zum Mehrwegschutz:
1. Umweltminister Töpfer reagierte 1987 auf die Ankündigung von Coca-Cola, die 1,0 l Mehrwegflasche durch Einweg-PET zu ersetzen, mit einer Verordnung zur Einführung eines Pfandes auf Einweg-PET Flaschen. Daraufhin beschloss Coca-Cola, die 1,5 l Mehrweg PET-Flasche einzuführen.
2. Ende der 90er Jahre forderte Coca-Cola die Abschaffung der 72 Prozent Mehrwegschutzquote und wollte bundesweit Verkaufsautomaten für Einweg-Getränke aufstellen. Die damalige Bundesumweltministerin Angela Merkel erteilte Coca-Cola eine Abfuhr.
3. Von 2000 bis 2002 kämpfte Coca-Cola verbissen gegen die Einführung eines Pflichtpfandes auf Getränkedosen und Plastikflaschen, scheiterte aber am damals verantwortlichen Bundesumweltminister Jürgen Trittin.
4. Zur Fußball-WM 2006 in Deutschland torpedierte Coca-Cola das Mehrwegsystem mit einer Einweg-PET Flasche in Fußballform, die als "Mehrwegflasche" pfandfrei abgegeben wurde. Mit Unterstützung des damaligen Bundesumweltministers Sigmar Gabriel stoppte die DUH diesen Versuch, den Mehrwegschutz und Einwegpfandregelungen zu unterlaufen.
5. Im Januar 2015 wurde bekannt, dass Coca-Cola sich erneut von Mehrweg verabschieden möchte. Noch nicht klar ist, ob sich die amtierende Bundesumweltministerin Barbara Hendricks - wie ihre Vorgänger - für grüne Arbeitsplätze und den Schutz des Mehrwegsystems einsetzen wird.
Quelle: Deutsche Umwelthilfe e.V. (ots)