2006 - Ein Jahr vertaner Chancen für den Umweltschutz
Archivmeldung vom 22.12.2006
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Freigeschaltet durch Jens Brehl2006 war für den Umwelt- und Verbraucherschutz in Deutschland ein Jahr des Stillstands. Diese ernüchternde Bilanz zog der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zum bevorstehenden Jahreswechsel. Schuld daran seien Verzögerungen durch die Länder wie bei der Bekämpfung des Feinstaubs und Blockaden seitens der Industrie wie beim Klimaschutz. Auch die Bundesregierung trage Verantwortung für die Versäumnisse.
Das von ihr vorgelegte Verbraucherinformationsgesetz sei wegen
handwerklicher Fehler am Bundespräsidenten, das
Nichtraucherschutzgesetz am Föderalismus gescheitert. Das dringend
notwendige Gesetz zur Wärmenutzung aus erneuerbaren Energien habe das
Bundesumweltministerium zurückgezogen. Der in Kürze vorgeschriebene
Gebäude-Energiepass biete Mietern und Immobilienkäufern kaum
Informationen über Heizkosten und Einsparmöglichkeiten, verwässert
worden seien auch EU-Regeln zum Schutz vor giftigen Chemikalien. Und
noch immer gebe es für Diesel-Pkw keine Förderung der Nachrüstung mit
Filtern gegen krebserregende Rußpartikel. Die EU-Kommission habe
Deutschland außerdem für Versäumnisse beim Klimaschutz gerügt.
Die BUND-Chefin Angelika Zahrnt machte vor allem Einzelinteressen der Länder, das defensive Verhalten der SPD und Blockaden aus den Wirtschafts- und Verkehrsministerien für die Versäumnisse verantwortlich: "Wenn die unionsregierten Bundesländer weiter ihre Egoismen gegen jede sinnvolle Maßnahme für mehr Umwelt- und Naturschutz in Stellung bringen, droht der schwarz-roten Koalition in diesem Bereich der Stillstand. Es genügt nicht, dass Bundesumweltminister Gabriel bei internationalen Klimakonferenzen eine gute Figur macht. Da Bundeskanzlerin Merkel sich in ihren Reden gern für mehr Umwelt- und Naturschutz stark macht, muss sie dies endlich auch gegenüber den Länderfürsten und den Lobbyisten der Industrie tun."
Neben der Durchsetzung eines strengen Gentechnikgesetzes und
ökologischer Reformen in der Verkehrspolitik will der BUND im
kommenden Jahr erneut den Klimaschutz in den Mittelpunkt seiner
Arbeit stellen. Es müssten weit anspruchsvollere nationale und
globale Ziele zur Minderung der CO2-Emissionen vereinbart werden als
bisher. Deutschland müsse seine Klimagase bis 2020 um 40 Prozent
reduzieren, international stehe das Aushandeln eines
Kyoto-Nachfolge-Abkommens an. Laufzeitverlängerungen für
Atomkraftwerke werde der Verband nicht hinnehmen, damit würde die
dringend erforderliche Energiewende blockiert. Ein weiterer
Schwerpunkt für 2007 sei der Schutz der Biotopkette "Grünes Band
Europa" von Finnland bis zum Schwarzen Meer entlang des ehemaligen
Eisernen Vorhangs. Deren Herzstück - das "Grüne Band" an der früheren
innerdeutschen Grenze - müsse endgültig gesichert werden.
Quelle: Pressemitteilung BUND