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Zimmer im Grünen gesucht: Wohnraum für den Wildbienen-Nachwuchs

Archivmeldung vom 01.08.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.08.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Oberirdisches Ackerhummel-Nest (Obere Wachs-Abdeckung der Nestkugel wurde entfernt)
Oberirdisches Ackerhummel-Nest (Obere Wachs-Abdeckung der Nestkugel wurde entfernt)

Foto: Panoramedia
Lizenz: GFDL
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Einige sind mit drei Millimetern winzig, andere mit drei Zentimetern die Riesen unter den Wildbienen. Eins haben sie alle gemeinsam: Die meisten Menschen kennen sie nicht. Die unbekannte Biene ist wild und sehr fleißig, aber leider auch selten und in vielen Fällen bedroht. Jetzt sind viele Wildbienenarten auf "Wohnungs-Suche". Sie brauchen dringend ein Quartier für ihren Nachwuchs!

Das Problem: "Viele Wildbienen sind Einzelgänger und sie haben gehobene Ansprüche an ihre Nistplätze", erklärt Manuel Pützstück, Wildbienen-Experte von der Deutschen Wildtier Stiftung. "Es gibt beispielsweise die Mohn-Mauerbiene, die ihre Niströhren im Sandboden mit Mohnblütenblättern auskleidet. Oder die Bedornte Schneckenhaus-Mauerbiene: Sie zieht nur in verlassene Kalk-Domizile von Gartenschnecken ein." Dagegen ist "Kollegin" Blattschneiderbiene bescheiden: Sie sucht einen Hohlraum, den sie im Winter mit Blatt- oder Holzstücken fest verriegeln kann.

Aber der Lebensraum für Wildbienen wird knapp: Es fehlt an Nistmöglichkeiten. In Deutschland nisten mehr als 50 Prozent aller nestbauenden Wildbienenarten im Boden und sind deshalb auf offene Stellen in der Erde angewiesen. Die Folgen von Bodenversiegelung und intensiver Landnutzung sind dramatische Bestandsrückgänge bei den Wildbienen: Von den in Deutschland lebenden 560 Arten sind bereits über die Hälfte (52,2 %) in der Roten Liste aufgeführt!

Die Deutsche Wildtier Stiftung steuert diesem negativen Trend jetzt mit einem Schutzprojekt entgegen. Pützstück: "Gerade der städtische Raum bietet mit seinem gemäßigten Mikroklima sowie den kleinräumigen Strukturierungen gute Voraussetzungen für die Erhaltung und Förderung der Wildbienen."

So wurden auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg gezielt Lebensräume durch die Anlage von Blühflächen und das Bereitstellen von Nistmöglichkeiten geschaffen. Maßnahmen mit anderen Akteuren, die über Fläche verfügen, werden folgen. Das Besondere: Jeder einzelne Bürger kann mitmachen und mithelfen!

Private Bienen-Hilfe ist nicht schwer: "Es braucht nur ein paar wilde Ecken in Haus- und Schrebergärten, Parks oder an anderen begrünten Stellen, damit die geflügelten Wohnungssuchenden eine Bleibe finden", sagt der Wildbienen-Experte der Deutschen Wildtier Stiftung. Tipps: Schneiden Sie nicht alle Pflanzenreste ab, sondern lassen Sie dicke Stiele - etwa von der Königskerze und der Brombeere - stehen. "Das ist der perfekte Lebensraum für Wildbienen."

Laubbläser wirken wie Abrissbirnen im Bienenreich. Lassen Sie Blätter und Blüten auch mal liegen. Erfreuen Sie sich weiterhin an dem kleinen Backstein-Mäuerchen mit seinen Hohlräumen im Kleingarten. Schichten Sie in einer ruhigen Ecke etwas Totholz auf oder lassen Sie einige Erdboden-Stellen unbepflastert. Den Rest schaffen die Bienen alleine.

Quelle: Deutsche Wildtier Stiftung (ots)

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