VIER PFOTEN hat die beiden Bärinnen aus Polen in den BÄRENWALD Müritz überführt
Archivmeldung vom 15.06.2011
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.06.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittKasia und Basia sind am Wochenende wohlbehalten im BÄRENWALD Müritz in Mecklenburg-Vorpommern angekommen. Weil es in ihrer Heimat keine alternative Unterbringung gab, hätten die beiden gequälten Braunbärinnen aus einem polnischen Zoo vielleicht sterben müssen. Jetzt hat VIER PFOTEN die Tiere gerettet und in ihr neues Zuhause überführt.
Fünf Stunden Fahrt hatten die Bärinnen auf dem Weg in ihre neue Heimat zu meistern, doch unter der fachgerechten Betreuung von Dr. Frank Göritz, Wildtierarzt des Berliner Instituts für Zoo- und Wildtierforschung, verlief die Reise für die Tiere ohne Strapazen – während der Fahrt wurden die Tiere von einem routinierten VIER PFOTEN Team betreut. „Kasia und Basia haben die Reise gut überstanden. Wir sind sehr zuversichtlich, dass sie sich in den nächsten Tagen gut in ihrem neuen Gehege eingewöhnen“, sagt Carsten Hertwig, Leiter des Bärenkompetenzzentrums von VIER PFOTEN nach der Fahrt bei Ankunft im BÄRENWALD Müritz.
Noch vor der Reise waren die Bärinnen von Dr. Göritz untersucht worden. Blut- und Kotproben werden in den kommenden Tagen mehr Aufschluss über den gesundheitlichen Zustand der Braunbärinnen geben – erst dann können geeignete Therapiemaßnahmen folgen. Die 15 und 27 Jahre alten Bärinnen wurden in einem Zoo in Leszno /Westpolen ohne Lizenz gehalten. Die Umstände waren katastrophal: „Beide Tiere hatten zusammen ca. 60 Quadratmeter Fläche zur Verfügung – nur Beton und Eisen, ohne Rückzugsmöglichkeit. Die hygienischen Bedingungen waren furchtbar und haben die Gesundheit der Tiere angegriffen. Außerdem wurden sie mit Unmengen an zuckerhaltigem Weißbrot gefüttert – eine konstante Fehlernährung, die bei den beiden Bären mit Sicherheit zu schweren gesundheitlichen Schäden geführt hat,“ so Carsten Hertwig. Bereits im Jahr 2009 war ein Bär wegen der schlechten Haltungsbedingungen gestorben.
Im BÄRENWALD Müritz wurden die Bärinnen zunächst in ein Beobachtungsgehege gebracht. "Die ersten Stunden in der neuen Freianlage sind für uns immer ganz besonders spannend", erklärt Patrick Boncourt, Bärenexperte bei VIER PFOTEN. "Solche Bären hatten in ihrem Leben noch nie zuvor einen Büschel Gras unter ihren Tatzen. Kasia und Basia werden nach dem Transport noch einige Tage benötigen, um sich an die neue Anlage zu gewöhnen. Erfahrungsgemäß sollte das aber kein Problem sein.“
Das Bärenschutzzentrum bietet Braunbären aus Gefangenschaft einen naturnahen Lebensraum. Hier können sie ihre natürlichen Verhaltensweisen wiederentdecken und ausleben. Durch den Ausbau auf insgesamt 16 Hektar ist der BÄRENWALD Müritz nun doppelt so groß wie zuvor und damit das größte Bärenschutzzentrum in Westeuropa. Seit 2006 finden Bären aus schlechter Haltung hier ein tiergerechtes Zuhause. Mit Kasia und Basia leben nun dreizehn Bären in dem naturnahen Freigehege am Plauer See.
Die Befreiung von Bären aus ehemals schlechter Haltung gehört zu den Erfolgsstories von VIER PFOTEN. In den letzten Jahren gelang es der Tierschutzorganisation in zahlreichen Einsätzen, alle Tanzbären in der EU zu retten und zu überführen. Nun kündigt VIER PFOTEN an, sich um weitere Braubären zu kümmern, die überwiegend in Osteuropa noch immer in viel zu kleinen Käfigen und Zwingern gehalten werden:
“Auch in Polen sind Kasia und Basia nicht die einzigen Problemfälle. VIER PFOTEN verfügt über eine Datenbank zur Haltung von Bären in Polen – die meisten Haltungen sind inakzeptabel. VIER PFOTEN fordert daher für Polen umgehend verbesserte Standards zur Bärenhaltung. Besonders die derzeitige Mindestgröße von Gehegen mit 100 Quadratmetern pro Bärenpaar muss mindestens auf das Fünffache erweitert werden. Für vorerst 16 Bären muss dringend schnell eine Lösung für eine artgemäßere Haltung gefunden werden. Hier bietet VIER PFOTEN der polnischen Regierung die Zusammenarbeit an“, sagt Carsten Hertwig. Wenn die Mindeststandards und weitere Haltungsbedingungen für Braunbären gesetzlich verbessert werden, unterstützt VIER PFOTEN den Bau einer Bärenfreianlage in Polen, um für die schlimmsten Schicksale ein neues Zuhause in artgemäßer Haltung zu ermöglichen.
Die Kompetenz im Bereich der artgemäßen Bärenhaltung beweist VIER PFOTEN mit drei eigenen BÄRENWÄLDERN in Österreich, Bulgarien und Deutschland. In einem artgemäßen Lebensraum leben dort insgesamt 42 Bären, die aus katastrophalen Haltungsbedingungen gerettet wurden. Ein Bär verfügt dort durchschnittlich über mehrere tausend Quadratmeter Wald- und Wiesenlandschaft.
Quelle: VIER PFOTEN