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Wie Sträucher den positiven Klimaeinfluss von Mooren mindern

Archivmeldung vom 27.12.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.12.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Nur die Gesamtheit biogeochemischer Reaktionen zwischen Bodenorganismen und Gefässpflanzen kann die Ausdehnung kleiner Sträucher in Mooren in Abhängigkeit vom Klima erklären.
Quelle: Foto: Luca Bragazza / WSL (idw)
Nur die Gesamtheit biogeochemischer Reaktionen zwischen Bodenorganismen und Gefässpflanzen kann die Ausdehnung kleiner Sträucher in Mooren in Abhängigkeit vom Klima erklären. Quelle: Foto: Luca Bragazza / WSL (idw)

Eine Gruppe von Forschern der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL und der ETH Lausanne (beide Schweiz) hat erstmals beschrieben, warum die Moore langfristig ihre Rolle als wirksamster Kohlenstoffspeicher verlieren könnte. Dafür untersuchten sie die Mechanismen, die zur Verbuschung von Mooren führen. Es handelt sich dabei um komplexe Wechselbeziehungen zwischen Pflanzen und Mikroorganismen. Die Erkenntnisse wurden am Sonntag in Nature Climate Change online publiziert.

Moore (Sumpfland, Torfmoore) gehören weltweit zu den besten Speichern von Kohlenstoff aus der Luft, und wirken so der Klimaerwärmung entgegen. Im Verlauf der letzten 30 bis 50 Jahre kamen die Torfmoose (Sphagnum), die beim Zerfall Torf produzieren, jedoch verstärkt durch Gefässpflanzen, hauptsächlich kleinere Sträucher, in Bedrängnis.

Wissenschaftler der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL in Birmensdorf (Schweiz) und der Eidgenössischen Technischen Hochschule EPFL in Lausanne (Schweiz) beschreiben in einer neuen Studie zum ersten Mal, wodurch diese Vegetationsveränderung verursacht wird und warum Gefässpflanzen unter wärmeren Klimabedingungen besser gedeihen als Torfmoose (Sphagnum).

Die Resultate in Kürze

Die Forschergruppe unterzog vier Torfmoore in Höhenlagen zwischen 600 und 1900 m über eine Zeitspanne von drei Jahren einer genauen Beobachtung. Der gewählte Höhengradient spiegelt die bis zum Jahr 2050 erwarteten Klimaveränderungen für den Norden der Schweiz wider. Aufgrund Verbuschung und der Erhöhung der Bodentemperatur entlang des Höhengradienten nahmen die Abbauprodukte der Torfmoose, aus welchen Torf im Wesentlichen besteht, um 50% ab.

Die Analysen zeigten, dass Gefässpflanzen die Verfügbarkeit von Stickstoff (einer der wichtigsten Pflanzennährstoffe) im Boden durch spezielle chemische Verbindungen in ihren Blättern steigern können. Sie nutzen den Nährstoff, der ihnen durch eine Pilzsymbiose auf Wurzelebene (Mykorrhizen) vermittelt wird, für ihr Wachstum, und zwar umso mehr, je höher die Bodentemperatur ansteigt. Gleichzeitig geben Gefässpflanzen mit steigender Bodentemperatur mehr organische Substanzen durch ihre Wurzeln in den Boden ab, was die Mikroorganismen im Boden zur Intensivierung ihrer Zersetzungsaktivität anregt.

Wenn weniger Torfmoose wachsen, steht weniger junger Torf zur Speicherung von Kohlenstoff aus der Luft zur Verfügung. Zusätzlich beschleunigt die gesteigerte Zersetzungsaktivität der Bodenorganismen den Abbau des alten Torfs. Auf diese Weise kann Kohlenstoff, der sonst Jahrtausende lang gebunden geblieben wäre, in die Atmosphäre entweichen. Diese Situation verheisst nichts Gutes für die künftige Kohlenstoffspeicherkapazität von Torfmooren. Als Folge könnten Torfmoore sogar von Kohlenstoffspeichern zu Kohlenstoffquellen werden und so die Klimaerwärmung unterstützen anstatt sie zu bremsen.

Torfmoore spielen eine zentrale Rolle für den Klimaschutz

Obwohl Torfmoore nur geschätzte 3% der Erdoberfläche bedecken, binden sie ungefähr 30% der organischen Bodensubstanzen, was ungefähr der Hälfte des Kohlenstoffdioxidgehalts in der Luft entspricht. Weltweit enthalten Torfmoore doppelt soviel Kohlenstoff wie die Biomasse der Wälder. Sie sind sozusagen Hotspots der Kolhlenstoffspeicherung und haben Jahrtausende lang zur Abkühlung des Klimas beigetragen, indem sie der Atmosphäre Treibhausgase entzogen haben. In der Schweiz sind Torfmoore seit der Rothenturminitiative, die 1987 zu einem Bundesverfassungsartikel zum Schutz der Torfmoore führte, für jedermann ein Begriff.

In Torfmooren wird die Torfproduktion im Wesentlichen von einer eigenartigen Pflanzengruppe, den Torfmoosen (fachlich Sphagnum Moose) vorangetrieben, deren Abbauprodukte antibiotische Eigenschaften besitzen, welche die Zersetzungstätigkeit der Bodenmikroorganismen hemmen. Zusätzlich begünstigt das üppige Wasservorkommen in Torfmooren nicht nur das Wachstum von Torfmoosen (die keine Wurzeln wie die Gefässpflanzen haben) sondern schafft auch Bedingungen ohne freien Sauerstoff im Boden, die den Abbau von Torf weiter bremsen. Typische Torfmoorlandschaften werden von Torfmoosen geprägt.

Quelle: Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL (idw)

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