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Vogelmassaker an der Ostseeküste - WWF kritisiert Massenabschuss von jungen Kormoranen in Mecklenburg-Vorpommern

Archivmeldung vom 01.07.2005

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.07.2005 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Jens Brehl
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In einem Naturschutzgebiet bei Anklam wurden in den vergangenen Tagen offiziell 6.950 junge Kormorane aus ihren Nestern geschossen. Viele von ihnen wurden nicht gefunden und quälten sich noch tagelang.

Der WWF kritisiert dieses staatlich genehmigte Vogelmassaker als überzogene Reaktion auf die Zunahme der Kormoran-Bestände. "Natürlich fressen Kormorane Fische. Es ist allerdings bis heute nicht bewiesen, ob sein Fischfang zur "Verdrängung" von Fischern und Anglern führt", so Thomas Neumann, Naturschutzexperte beim WWF Deutschland. In diesem Glauben habe man schon im 19. Jahrhundert die Kormoran-Kolonien an der Ostseeküste fast radikal ausgerottet. Aufgrund dieser Erfahrungen unterliege der Kormoran heute nationalem wie europäischem Naturschutzrecht.
Abschüsse seien nur bei nachgewiesenen, erheblichen Schäden und im begrenzten Umfang statthaft.

Der WWF fordert vom zuständigen Umweltminister Wolfgang Methling eine lückenlose Aufklärung des Vorfalls. "Ein solches Vogelmassaker darf sich nicht wiederholen", verlangt Thomas Neumann. Eine Bestandsregulierung in dieser Form sei rechtlich nicht zulässig. Das Zerstören einer Brutkolonie im Naturschutzgebiet sei zudem wegen der öffentlichen Wirkung ein Desaster. "Ethisch ist das Töten von Tieren am Nistplatz und das Anschießen von Tieren ein fundamentaler Verstoß gegen jede Tierschutz- und auch waidmännischen Werte", so der WWF-Experte. Trotz versuchter Geheimhaltung der Aktion haben sich zahlreiche Touristen beschwert.

Der WWF appellierte an das Land Mecklenburg Vorpommern sich ein Beispiel an den Niederlanden nehmen. Dort leben 25.000 Kormorane und kein einziger werde geschossen! Dort habe man erkannt, dass der Kormoran ein wichtiger Bestandteil der Umwelt sei und dort in Massen auftritt, wo hohe Fischbestände ein übergroßes Nahrungsangebot bieten- auch für den Menschen.

Pressemitteilung WWF vom 01.07.2005

Nachtrag 02.07.2005 von Jens Brehl, Redaktion Extremnews:

Nach unserem gestrigen Telefonat (01.07.2005) mit Frau Stadler, Pressesprecherin des Umweltministeriums Mecklenburg-Vorpommern, haben wir eine offizielle Stellungnahme für unsere Leser: Die Fischereigenossenschaft Haffküste stellte einen Antrag den Komoranbestand mittels Jäger zu dezimieren, was auch in der Vergangenheit schon getan wurde. Das Ministerium erteilte eine Sondergenehmigung u.a. aber mit der Auflage, daß nur ausgebildete Jäger diese Aktion durchführen dürfen, nicht in die Nester geschossen wird und es eine lückenlose "Entsorgung" der Tierkadaver gibt.  In den letzten beiden Punkten wurde gegen die Auflage verstoßen, worüber das Ministerium verwundert war, da vorhergegangene Aktionen bisher immer reibungslos verlaufen waren. Eine Kommission untersucht bereits den Vorfall und prüft, ob er strafrechtliche Konsequenzen haben wird. Wir haben die Zusage weitere Informationen für unsere Leser zu bekommen, wenn neue Erkenntnisse vorliegen. Auch das Ministerium betrachtet diesen Verstoß nicht als Kavaliersdelikt.

Die Pressestelle des WWFs hat uns heute (02.07.2005) ein Foto für diese Meldung zur Verfügung gestellt.


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