Küstenvögel tragen Gift vom Meer an Land
Archivmeldung vom 01.06.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEin Forscherteam der kanadischen Queen's University hat festgestellt, dass gefährliche Umweltgifte wie Blei und Quecksilber von Küstenvögeln an Land getragen und dann im Sediment abgelagert werden. Die Biologen um Neal Michelutti vom Paleoecological Environment Assessment and Research Lab (PEARL) haben Proben in zwei Seen auf einer kleiner Insel in der kanadischen Arktis genommen auf der Küstenseeschwalben und Eiderenten brüten.
"Die Vögel, die verschiedene
Nahrungsmittel am Meer zu sich nehmen, scheiden an Land auch jeweils
einen anderen Cocktail an Giften aus. Diese Gifte können auch Lebewesen
an Land beeinträchtigen", so der Forscher. Küstenseeschwalben ernähren
sich vorwiegend von Fisch, während Eiderenten in erster Linie Mollusken
fressen. Über die neuen Erkenntnisse berichten die Forscher im
Fachmagazin PNAS.
Arktis als Chemielabor
In den
Gebieten in denen die Küstenseeschwalben brüteten konnten die Forscher
höhere Konzentrationen von Schwermetallen wie Quecksilber und Cadmium
finden, während dort, wo die Enten brüteten, höhere Mengen an Blei,
Mangan und Aluminium entdeckt wurden. Die Spuren, die die Biologen an
den Nistplätzen entdeckten, entsprachen genau jenen, die auch im Gewebe
der jeweiligen Vogelart gefunden wurden.
Der Biologe John Smol -
ebenfalls von der Queen's University - bestätigt, dass solche Funde
auch an anderen Plätzen in der Arktis gemacht werden konnten. "Der hohe
Norden ist ein exzellentes natürliches Labor, um solche Untersuchungen
zu machen, da es dort weit und breit keine Industrie gibt", so der
Experte. "Da Küstenvögel weltweit vorkommen, kann man davon ausgehen,
dass es dieses Problem auch weltweit gibt", erklärt der Wissenschaftler.
Vektor
von Umweltgiften
"Seevögel sind nicht direkt für die
Kontamination der arktischen Seen verantwortlich", so Studien-Koautor
und Biologe Jules Blais von der University of Ottawa. "Sie folgen ihrem
natürlichen Verhalten und ihrem Lebenszyklus, wurden aber unabsichtliche
Überträger von Umweltgiften während des Industriezeitalters."
2008
hat ein Forscherteam des Desert Research Institute in Reno
festgestellt, dass die Verbrennung von Kohle in Europa und Nordamerika
ein Grund für die Schwermetallbelastung im grönländischen Eis ist. In den Eisbohrkernen konnten Umweltgifte bis zum Jahr 1772
analysiert werden.
Umweltschützer warnen
Dass in
Polargebieten Umweltgifte auch Jahrzehnte nach deren Freisetzung
nachweisbar sind, ist bekannt. Schwermetalle gehören zu den Chemikalien,
die sich im Körper anreichern. Diesen Vorgang der Erhöhung der
Konzentration von Stoffen in biologischen Systemen nennt man
Bioakkumulation. Von besonderer Bedeutung ist dabei die Weitergabe von
Schadstoffen in Nahrungsketten, wobei Stoffe mit einer langen
biologischen Halbwertszeit, also solche, die nicht oder nur sehr langsam
abgebaut oder ausgeschieden werden, sich bis an das Ende der
Nahrungskette sehr stark anreichern können.
"Wie verschiedene
Chemikalien in die Nahrungskette gelangen, ist uns ja bekannt. Was aber
immer noch weitgehend unbekannt ist, ist die Frage was geschieht, wenn
verschiedene Chemikalien gemeinsam auftreten", erklärt der
Chemie-Experte Herwig Schuster von Greenpeace-Österreich
im pressetext-Interview.
Quelle: pressetext.deutschland Wolfgang Weitlaner