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Klima setzt Elbschifffahrt auf Grund Umweltverbände fordern Neubewertung der Elbeausbau- und Unterhaltungspläne

Archivmeldung vom 16.01.2006

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.01.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Der Klimawandel führt die Pläne der Bundesregierung für Ausbau und Unterhaltung der Elbe in die Sackgasse. Eine jetzt von den Umweltorganisationen BUND, WWF und der Deutschen Umwelthilfe vorgestellte Studie des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) zeigt, dass der Fluss immer weniger Wasser führt.

Zwar hatte die Elbe schon immer eine zyklisch stark schwankende Wasserführung, doch sind im Vergleich zu den 70er und 80er Jahren häufiger niedrige Pegelstände zu erwarten, wenn sich die in den letzten Jahren beobachteten Trends fortsetzen. Damit ist von einer stärkeren Behinderung der Güterschifffahrt auf der Elbe auszugehen. In dieser Situation noch weitere Millionen in den Flussausbau zu versenken, sei nicht nur ökologisch katastrophal, sondern auch verkehrspolitisch unsinnig. Eine ganzjährige wirtschaftliche Schiffbarkeit der Elbe sei trotz der geplanten Investitionen nicht erreichbar. Daher fordern die Verbände einen Ausbaustopp für die Elbe und eine Neubewertung der Pläne vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden Klimaveränderungen.

Das Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung hat die Pegelstände zwischen Dresden und Magdeburg während des letzten Jahrhunderts unter die Lupe genommen. Die Wissenschaftler beobachteten bei der Elbe in den letzten beiden Jahrzehnten eine zunehmende Häufigkeit von Niedrigwasserperioden. Das Unterhaltungsziel einer für die Schifffahrt an 345 eisfreien Tagen eines Jahres garantierten Fahrrinnentiefe von 1,60 m zwischen Dresden und Geesthacht und 1,50 m zwischen Dresden und Schmilka wurde vielfach nicht erreicht. So wurden diese Werte in den Jahren 1991, 1992, 2000 und 2003 an vier bis sechs Monaten unterschritten und damit eine wirtschaftliche Güterschifffahrt unmöglich.

Diese Situation dürfte sich noch verschärfen. Die neue Studie zeigt, dass die Sommerniederschläge in den vergangenen drei Jahrzehnten im Vergleich zur Periode 1951-80 stark abgenommen haben. Gleichzeitig stiegen die Jahresmitteltemperaturen um ca. 1 C° während der letzten 50 Jahre. "Wenn diese Trends andauern, müssen wir mit häufigerem und extremerem Niedrigwasser an der mittleren Elbe rechnen", prognostiziert Dr. Frank Wechsung vom PIK. "Die Elbe würde in Niedrigwasserzeiten weniger Wasser führen und wäre daher noch schlechter schiffbar."

"Ein weiterer Ausbau der Elbe ist völlig unsinnig, wenn der Güterschifffahrt das notwendige Wasser unterm Kiehl fehlt," betont Dr. Ernst Paul Dörfler vom BUND. "Auf Grund der zunehmend lang andauernden Stillstandsphasen kann ein ganzjähriger wirtschaftlicher Betrieb der Güterschifffahrt auf der Elbe nicht garantiert werden. Auch der drastische Rückgang des Transportaufkommens sprechen eindeutig gegen die weitere Nutzung der Güterschifffahrt".

Dennoch setzt das Verkehrsministerium auf den Ausbau und die verschärfte Unterhaltung der Elbe. "Im Schnitt passieren die Elbe bei Magdeburg nicht mal ein Dutzend Frachter am Tag. Eine weitere Vertiefung der Fahrrinne, Uferbegradigungen oder Buhnenverlängerungen werden daran nichts wesentlich ändern", betont Georg Rast vom WWF. "Hier opfere man nicht nur den letzten noch frei fließenden Fluss, sondern gefährde auch die besten Auenlandschaften Deutschlands und europäische Umwelt- und Naturschutzziele."

WWF, BUND und Deutsche Umwelthilfe fordern die Bundesregierung auf, die derzeitigen Unterhaltungs- und Ausbaupläne an der Elbe aufzugeben. Unabhängige Gutachten über Transportprognosen, Klimatrends und Wasserstände sollten als Planungsgrundlage dienen zu einem zukunftsfähigen Umgang mit der Elbe. Anstatt die Elbe für die Güterschifffahrt auszubauen, müssten geplante Maßnahmen zur Bekämpfung der Erosion dringend in die Tat umgesetzt werden.

Quelle: Pressemitteilung Deutsche Umwelthilfe

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