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Schweinswale in der Ostsee – äußerst bedroht

Archivmeldung vom 13.05.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.05.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Schweinswal Bild: AVampireTear / de.wikipedia.org
Schweinswal Bild: AVampireTear / de.wikipedia.org

Am 15. Mai 2011 ist „Internationaler Tag des Ostsee-Schweinswals“ – wie an jedem dritten Sonntag im Mai. Doch der Tag zu Ehren des „Kleinen Tümmlers“, wie der einzige in der Ostsee heimische Wal auch heißt, ist auch 2011 kein Tag zum Jubeln. Obwohl unter dem Kleinwale-Abkommen (ASCOBANS) seit über 10 Jahren ein Rettungsplan (Jastarnia Plan) existiert, nehmen seine Bestände weiterhin ab. Dramatisch ist der negative Trend schon länger in der Zentralen Ostsee (östlich von Rügen), wo es nur noch zwischen 100-400 Individuen gibt. Die Naturschutzunion IUCN musste den Bestand 2008 als „critically endangered“ (vom Aussterben bedroht) einstufen.

Alarmsignale kommen jetzt auch aus der „Beltsee“ (Kattegat, Belte, Sund und Westliche Ostsee), wo der kleine Wal mit der runden Schnauze, z.B. im Kleinen Belt, noch relativ häufig gesichtet wird. Doch der Schein trügt, der Kleine Belt ist ein Hot Spot. Neueste dänische Forschungsergebnisse zeigen für die Beltsee-Population einen dramatischen Bestandszusammenbruch von 27.800 auf 10.900 Tiere zwischen 1994 – 2005. Das entspricht einer Abnahme von über 60% in nur elf Jahren. Als Basis für die Untersuchungen dienten Zählungen im Rahmen von „SCANS I“ und „SCANS II“(Small Cetaceans in the European Atlantic and North Sea), die von der Wissenschaftlerin Signe Sveegaard erneut unter die Lupe genommen worden sind.

Danach geht es auch dem Schweinswal zwischen Rügen und Flensburg schlecht. Er könnte auch in der Westlichen Ostsee bald aussterben, wenn die Mitgliedsstaaten die Schutzbestimmungen von ASCOBANS nicht endlich umsetzen. Als größte Bedrohung und wahrscheinlichste Rückgangsursache wurde von der Jastarnia-Arbeitsgruppe der Beifang in der Fischerei identifiziert. Obwohl kein Fischer heutzutage Schweinswale fangen will, sterben (versehentlich) mehr Wale in Fischernetzen als geboren werden.

Bereits vor zwei Jahren hat die Bundesregierung in drei ASCOBANS-Dokumenten Forschungsergebnisse vorgestellt, die einen Beifang-Anteil von mindestens 47% aller an der deutschen Ostseeküste tot aufgefundener Schweinswale belegen. Das bedeutet, dass pro Jahr zwischen 2-8% des heimischen Schweinswal-Bestandes in Fischernetzen umkommen. Im Rahmen ihres Projektes „Wassersportler sichten Schweinswale“ registriert die GSM nicht nur Lebendsichtungen von Schweinswalen, sondern auch Totfunde. Die erschreckende Bilanz: Pro Jahr  werden bis zu 170 Schweinswal-Kadaver allein an deutschen Ostseestränden gefunden – 2010 waren es 138. Das kann kein Bestand verkraften.

Wie alle ASCOBANS-Mitgliedsländer, hat sich die Bundesrepublik verpflichtet, ab einer Beifangrate von 1,7% (des Bestandes pro Jahr ), Gegenmaßnahmen zu ergreifen, um ein Aussterben der Schweinswale in der Ostsee zu verhindern. Bislang ist nichts geschehen. Auch nach der FFH-Richtlinie (Fauna-Flora-Habitat) der EU von 1992 ist der Schweinswal eine der am strengsten zu schützenden Arten (Anhang II und IV). Dennoch existieren die zu schaffenden Schutzgebiete Deutschlands in Ost- und Nordsee nur auf dem Papier – ohne jegliche Relevanz für den Schutz der bedrohten Meeressäugetiere. Stellt sich die Frage: Wie lange noch wollen sich die Bundesregierung und die Landesregierungen von Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern solche unverantwortliche Untätigkeit leisten?

Quelle: GSM

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