Agrarminister beraten Todesurteil für Wildtiernachwuchs
Archivmeldung vom 13.02.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.02.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Jens BrehlIm Vorfeld der Agrarausschuss-Sitzung des Bundesrates (20. Februar) appellieren die Deutsche Wildtier Stiftung und der NABU an die verantwortlichen Minister, die letzten und akut gefährdeten Rückzugsräume für Wildtiere in unserer Agrarlandschaft zu schützen. So genannte Stilllegungsflächen sind gerade für Rote-Liste-Arten wie Feldhase, Feldlerche oder Rebhuhn unverzichtbarer Lebensraum und Kinderstube.
In Deutschland gibt es
rund 700.000 Hektar, die jedes Jahr aus der landwirtschaftlichen
Nutzung genommen werden. Landwirte sind verpflichtet, diese Flächen
in einem "guten landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand zu
erhalten" und beziehen hierfür Prämienzahlungen von der EU. Ein
Sperrzeitraum auf Stilllegungsflächen (1. April bis 15. Juli) schützt
Wildtiere während ihrer Brut- und Aufzuchtszeit vor jeglichen
Pflegemaßnahmen auf diesen Flächen. Aktuell haben jedoch die
Bundesländer Hessen und Baden-Württemberg eine Initiative im
Bundesrat gestartet, um den Sperrzeitraum abzuschaffen und eine
jährliche "Mulchpflicht" einzuführen. Bayern, Schleswig-Holstein und
Niedersachsen fordern die Verkürzung des Sperrzeitraums um einen
Monat (15. Juni). "Wenn der Bundesrat den Forderungen nachgibt, ist
dies ein Todesurteil für abertausende von großen und kleinen
Wildtieren. Der Erhalt des Sperrzeitraums auf Stilllegungsflächen ist
das Mindeste, was wir tun müssen. Unsere Mulchmaschinen rasen heute
mit bis zu 15 km/h über die Flächen und zerkleinern nicht nur den
Pflanzenaufwuchs: Jungtiere haben ebenso wie Vogelmütter keine
Überlebenschance", so Haymo G. Rethwisch, Stifter und Vorstand der
Deutschen Wildtier Stiftung. "Wird das derzeitige Mahd- und
Mulchverbot auf den Brachflächen aufgehoben, so verschwinden wichtige
Rückzugsräume in unseren ausgeräumten Kulturlandschaften und der
Artenschwund wird weiter verstärkt", warnte Olaf Tschimpke, Präsident
des NABU.
Quelle: Pressemitteilung NABU