VIER PFOTEN rettet alle „Restaurant-Bären“ im Kosovo
Archivmeldung vom 27.05.2013
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.05.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEin Rettungsteam der internationalen Tierschutzorganisation VIER PFOTEN hat am vergangenen Mittwoch und Donnerstag in Kooperation mit dem kosovarischen Umweltministerium und mit Hilfe der KFOR vier illegal gehaltene Restaurant-Bären aus schlimmsten Haltungsbedingungen befreit und in den neuen BÄRENWALD Prishtina überführt, in dem bereits eine Bärin eine neue Heimat gefunden hat.
Zwei Bären, Ari und Arina, lebten unter katastrophalen Bedingungen auf blankem Betonboden im Mini-Zoo Shqiponja als Hauptattraktion für das direkt daneben gelegene Restaurant in Prizren. Auf dem kleinen Gelände des Mini-Zoos wurden sie in einem 20 Quadratmeter kleinen, verliesartigen Käfig im 1. Stock über einem Zwinger mit Hunden und Wölfen zur Schau gestellt. Zwei weitere, bisher namenlose Bärinnen fristeten ein trauriges Dasein in einem zwölf Quadratmeter kleinen Käfig auf einem Spielplatz neben einem Restaurant im Erholungspark Germia bei Prishtina. Alle vier Bären hatten keinerlei Auslauf, kein Wasser zum Baden und kaum Schatten. „Bären brauchen sehr viel Platz und Möglichkeiten, um zu baden, zu klettern und Winterruhe zu halten“, sagte Heli Dungler, Gründer und Präsident von VIER PFOTEN, der die Bärenrettungen begleitete. „Diese Restaurant-Bären haben ihr Leben lang unvorstellbar gelitten in ihren engen Käfigen.“
Zwei Veterinärmediziner des Leibniz Instituts für Zoo- und Wildtierforschung Berlin und eine Tierärztin der Kosovo Force (KFOR) betäubten die Bären, untersuchten sie und brachten sie gemeinsam mit dem VIER PFOTEN Rettungsteam in der Bärenambulanz in den neuen VIER PFOTEN BÄRENWALD. Während sich der Restaurantbesitzer im Erholungspark bei Prishtina kooperativ zeigte und die Bären freiwillig abgab, mussten die Bären des Mini-Zoos unter Polizeischutz konfisziert werden. Dr. Frank Göritz, Leitender Tierarzt des Leibniz Instituts für Zoo- und Wildtierforschung Berlin, berichtet: "Der Besitzer der Bären war überhaupt nicht kooperativ, und die Unterbringung im ersten Stock ohne Treppe stellte eine besondere Herausforderung für die Evakuierung der Bären dar. Die Bären konnten nicht separiert werden, so dass beide Tiere gleichzeitig betäubt werden mussten und wir die Narkose auf die Minute genau getimt haben - damit nicht einer der Bären frühzeitig aufwacht, während wir noch mit dem anderen Tier beschäftigt sind. Die Narkose von Raubtieren wie Bären stellt immer auch ein Sicherheitsrisiko dar."
Auf einem Gelände von 15 Hektar, rund 20 Kilometer von Prishtina entfernt, baut VIER PFOTEN derzeit eine Auffangstation für die insgesamt 15 Braunbären, die im Kosovo unter schlimmsten Bedingungen in Käfigen neben Restaurants leiden. Bereits im März hatte die Tierschutzorganisation das Braunbärenweibchen Kassandra gerettet und in den BÄRENWALD überführt. Kassandra vegetierte in einem sechs Quadratmeter kleinen Käfig neben einem Restaurant am Dulje Pass, etwa 30 Kilometer südlich von Prishtina, qualvoll vor sich hin. Ihr Besitzer hatte sein Restaurant geschlossen und sie einfach im Stich gelassen.
Alle fünf Bären haben den Transport gut überstanden und werden sich zunächst in den Vorgehegen eingewöhnen, bevor sie in die mehrere Hektar großen Gehege entlassen werden. „Wir sind froh, dass wir jetzt fünf der 15 Restaurant-Bären in unserer Obhut haben“, betonte Heli Dunger. „Hier werden sie von uns betreut, und sie können sich zum ersten Mal im Leben frei und ohne beengende Gitterstäbe in natürlicher Umgebung bewegen.“
Die 15 illegal gehaltenen Restaurant-Bären wurden von VIER PFOTEN und der kosovarischen Regierung in den letzten Jahren aufgespürt und registriert.
Sie waren in den Wäldern des Kosovo oder Albaniens geboren und von Tierhändlern ihrer Mutter brutal entrissen worden. Als Restaurant-Bären sollten sie ihren Besitzern mehr Kundschaft und damit Profit bringen. Seit Herbst 2010 ist die Privathaltung von Braunbären im Kosovo gesetzlich verboten. Trotzdem waren den Mitarbeitern des kosovarischen Umweltministeriums in Prishtina bisher die Hände gebunden. „Da in Gefangenschaft lebende Bären nicht mehr ausgewildert werden können und es bisher keine Möglichkeit gab, die Bären artgemäß unterzubringen, waren wir machtlos gegenüber dem illegalen Handel und der Haltung der Bären“, erklärte der kosovarische Umweltminister Dr. Dardan Gashi. „Wir freuen uns sehr, dass VIER PFOTEN mit dem Bau des Bärenwaldes nun die Bedingungen geschaffen hat, die Tiere zu beschlagnahmen und artgemäß unterzubringen.“ Das Umweltministerium wolle von nun an rigoros gegen Restaurantbesitzer vorgehen, die sich Bären neu anschaffen und mit strengen Sanktionen auf Bärenhandel und -haltung reagieren, betonte der Umweltminister.
Das gesamte Projekt wird unterstützt durch das kosovarische Umweltministerium, das das Verbot der privaten Bärenhaltung nun implementieren kann, und durch die Stadt Prishtina, die das Gelände für den BÄRENWALD zur Verfügung stellt. Auch der österreichische Botschafter im Kosovo, Dr. Johann Brieger, unterstützte VIER PFOTEN in den letzten Monaten tatkräftig bei den Verhandlungen mit den kosovarischen Behörden. „Es ist erschütternd, wenn man sieht, unter welchen Umständen die Bären leben mussten. Ich sehe es als sehr großes Geschenk für die Tiere und den Kosovo, dass sich VIER PFOTEN hier engagiert.“
In den kommenden Monaten wird VIER PFOTEN alle weiteren zehn Braunbären befreien, in den BÄRENWALD bringen und damit die illegale Bärenhaltung im Kosovo beenden.
VIER PFOTEN bittet alle Unterstützer des Projekts, sich an der Namensfindung für die beiden Bärinnen vom Erholungspark Germia zu beteiligen und Vorschläge zu machen. Details hierzu werden in Kürze auf der VIER PFOTEN Homepage (www.vier-pfoten.org) und auf Facebook (https://www.facebook.com/4PFOTEN) veröffentlicht.
Quelle: VIER PFOTEN