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Berliner Forscher entdecken neue Froschfamilie in Westafrika

Archivmeldung vom 04.02.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.02.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Odontobatrachus natator: eine Art der neuen Familie
Quelle: Foto: Mark-Oliver Rödel (idw)
Odontobatrachus natator: eine Art der neuen Familie Quelle: Foto: Mark-Oliver Rödel (idw)

Entlang von schnellfließenden Flüssen und an Wasserfällen der Regenwälder Afrikas leben äußerlich sehr ähnliche aussehende Frösche, die Stromschnellenfrösche. Bei der Erforschung der Verwandtschaftsverhältnisse dieser Frösche haben Wissenschaftler des Museums für Naturkunde in Berlin, mit ihren Kollegen aus der Schweiz eine sensationelle Entdeckung gemacht. Die westafrikanischen Arten erwiesen sich als mit den anderen Stromschnellenfröschen nicht näher verwandt: Tatsächlich repräsentieren sie eine eigene Familie die sich bereits in der Kreidezeit, zu Zeiten der Dinosaurier, von anderen Froschfamilien abgespalten hat.

Jedes Jahr werden immer noch 100-200 neue Froscharten entdeckt und beschrieben. Meist ist über die Biologie und die Verwandtschaftsverhältnisse dieser Arten wenig oder nichts bekannt. Die Verbreitung und Verwandtschaft von Arten kann Wissenschaftlern aber wertvolle Erkenntnisse über die Vergangenheit unseres Planeten, z.B. zum Klima und der Geschichte von Ökosystemen liefern. Aus diesem Grund wollten Wissenschaftler des Museums für Naturkunde in Berlin, in einer internationalen Kooperation, die Verwandtschaftsverhältnisse einer Gruppe von Fröschen aufklären die sich auf schnellfließende Regenwaldbäche und Wasserfälle spezialisiert haben. Die äußerlich sehr ähnlichen Arten der Stromschnellenfrösche waren aus Regenwäldern West, Zentral- und Ostafrikas bekannt. In ihren Untersuchungen verglichen die Forscher die molekulargenetischen und anatomischen Merkmale der bekannten Arten. Zu ihrem großen Erstaunen erwiesen sich die Frösche Westafrikas als mit den anderen untersuchten Arten nicht näher verwandt. Für Michael Barej, dem Erstautor der Studie, war die Entdeckung sein wissenschaftlicher „Sechser im Lotto“: „Eine neue Wirbeltiergattung zu entdecken ist schon klasse, aber als unsere Ergebnisse andeuteten, dass wir eine neue Familie entdeckt haben könnte, musste ich meine Euphorie erst einmal bremsen! Es erschien einfach zu unglaublich…“.

Tatsächlich konnten die Wissenschaftler zeigen, dass sich die westafrikanischen Stromschnellenfrösche bereits in der Kreidezeit, also zu Zeiten der Dinosaurier, von anderen Froschgruppen abgespalten haben müssen. Neben genetischen Unterschieden fanden die Forscher, unter Einsatz von computertomographischen Methoden, auch diverse anatomische Besonderheiten. Als Konsequenz dieser Entdeckung schufen Michael Barej und seine Kollegen in der Fachzeitschrift Frontiers in Zoology eine neue Familie für diese Tiere, die Odontobatrachidae. Der wissenschaftliche Name der neuen Froschfamilie, abgeleitet aus den griechischen Wörtern für Zahn und Frosch, verweist auf eine weitere, anatomische Überraschung: völlig froschuntypische, lange, spitze und nach hinten gebogene Zähne im Oberkiefer und massive Fangzähne im Unterkiefer. Wofür die Frösche diese Zähne brauchen ist noch unklar, evtl. jagen und fressen sie andere Frösche, wie computertomografische Aufnahmen eines kleinen Froschskelettes im Magen eines der Tiere nahelegen.

Die Entdeckung einer neuen Froschfamilie ist auch für den Naturschutz von Bedeutung. Die Zahnfrösche leben nur in wenigen Regenwaldresten der westafrikanischen Länder Guinea, Sierra Leone, Liberia und Elfenbeinküste. Dass ausgerechnet diese Wälder, eine nur auf sie beschränkte Wirbeltierfamilie beherbergt, unterstreicht deren bekannte Bedeutung als „Hotspot der Biodiversität“ noch weiter. Mark-Oliver Rödel vom Berliner Naturkundemuseum hofft deshalb auch, dass die Entdeckung der neuen Froschfamilie den dringend notwendigen Schutzbemühungen um diese Wälder neuen Schub verleihen könnte.

Quelle: Museum für Naturkunde - Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung (idw)

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