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Studie belegt Risiken genetisch veränderter Tiere

Archivmeldung vom 21.08.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.08.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Pixabay
Bild: Pixabay

Die Zahl der genetisch veränderten Tiere wächst seit Jahren. Haupttreiber dieses regelrechten Gentechnik-Booms sind technische Fortschritte bei der Veränderung des Erbguts. Nun belegt eine neue Studie die möglichen Risiken dieses sogenannten Genome-Editings. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte macht auf das millionenfache Tierleid im Zusammenhang mit der genetischen Manipulation von Tieren aufmerksam und fordert eine Fokussierung auf tierleidfreie, human-spezifische Krankheitsmodelle.

Nach aktuellen Statistiken der Europäischen Union (EU) werden Millionen genetisch veränderter Tiere (vornehmlich Mäuse) in Tierversuchen eingesetzt. Hauptauslöser dieses regelrechten Gentechnik-Booms sind technische Fortschritte bei der Veränderung des Erbguts, des sogenannten Genome-Editings. Besonders die sogenannte Crispr/Cas-Methodik, mit der Genabschnitte eingefügt, entfernt, verändert oder ausgeschaltet werden, führt dazu, dass immer mehr sogenannte Tiermodelle geschaffen werden. Für die biomedizinische Forschung sollen anhand der Manipulationen in diesen Tiermodellen menschliche Krankheiten simuliert werden.

Studie bringt scheinbare Unfehlbarkeit ins Wanken

Besonders interessant an der neuen Studie ist der systematische Überblick über die unbeabsichtigten Effekte, die bei diesen Veränderungen des Erbguts auftreten können. Die Studie berichtet über ungewollte Veränderungen in der Zielregion als auch an anderen Stellen im Genom. Durch solche ungewollten Veränderungen können beispielsweise zusätzliche DNA-Sequenzen eingebaut oder auch ganze Bereiche verändert oder gelöscht werden. Die Studie bezieht sich zwar hauptsächlich auf den landwirtschaftlichen Bereich. In diesem Kontext wird jedoch auch an Tieren geforscht, entweder um deren Leistung zu erhöhen oder um sie an die Bedingungen in der industriellen Tierhaltung anzupassen.

Der Sockel der Tiermodelle bröckelt

„Die Studie zeigt deutlich wie leicht solche unbeabsichtigten Effekte auftreten können. Schon kleinste Veränderungen können sich auf den ganzen Organismus auswirken, beispielsweise beim Stoffwechsel. Zum Leid bei der „Herstellung“ solcher veränderten Tiere kommt die Tatsache, dass mittlerweile sogar Tierversuchsbefürworter die Übertragbarkeit der Ergebnisse aus diesen sogenannten Tiermodellen bezweifeln. Wir brauchen dringend ethische Grenzen, die die genetische Integrität von Tieren schützen,“ fordert die Biologin Carolin Spicher, Fachreferentin beim Bundesverband Menschen für Tierrechte. Der Verband weist zudem auf das millionenfache Tierleid hin, dass in den offiziellen Statistiken nicht auftaucht.

Dies betrifft die Tiere, die nur zur Weiterzucht eingesetzt werden oder bei der Herstellung genetischer Mutanten nicht die gewünschten Merkmale aufweisen. Nach Schätzungen sind es nochmals einige Millionen Tiere, die unregistriert als Teil der Dunkelziffer jährlich in der EU sterben.

Die Zukunft liegt in tierfreien, humanrelevanten Methoden

Statt für „Tiermodelle“ können die Techniken des Genome-Editing auch auf humane Zellkulturen und sogenannte induzierte pluripotente Stammzellen (iPS) angewendet werden. Hier kann die Gentechnik nach Ansicht des Tierrechtsverbandes ein Segen sein. Denn sie ermöglicht, tierleidfreie, human-spezifische Krankheitsmodelle zu entwickeln und die molekularen Vorgänge in menschlichen Zellen zu erforschen – auch nicht gewollte gentechnische Veränderungen können hier schnell erkannt werden. In den richtigen Händen kann die moderne Gentechnik so einerseits die Humanrelevanz der biomedizinischen Forschung verbessern und gleichzeitig Tierversuche ersetzen.
„Gerade vor dem Hintergrund der neuen Studienergebnisse sollten Versuche mit genetisch veränderten Tieren besonders kritisch hinterfragt und möglichst nicht genehmigt werden. Das Ziel müssen tierleidfreie, human-spezifische Krankheitsmodelle sein,“ schließt Spicher. Für einen echten Systemwechsel fordert der Verband seit Jahren einen Ausstiegsplan aus dem Tierversuch nach dem Vorbild der Niederlande.

Quelle: Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.

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