Biodiversität auf dem Lenßenhof: Staatssekretär Bottermann besuchte Bioland-Hof im Rahmen der Aktionstage Ökolandbau
Archivmeldung vom 19.09.2020
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Freigeschaltet durch André OttDr. Heinrich Bottermann, Staatssekretär im NRW Landwirtschaftsministerium, besuchte heute den Bioland-Hof Lenßenhof in Mönchengladbach-Odenkirchen. Betriebsleiter Joachim Kamphausen hatte im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Aktionstage Ökolandbau NRW" eingeladen, einen Rundgang über seinen Betrieb mit besonderem Augenmerk auf die Biodiversitätsmaßnahmen des Gemüsebaubetriebs zu machen.
Neben Dr. Bottermann waren auch der Vorsitzende der Landesvereinigung Ökologischer Landbau NRW Jan Leifert und die Bioland Naturschutzberaterin Veronika Heiringhoff Campos der Einladung gefolgt.
Kamphausen bewirtschaftet seinen den Hof in vierter Generation und seit 1993 nach den Richtlinien des Bioland Verbandes. Der Betrieb liegt am Rande des Braunkohle-Tagesbaus Garzweiler. Umso deutlicher wirkt der Gegensatz zu den bunten Blühflächen, fruchtenden Hecken, Streuobstwiesen mit regionalen Obstsorten, Ackerstreifen für Feldvögel sowie den vielfältig gestalteten Waldrändern. Kamphausen hat eine Strukturvielfalt erschaffen, die Lebensräume für eine Vielzahl an Insekten, Vögeln und Wildtieren vernetzt. Der Bio-Landwirt möchte diese Landbewirtschaftung als Beispiel für seine Berufskollegen verstanden wissen: "Die Steigerung von Biodiversität muss - anders als in der Vergangenheit - ein Fundament der gesamten Landwirtschaft sein." So der Praktiker. Und an den Politiker gerichtet weiter: "Politik muss entsprechende Anreize durch Subventionen abhängig machen von kurzen oder langfristigen Maßnahmen, die der Umwelt nützen, wie zum Beispiel die schonende Bodenbearbeitung, das Errichten von Blühstreifen, Hecken oder ähnlichem."
Und Leifert ergänzt: "Der Verlust an Biodiversität und andere Negativfolgen intensiver Landwirtschaft werden nicht ausreichend in der Preisgestaltung berücksichtigt. Dass Bio-Produkte im Vergleich einen relativ hohen Verkaufspreis haben müssen, schreckt manche Verbraucher ab. Da kann man die Verantwortung für die Gestaltung der Landwirtschaft nicht allein bei der Kaufentscheidung der Verbraucher abwälzen. Es ist ganz klar Aufgabe der politisch Verantwortlichen, gegenzusteuern und entweder umweltschädliches Verhalten zu bepreisen oder umweltfreundliches Wirtschaften zu unterstützen. Und zwar sehr viel deutlicher als bisher. Wir befinden uns hier leider in einer Schieflage zu ungunsten der Umwelt. Wenn allerdings aus dem Berufsstand selbst Minimalauflagen zum Umweltschutz als unzumutbar kritisiert werden, wird deutlich, wie viel Arbeit noch vor uns liegt, den Umbau der Landwirtschaft hin zu einer enkeltauglichen Landnutzung zu gestalten."
Für Staatssekretär Dr. Bottermann steht außer Frage, dass mit der anstehenden Agrarreform wichtige Weichen gestellt werden und betont: "Die Landesregierung setzt sich dafür ein, dass die Gemeinsame Agrarpolitik EU-weit deutlich wirksamer für die Umwelt und gleichzeitig bürokratieärmer gestaltet wird. Dazu gehört ein verbessertes Anreizsystem für mehr Umwelt-, Natur- und Klimaschutz in der Landwirtschaft. Im Klartext bedeutet dies: Die von der Europäischen Kommission vorgeschlagene "Grüne Architektur" muss ausreichend finanziert, die neuen Öko-Regelungen im Rahmen der 1. Säule wirkungsvoll ausgestaltet, und die Förderung der Agrarumweltmaßnahmen, des Vertragsnaturschutzes und des ökologischen Landbaus in der 2. Säule erfolgreich weiterentwickelt werden."
Bioland hat als erster deutscher Bioanbauverband eine umfassende Richtlinie zur Förderung der Biodiversität auf den Betrieben verabschiedet. Das Ziel der Richtlinie ist es, einen Mindeststandard für Zusatzleistungen zum Erhalt der Biodiversität zu setzen, der über das hinausgeht, was die Betriebe durch ihre organisch-biologische Wirtschaftsweise bereits für Natur, Umwelt und Klima leisten. Unterstützt werden die Betriebe dabei durch entsprechende Fachberatung.
Dazu die Bioland-Naturschutzberaterin Heiringhoff Campos: "Meine Besuche auf den Höfen zeigen mir, wie motiviert unsere Bio-Betriebe im Einsatz für den Erhalt der Artenvielfalt sind. Der Lenßenhof ist ein tolles Beispiel für die Vielfalt und Logik an Maßnahmen, die den verschiedenen Tier-und Pflanzenarten auch wirklich hilft. Ein einzelner Blühstreifen, wie ich ihn hier und da immer öfter auch bei anderen Landwirten sehe, sieht zwar schön aus, bringt aber nicht den Effekt, den ein System an Maßnahmen mit kluger Vernetzung von Lebensräumen und ganzjährigem Nahrungs- und Lebensraumangebot bietet."
An diesem Wochenende endet die Veranstaltungsreihe "Aktionstage Ökolandbau NRW". Vom 5. September bis zum 20. September fanden die "Aktionstage" statt. Trotz Corona-Pandemie und Unsicherheiten über Veranstaltungsformate, hatten sich zahlreiche Bio-Bauern aus NRW entschlossen, die seit Jahren beliebte zweiwöchige Info-Kampagne auch in diesem Jahr stattfinden zulassen. Landesweit öffneten ökologisch wirtschaftende Landwirtschafts- und Gartenbaubetriebe ihre Hoftore für große und kleine Besucher. Initiatoren der Aktionstage sind die Landesvereinigung Ökologischer Landbau NRW e.V. (LVÖ), die Landwirtschaftskammer NRW und das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz (MULNV). Die Kampagne wird vom MULNV gefördert.
Quelle: LVÖ NRW (ots)