Forscher ringen um die Zukunft des deutschen Waldes
Archivmeldung vom 17.09.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEs muss etwas getan werden für den Wald - darin sind sich die Forscher einig, die sich in Hamburg zur Abschlusstagung des BMBF-Förderschwerpunktes "Nachhaltige Waldwirtschaft" trafen. Und sie haben auch schon einiges getan für eine zukunftsfähige Waldentwicklung: In mehreren Forschungsverbünden wurden seit fünf Jahren die Bedingungen untersucht, die für den Wald und seine nachhaltige Nutzung in Zukunft von Bedeutung sein werden.
Ziel des Förderschwerpunktes waren handlungsorientierte
Nachhaltigkeitskonzepte. Untersucht wurden Anforderungen an den Waldbau
vor dem Hintergrund des Klimawandels, aber auch die Frage konkreter
Verbesserungen bei der Verwertungskette des Holzes vom Wald bis zum
Holzverarbeiter. Außerdem wurden Vermarktungsstrategien für
Holzsortimente entwickelt, die in Zukunft einen großen Anteil an der
verfügbaren Holzmenge ausmachen werden. Denn bereits heute ist
absehbar, dass der Anteil des Starkholzes bei der Nutzung weiter
zunimmt. Auch der Anteil des Laubholzes an der geernteten Holzmenge
wird im Laufe der nächsten Jahrzehnte deutlich wachsen. Auch die Frage,
welche waldbaulichen "Rezepte" für die erwartete weitere Klimaerwärmung
geeignet sind, stand auf der Agenda der Forscher: Hierzu wurden die
Möglichkeit eines "klimaplastischen Laubmischwaldes" untersucht. In
diesem Wald finden sich zahlreiche Laubbaumarten mit unterschiedlichen
ökologischen Ansprüchen und Möglichkeiten, wie etwa Buche, Esche, Eiche
oder Elsbeere. Ein derartig zusammengesetzter Wald könnte auf
unterschiedliche klimatische Entwicklungen flexibel reagieren. Noch
immer unterschätzt wird das Klimaschutzpotenzial und die Möglichkeit
der Energieeinsparung mit Holzprodukten. Daher wurden auch die
ökologischen Potenziale eines verstärkten Einsatzes von Holzprodukten,
wie zum Beispiel Holzböden oder Holzkonstruktionen im Baubereich
untersucht. Die hierbei erzielten Forschungsergebnisse stellen eine
deutliche Aufforderung zur Verstärkung des Holzeinsatzes im Baubereich
dar, ganz besonders vor dem Hintergrund einer massiven Verringerung der
Kohlendioxid-Emissionen. Wenn sich zum Beispiel der Anteil der auf
Holzbasis hergestellten Bodenbeläge nur um wenige Prozentpunkte
steigern ließe, könnte dies zu einer Verringerung der
Kohlendioxidemissionen um 500 000 Tonnen beitragen. Damit aber noch
nicht genug: Mit den traditionellen Einsatzgebieten ist die stoffliche
Potenz des Rohstoffes Holz noch lange nicht erschöpft. Denn mit
geeigneten Verfahren kann einheimisches Holz in Zukunft als
vollwertiger Ersatz für Tropenholz eingesetzt werden. Dies zeigen
Ergebnisse eines Forschungsverbundes, der sich mit den Möglichkeiten
der chemischen Modifizierung von Buchenholz beschäftigte. Hierbei wird
das Holz in einem Verfahren behandelt, das chemisch mit der
Bügelfrei-Ausrüstung von Hemden verwandt ist ("Holzvernetzung"). Das
Ergebnis ist eine Verbesserung der Haltbarkeit bis in den Bereich der
besten Tropenhölzer in Bezug auf Dauerhaftigkeit, Dimensionsstabilität,
Fäulnisresistenz und Witterungsbeständigkeit.
Auf der Tagung wurde deutlich, dass der Wald aber nicht überfordert
warden darf. Nur wenn seine natürlichen Potenziale richtig eingeschätzt
werden, lässt sich eine übermäßige Beanspruchung verhindern. Und nur
dann wird auch in Zukunft die Nutzung des Waldes dem Gebot der
Nachhaltigkeit entsprechen.
Quelle: aid infodienst