EU muss CO2-Ausstoß bis 2020 um ein Drittel mindern, Energieaktionsplan der EU-Kommission ungenügend
Archivmeldung vom 09.01.2007
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Freigeschaltet durch Jens Brehl"Die bisher bekannt gewordenen Details aus dem Energie-Aktionsplan der Europäischen Union weisen darauf hin, dass der Plan den Herausforderungen des globalen Klimawandels nicht gerecht wird", sagte Gerhard Timm, Geschäftsführer des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) heute in Berlin.
Nur wenn
die EU-Kommission in ihrem für morgen angekündigten Energieplan ein
CO2-Minderungsziel von minus 30 Prozent bis 2020 vereinbare, werde
das richtige Signal ausgesendet, um den globalen Temperaturanstieg
auf zwei Grad begrenzen zu können. Vor allem EU-Industriekommissar
Günter Verheugen blockiere dieses ehrgeizige Klimaschutzziel.
Timm: "Der Energieaktionsplan vernachlässigt die Verbesserung der Energieeffizienz und den Ausbau erneuerbarer Energien. Atomenergie und angeblich saubere Kohlekraftwerke hingegen werden als Lösungen der Energieprobleme gepriesen. Das passt nicht zusammen. Nur der Abschied von fossilen und atomaren Energiestrukturen macht den Weg frei für die Steigerung der Energieeffizienz und für mehr erneuerbare Energien. Auch die Trennung von Stromerzeugung und Stromnetzen würde dezentralen und nachhaltigen Energien mehr Chancen eröffnen."
Der Anteil erneuerbarer Energien solle nach den unverbindlichen
EU-Plänen bis 2020 insgesamt auf ein Fünftel angehoben werden. Der
BUND bemängelt, dass es dafür keine exakten Ausbauziele für
erneuerbare Energieträger im Bereich der Stromerzeugung gebe. Nicht
vorgesehen seien auch spezielle Ziele für den Wärmebereich. Konkret
benannt werde nur die Absicht, den Anteil von Biokraftstoff bis 2020
auf 10 bis 14 Prozent anzuheben. Ein solch starkes Wachstum bei
Biokraftstoffen sei jedoch nicht sinnvoll, wenn deren Einsatz
weiterhin in Sprit fressenden Motoren erfolge. Die Erzeugung von
Biokraftstoffen bedürfe zudem strikten Umweltstandards und einer
umfassenden Zertifizierung.
Sollte die europäische Kommission morgen tatsächlich so wenig Konkretes zum Ausbau erneuerbarer Energieträger vorschlagen, müsse Bundeskanzlerin Angela Merkel als Ratsvorsitzende den Aktionsplan dringend nachverhandeln. Es sei realistisch, den Anteil der regenerativen Stromerzeugung bis 2020 auf 35 und den Anteil erneuerbarer Energien im Bereich "Wärme und Kälte" auf 25 Prozent zu steigern.
Timm: "Kanzlerin Merkel steht jetzt vor der ersten Bewährungsprobe
ihrer EU-Präsidentschaft. Sie muss ihre Absichtserklärungen wahr
machen und mehr Klimaschutz durchsetzen. Die Erfolgsgeschichte der
erneuerbaren Energien in Deutschland muss auf Europa insgesamt
ausgedehnt werden. Merkel hat schon mehrfach klare Worte gegenüber
einflussreichen Männern gefunden, jetzt muss sie Industriekommissar
Verheugen ins Gebet nehmen und ihm klar machen, dass mehr Klimaschutz
auch energiepolitisch dringend geboten ist."
Quelle: Pressemitteiung BUND