Zunehmende Gefahren für die Biodiversität tropischer Schutzgebiete
Archivmeldung vom 26.07.2012
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtViele Schutzgebiete in tropischen Regionen kämpfen darum, ihre Biodiversität nachhaltig zu sichern. Eine der größten Gefahren ist die illegale Ausbeutung ihrer natürlichen Ressourcen. Für nachhaltigen Erfolg ist es notwendig, die lokale Bevölkerung einzubinden. Dies geht aus einer Studie hervor, an der mehr als 200 WissenschafterInnen weltweit mitgewirkt haben, darunter Christian H. Schulze vom Department für Tropenökologie und Biodiversität der Tiere der Universität Wien. Die detaillierten Ergebnisse erscheinen aktuell in dem renommierten Fachjournal "Nature".
William Laurance, Professor an der James Cook University in Cairns, Australien, und am Smithsonian Tropical Research Institute, Panama, vergleicht tropische Schutzgebiete mit "Archen": "Obwohl für einige dieser Archen die Gefahr besteht zu sinken, sind sie die besten Hoffnungsträger, um tropische Wälder und ihre immense Biodiversität langfristig zu sichern." Laurance und sein Team untersuchten mehr als 30 verschiedene Gruppen von Arten – von Bäumen und Tagfaltern bis hin zu Primaten und großen Prädatoren – in tropischen Schutzgebieten Amerikas, Afrikas und der asiatisch-pazifischen Region. Tropenökologe Christian Schulze von der Universität Wien steuerte dazu seine langjährigen Erfahrungen aus zwei großen Schutzgebieten in Südostasien bei: dem Mount Kinabalu Nationalpark in Ostmalaysia und dem Lore Lindu Nationalpark in Sulawesi, Indonesien.
Artenvielfalt nimmt auch in Schutzgebieten alarmierend ab
Die ForscherInnen schätzten ab, wie sich die Häufigkeit von Arten der untersuchten Organismengruppen während der letzten zwei bis drei Jahrzehnte verändert hat. Zudem wurde versucht, die Schutzgebiete gefährdende Umweltveränderungen zu identifizieren. Laurance und sein Team kommen zu dem Schluss, dass der überwiegende Teil der Schutzgebiete zum Erhalt tropischer Wälder beiträgt, jedoch in mehr als der Hälfte davon mit einem Rückgang der ursprünglichen Biodiversität zu rechnen ist. "Das Beängstigende unserer Ergebnisse ist, wie weit verbreitet die Rückgänge von Arten in diesen Schutzgebieten bereits sind. Es sind nicht nur wenige Organismengruppen, sondern ein alarmierend breites Spektrum an Arten betroffen", so Carolina Useche vom Humboldt Institut in Kolumbien. Zu diesen Gruppen gehören unter anderem Großprädatoren, viele Primaten, in Fließgewässern lebende Fische und Amphibien.
Größte Gefahr: illegale Landnahme und Holzeinschlag sowie Wilderei
Am stärksten sind die Schutzgebiete von illegaler Landnahme, Wilderei und illegalem Holzeinschlag betroffen. Für Christian Schulze bestätigten sich diese Negativ-Erfahrungen leider auch bei seinen Forschungsaufenthalten im Lore Lindu Nationalpark in Zentral-Sulawesi, Indonesien. Kadiri Serge Bobo von der Universität Dschang in Kamerun hebt zudem die Bedeutung von Veränderungen außerhalb von Schutzgebieten hervor: "Im Umfeld von 85 Prozent der untersuchten Schutzgebiete kam es zu einem Rückgang der Waldbedeckung in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten." Abholzung in tropischen Ländern schreitet schnell voran, und die meisten Schutzgebiete werden große Teile der angrenzenden Waldflächen verlieren. Auch andere, außerhalb der Schutzgebietsgrenzen stattfindende Veränderungen und Eingriffe – wie Brände und illegaler Bergbau – wirken sich negativ auf das angrenzende Schutzgebiet aus.
Besserer Schutz von Nationalparks und Reservaten notwendig
Entscheidend für die Zukunft ist, Schutzgebiete besser zu sichern. Ein verstärkter Kampf gegen interne und externe Gefährdungsursachen sowie die Einbindung der lokalen Bevölkerung sind dabei wichtig. "Wir haben keine Wahl", ist William Laurance überzeugt: "Tropische Wälder sind die biologisch vielfältigsten Lebensräume unseres Planeten, und ein großer Teil ihrer Biodiversität wird ohne ausreichend gut geschützte Flächen verschwinden."
Quelle: Universität Wien (idw)