Norwegen will noch mehr Wale töten
Archivmeldung vom 07.02.2017
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer norwegische Fischereiminister Per Sandberg hat bestätigt, dass Norwegen sich für 2017 eine Quote von 999 Zwergwalen zugeteilt hat. Dies entspricht einer Erhöhung um 119 Wale im Vergleich zum Vorjahr. Whale and Dolphin Conservation (WDC) kritisiert diese Entscheidung scharf.
Norwegische Walfänger jagen Zwergwale unter einem Einspruch gegen das weltweit geltende Walfangmoratorium. In den letzten zehn Jahren wurden vor Norwegen pro Jahr zwischen 464 – 736 Wale harpuniert. Das Land ist inzwischen die weltweit größte Walfangnation, vor Island und Japan.
Truls Soløy, Vorsitzender der norwegischen Walfängerunion, räumt allerdings ein, dass "die Menschen in Norwegen kaum Wal essen ... es gibt zu wenig Interesse auf der Käuferseite". Trotz staatlicher Subventionen und Marketingkampagnen ist die Nachfrage nach Walfleisch stark rückläufig, vor allem junge Norweger betrachten das Fleisch als altmodisch.
„Die Erhöhung der Quote mutet an wie ein schlechter Scherz“, so Astrid Fuchs, Programmleiterin bei WDC. „Erst im vergangenen Monat hat die Firma Myklebust Hvalprodukter, einer der größten Walfleischproduzenten Norwegens, über 60 Tonnen Zwergwalfleisch an Bedürftige verschenkt, da das Fleisch sonst in den Lagern verdorben wäre.“
Auch verstärkte Bemühungen, das Walfleisch nach Japan zu exportieren, sind mäßig erfolgreich. Seit 2014 sind die Exportzahlen leicht angestiegen, es wurden seither ca. 375.000 kg Walprodukte nach Japan exportiert. Allein Anfang Oktober 2016 waren es fast 3.000 kg, wobei mindestens drei EU-Häfen für den Transit genutzt wurden: Malta, Le Havre und Hamburg. WDC setzt sich mit einer Kampagne seit Jahren für ein Transitverbot von Walfleisch durch die EU ein.
Zudem exportiert Norwegen regelmäßig kleinere Mengen nach Island und auf die Färöer Inseln. 2015 wurde norwegisches Walfleisch von den japanischen Behörden nach Routineuntersuchungen vernichtet, da es stark erhöhte Werte drei potentiell gefährlicher Pestizide enthielt: Aldrin, Dieldrin und Chlordan.
„Norwegens Walfänger behaupten nach wie vor, dass sie sich an die wissenschaftlichen Weisungen der Internationalen Walfangkommission (IWC) zur der Berechnung einer nachhaltigen Walfangquote halten. In Wirklichkeit wendet Norwegen seit Jahren einen weit weniger konservativen Ansatz an, als er von der IWC als nachhaltig angesehen wird und erteilt sich jedes Jahr eine entsprechend höhere Quote“, so Fuchs.
Die norwegische Regierung bemüht sich, den Walfang als "nachhaltig" und notwendig darzustellen. Walfänger und Fischer drängen die Regierung zu höheren Abschussquoten, da die Wale angeblich zu viel Fisch fressen und zum Schutz der Bestände dezimiert werden müssten. Diese Behauptungen halten sich hartnäckig, trotz zahlreicher wissenschaftlicher Studien, die das Gegenteil belegen. Die Versuche, mit aller Gewalt einen neuen Markt zu schaffen, werden von der Regierung mit viel Geld unterstützt: Seit 1992 hat die norwegische Regierung über 5 Mio. USD für PR- und Lobby-Kampagnen ausgegeben, die der Werbung für die Wal- und Robbenfangindustrie dienen.
„Wir wissen heute, wie wichtig Wale für unsere Ozeane und gesunde Fischbestände sind. Zudem sind sie unsere Partner im Kampf gegen den Klimawandel. Es gibt schlicht und einfach keine "nachhaltigen" Quoten. Jeder harpunierte Wal ist einer zu viel und wir als globale Gemeinschaft sollten zusammenarbeiten und unser Möglichstes tun, um Wale zu bewahren und zu schützen, bevor es zu spät ist“, schließt Astrid Fuchs.
Quelle: Whale and Dolphin Conservation (WDC)