Percy Schmeiser, Träger des Alternativen Nobelpreises: „Genmanipulierte Pflanzen sind unkontrollierbar“
Archivmeldung vom 09.01.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Landeshauptstadt München hat heute den Träger des Alternativen Nobelpreises 2007, den kanadischen Landwirt Percy Schmeiser empfangen. Schmeiser warnte anlässlich des Eintrags in das Gästebuch der Stadt vor einer unkontrollierbaren Ausbreitung genmanipulierter Pflanzen.
Bei einem Gespräch mit Schmeiser erteilte auch Bürgermeister Hep Monatzeder der Agro Gentechnik eine klare Absage: „Die Landeshauptstadt unterstützt die gentechnikfreie Landwirtschaft seit vielen Jahren. Die Wahlfreiheit für Verbraucher und Bauern steht auf dem Spiel. Zusammen mit zahlreichen Großregionen Europas fordern wir daher von der EU-Kommission das Recht, den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen verbieten zu dürfen.“
Erfahrungen aus Ländern wie Kanada, in denen die Gentechnik großflächig Fuß fassen konnte, zeigen eindrücklich, dass ein friedliches Nebeneinander von Gentechnik-Pflanzen und konventioneller oder ökologischer Landwirtschaft nicht möglich ist. Percy Schmeiser hat dies erlebt, als patentierter Gen-Raps des Agrar-Konzerns Monsanto seine Felder verunreinigte. Monsanto versuchte daraufhin, Schmeiser wegen angeblicher Patentverletzungen zur Zahlung von mehreren Hunderttausend Dollar zu zwingen. Erst der Oberste Gerichtshof Kanadas sprach Schmeiser 2004 von Schadensersatzforderungen des Konzerns frei. Percy Schmeiser folgert aus seinen Erfahrungen: „Es gibt kein Nebeneinander mit konventionellem oder ökologischem Landbau. Genmanipulierte Pflanzen sind unkontrollierbar. Ihre Ausbreitung lässt sich nicht verhindern.“
Angesichts der kurz bevorstehenden Novellierung des deutschen Gentechnik-Gesetzes, das die Agro-Gentechnik fördern und den Anbau genmanipulierter Pflanzen erleichtern soll, warnt daher Andreas Bauer, Agrarwissenschaftler und Gentechnikexperte beim Umweltinstitut München, vor dem Ende der gentechnikfreien Landwirtschaft. Durch viel zu geringe Sicherheitsabstände und die Möglichkeit, gesetzliche Bestimmungen durch so genannte „private Absprachen“ außer Kraft zu setzen, werde gentechnischer Verschmutzung Tür und Tor geöffnet. Der aktuelle Gesetzentwurf müsse zurückgenommen werden, so Bauer. „Zudem muss es Regionen wie München möglich sein, sich vor der Agro-Gentechnik zu schützen und gesetzlich abgesicherte gentechnikfreie Regionen einzurichten.“
Percy Schmeiser hat den Alternativen Nobelpreis im vergangenen Jahr für seinen Kampf gegen Monsanto, für gentechnikfreies Saatgut und die Verteidigung bäuerlicher Rechte erhalten. Bürgermeister Monatzeder und Harald Nestler, Vorstand des Umweltinstituts München, gratulierten Schmeiser und wünschten ihm weiterhin viel Kraft für seinen Widerstand gegen die Agro-Gentechnik. Noch bis 18. Januar berichtet Percy Schmeiser auf Veranstaltungen in ganz Deutschland von seinen Erfahrungen.
Quelle: Umweltinstitut München e.V.