Kleine Schwankung der Sonnenaktivität, große Wirkung im Klima
Archivmeldung vom 29.08.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittUnsere Sonne strahlt nicht gleichmäßig. Das bekannteste Beispiel der Strahlungsschwankungen ist der berühmte 11-Jahreszyklus der Sonnenflecken. Seinen Einfluss auf die natürliche Klimavariabilität bestreitet niemand, aber die bisherigen Klimamodelle konnten seine Wirkung im Klimageschehen bisher nicht zufriedenstellend nachvollziehen.
Forschern aus den USA und aus Deutschland ist es jetzt erstmals
gelungen, die komplexe Wechselwirkung zwischen Solarstrahlung,
Atmosphäre und Ozean detailliert zu simulieren. Wie das
Wissenschaftsmagazin "Science" in seiner neuesten Ausgabe berichtet,
hat das Team um Gerald Meehl vom US-National Center for Atmospheric
Research (NCAR) berechnen können, wie die äußerst geringe
Strahlungsvariation eine vergleichsweise große Änderung im System
Atmosphäre-Ozean zustande bringt.
Katja Matthes vom Deutschen GeoForschungsZentrum GFZ, Co-Autorin der
Studie, sagt dazu: "Über das gesamte Strahlungsspektrum der Sonne
betrachtet, ändert sich die Strahlungsintensität innerhalb eines
Sonnenfleckenzyklus nur um 0,1 Prozent. Komplexe
Wechselwirkungsmechanismen in der Stratosphäre und Troposphäre erzeugen
dennoch messbare Änderungen in der Wassertemperatur des Pazifiks und im
Niederschlag."
Top Down - Bottom up
Damit es zu einer solchen Verstärkung kommen kann, müssen mehrere
Rädchen ineinander greifen. Der erste Prozess läuft von oben nach
unten: erhöhte Solarstrahlung führt zu mehr Ozon und höheren
Temperaturen in der Stratosphäre. "Der ultraviolette Strahlungsanteil
variiert viel stärker als die anderen Anteile im Spektrum, nämlich um
fünf bis acht Prozent, und das bildet mehr Ozon," erläutert Katja
Matthes. In der Folge wird vor allem die tropische Stratosphäre wärmer,
was wiederum zu veränderter atmosphärischer Zirkulation führt. Dadurch
verlagern sich auch die damit zusammenhängenden typischen
Niederschlagsmuster in den Tropen.
Der zweite Prozess geht den umgekehrten Weg: die höhere Sonnenaktivität
führt zu mehr Verdunstung in den wolkenfreien Gebieten. Mit dem Passat
werden die erhöhten Feuchtigkeitsmengen zum Äquator gebracht, wo sie zu
stärkerem Niederschlag, niedrigeren Wassertemperaturen im Ostpazifik
und geringerer Wolkenbildung führen, die wiederum mehr Verdunstung
erlaubt. Katja Matthes: "Diese positive Rückkopplung ist es, die den
Prozess verstärkt." Damit lassen sich auch die entsprechenden Messungen
und Beobachtungen auf der Erde erklären.
Professor Reinhard Hüttl, Vorstandsvorsitzender des GFZ
(Helmholtz-Gemeinschaft), meint dazu: "Die Studie ist wichtig für das
Verständnis der natürlichen Klimavariabilität, die - auf
unterschiedlichen Zeitskalen - ganz maßgeblich von der Sonne bestimmt
wird. Um den anthropogen bedingten Klimawandel besser interpretieren
und verläßlichere Szenarien der zukünftigen Klimaentwicklung machen zu
können, ist es sehr wichtig, die darunterliegende natürliche
Klimavariabilität zu verstehen. Die Untersuchung zeigt erneut, dass wir
zum Verständnis des Systems Klima noch erheblichen Forschungsbedarf
haben." Zusammen mit dem Alfred Wegener-Institut für Polar- und
Meeresforschung und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
veranstaltet das GFZ daher eine Konferenz "Klima im System Erde" am
2./3. November 2009 in Berlin.
Quelle: Helmholtz-Zentrum Potsdam - Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ