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57.000 Einwendungen gegen gefährliches Freilandexperiment: Massenprotest gegen Cholera-Kartoffeln

Archivmeldung vom 26.02.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.02.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Das Umweltinstitut München hat heute dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in Berlin mehr als 57.000 Einwendungen gegen ein geplantes Experiment mit Pharma-Kartoffeln übergeben.

Die Universität Rostock will die genmanipulierten Pflanzen in Üplingen (Sachsen-Anhalt) und Thulendorf (Mecklenburg Vorpommern) im Freiland anbauen.

Die Gen-Kartoffeln sollen einen Impfstoff und ein Impfstoffhilfsmittel gegen die Kaninchenseuche RHD bzw. gegen die Cholera produzieren. Eine dritte Linie der transgenen Kartoffeln bildet den plastikähnlichen Stoff Cyanophycin. Das Umweltinstitut München fordert das BVL als Genehmigungsbehörde sowie die zuständige Landwirtschaftsministerin Aigner (CSU) auf, den Antrag der Universität Rostock abzulehnen und den Anbau von Pharma Pflanzen auf Dauer zu verbieten.

Nach Ansicht von Andreas Bauer, Gentechnikexperte beim Umweltinstitut München, hätte die Genehmigung des Experiments unvorhersehbare Konsequenzen für die Umwelt. Eine Kontamination benachbarter Kartoffelfelder und damit das Eindringen von Pharmazeutika produzierenden Pflanzen in die Lebensmittelkette sei nicht ausgeschlossen, zumal die Universität Rostock nur 20 Meter Abstand zu angrenzenden Feldern einhalten will. "Eine Produktion von Arzneimitteln darf es auf dem Acker nicht geben, denn die Kontrolle von Gen-Pflanzen ist im Freiland nicht möglich," so Bauer. "Der aktuelle Versuch muss zudem wegen erwiesener Sinnlosigkeit gestoppt werden. Dass der Kaninchen-Impfstoff völlig wirkungslos ist, gibt die Uni Rostock sogar in ihrem eigenen Antrag zu." Das zeige einmal mehr, dass solche Experimente in erster Linie gemacht werden, um den ostdeutschen Gentech-Filz mit Forschungsgeldern zu versorgen.

Das Umweltinstitut München übt zudem scharfe Kritik daran, dass die Universität Rostock und das rund um deren Versuchsleiterin Prof. Inge Broer entstandene Firmendickicht ihre riskanten Experimente mit Billigung und Unterstützung des Landes Mecklenburg Vorpommern durchführen. Andreas Bauer: "Während fast alle Bundesländer sich mittlerweile aus der Förderung der Agro-Gentechnik verabschiedet haben oder versuchen, den Anbau von Gentechnik-Pflanzen per Erlass einzuschränken, macht sich Mecklenburg-Vorpommern sehenden Auges und auf Kosten der Steuerzahler zur ökologischen Müllkippe der Republik."

Harald Nestler, Vorstand beim Umweltinstitut München, fordert Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner auf, den Versuch zu untersagen. "Vordergründig scheint die CSU mit ihrer Forderung nach einem gentechnikfreien Bayern endlich zur Besinnung zu kommen. Wenn die Ministerin jedoch den Anbau der hochriskanten Pharma-Pflanzen genehmigt, wäre der Gesinnungswandel als Nebelkerze für den Europawahlkampf entlarvt." Die Menschen lehnten die Agro-Gentechnik ohne Wenn und Aber ab. Das hätten sie mit den mehr als 57.000 Einwendungen deutlich gezeigt.

Quelle: Umweltinstitut München e.V.

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