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Artenschwund in Deutschland hält an

Archivmeldung vom 07.05.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.05.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: © WWF / Hans-Ulrich Rösner
Bild: © WWF / Hans-Ulrich Rösner

Bund und Länder werden ihr Ziel, das Artensterben zwischen Wattenmeer und Alpen bis 2010 zu stoppen und die biologische Vielfalt in Deutschland zu bewahren, nur mit erheblichem Mehraufwand erreichen können.

Dies geht aus der heute veröffentlichten WWF-Studie „Naturschutz in Deutschland. Schutzgebiete und das Biodiversitätsziel 2010“ hervor. Deutschland ist ab Mitte Mai Gastgeber des UN-Umweltgipfels zum „Übereinkommen über die biologische Vielfalt“ (CBD) in Bonn.  

Der WWF fordert die heute in Mainz tagenden Umweltminister von Bund und Ländern auf, den Naturschutz in Deutschland endlich konsequent umzusetzen. „Wenn Bundeskanzlerin Merkel beim anstehenden UN-Gipfel zu Biodiversitäts-Kanzlerin werden und als gutes Vorbild vorangehen will, muss Deutschland endlich seine Hausaufgaben machen“, so Frank Barsch, WWF-Artenschutzexperte und Autor der Studie.  

Wie die Studie berichtet, ist die Zahl der bedrohten Biotope trotz aller Schutzbemühungen zwischen 1994 bis 2006 von 68,7 auf 72,5 Prozent gestiegen. Langfristig drohe die Hälfte aller Biotope zu verschwinden. Andererseits genießt lediglich ein halbes Prozent der Landesfläche den höchsten Schutzstatus eines Nationalparks. Auf dem Papier gebe es darüber hinaus zwar eine beeindruckende Zahl von Schutzgebieten. Doch ein Großteil davon, so der WWF-Report, leiste faktisch keinen Beitrag zur Bewahrung der Vielfalt. So seien die über 7.000 Landschaftsschutzgebiete und knapp 100 großen Naturparke nahezu wirkungslos. „Naturschutz in Deutschland gleicht noch immer einem Flickenteppich von minderer Qualität. Die Schutzgebiete sind häufig zu klein, zu isoliert und in einem schlechten Zustand. Die angekündigte Trendwende ist nicht in Sicht“, erläutert Barsch.  

Selbst um die 14 Nationalparke sei es nicht gut bestellt. „Der weltweite Standard, nachdem drei Viertel der Fläche sich selbst überlassen bleibt, wird nur in jedem vierten Nationalpark erreicht“, so Barsch. Der aktuelle Streit um Ölbohrungen im Wattenmeer zeige, wie weit man hierzulande noch von internationalen Ansprüchen entfernt sei. Auch das wenig ambitionierte Ziel, zwei Prozent Deutschlands als unberührte Wildnis zu etablieren, liege noch in weiter Ferne.  

Die größten Erfolge gibt es laut WWF beim Schutz stark bedrohter Arten zu verzeichnen. Seeadler, Kranich, Biber und Seehund sind seit Jahren im Aufwind, der Wolf ist zurückgekehrt. „Diese erfreulichen Nachrichten dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Rote Liste immer länger wird“, so Barsch. Besonders Amphibien und Reptilien seien gefährdet, die Vorkommen des seltenen Apollofalters schwinden und selbst Allerweltsarten wie der Haussperling seien rückgängig.  

Erfreulich ist, so die WWF-Studie, dass Deutschland – allerdings mit zehn Jahren Verspätung – seinen Verpflichtungen innerhalb in der EU weitgehend nachgekommen ist. 4.617 Gebiete sind gemäß der sogenannten „Flora-Fauna-Habitat“-Richtline (FFH) nach Brüssel gemeldet worden, hinzu kommen weitere 558 Vogelschutzgebiete.  

Um das 2010-Ziel doch noch zu erreichen, müssten Bund und Länder umgehend für klare Standards in den Schutzgebieten sorgen und vor allem die Belastungen einschränken. Dazu brauche es mehr Geld, mehr Personal, bessere Konzepte und vor allem die Einhaltung der nationalen und internationalen Schutzstandards. „Industrie, Politik und Behörden planen schmerzliche Eingriffe in einige der wertvollsten Naturgebiete der Republik: Neue Ölbohrungen im Nationalpark Wattenmeer, ein Kohlekraftwerk am Rande des FFH-Gebietes Greifswalder Bodden und die Zerstörung geschützter Flusslandschaften in Elbe, Weser und Ems. Wenn Deutschland es ernst meint mit dem Naturschutz, müssen diese Projekte umgehend gestoppt werden“, so WWF-Experte Barsch.

Quelle: WWF

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