Genetische Verschmutzung nimmt immer weiter zu
Archivmeldung vom 08.06.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie genetische Verschmutzung wird die chemische Verschmutzung bald in den Schatten stellen. Zu diesem Schluss kommt der Gentech-Experte Werner Müller von der Umweltorganisation Global2000 im pressetext-Interview anlässlich einer Veranstaltung über die Folgen von Gentechnologie in der Landwirtschaft im Tech Gate Vienna. "Das große Problem bei der 'so genannten' Grünen Gentechnologie ist, dass sie nicht unter Kontrolle gehalten werden kann", meint Müller.
"Wissenschaftler wissen zwar, wie man fremde Gene in Pflanzen einbringen kann, nicht aber wie man diese wieder aus ihnen herausbringt." Das gilt auch schon bei Verunreinigungen von 0,1 Prozent. "Das bedeutet, dass die Saatgutkette damit auch zunehmend die Nahrungskette der Menschen kontaminiert. Die chemische Verschmutzung kann der Mensch selbst durch die Einstellung der Produktion der chemischen Gifte noch in den Griff bekommen."
Chemische
Verschmutzung verschwindet durch den Abbau in der Umwelt innerhalb
mehrerer Jahrzehnte. "Das ist bei einer genetischen Verschmutzung
allerdings nicht der Fall", erklärt der Wissenschaftler. "Denn Pflanzen
können sich im Gegensatz zu Chemikalien vermehren und somit die
genetische Verschmutzung über mehrere Jahrhunderte konstant halten oder
sogar verstärken."
Laxer Umgang mit Gentech-Saatgut
Besorgt zeigt sich Müller über den offenbar laxen Umgang der Gentech-Industrie mit der genetischen Verschmutzung in ihrem Kerngeschäft, der Saatgutproduktion. Es häufen sich die Fälle der genetischen Verschmutzung konventionellen Saatguts, wie der jüngste Fall in Deutschland beweist. Obwohl in Deutschland der Anbau von gentechnisch verändertem Mais seit 2009 verboten ist, hat die Umweltorganisation Greenpeace auf einer Fläche von bis zu 3.000 Hektar Mais der Firma Pioneer Hi-Bred, der mit Gen-Mais verunreinigt ist, gefunden. Das Saatgut ist bis zu 0,1 Prozent mit dem herbizidresistenten Gen-Mais NK603 kontaminiert, der in ganz Europa nicht angebaut werden darf.
"Die
Problematik verschärft sich laufend", so Müller. Vor allem in den USA
gibt es massive Probleme mit resistenten Unkräutern und Insekten.
Gentechnisch veränderte Pflanzen enthalten heute meist zwei bis drei
Transgene - das sind vom Menschen eingeschleuste fremde Gene. Der in
diesem Jahr erstmals in den USA angebaute SmartStax-Mais von Monsanto
hat insgesamt acht solcher Transgene. Sechs synthetische Gene
produzieren ein Insektengift, zwei synthetische Gene sind für Resistenz
gegen Herbizide.
Zahl der Transgene nimmt zu
"Je mehr synthetische Gensequenzen in Gentech-Pflanzen eingebaut werden, desto mehr steigt natürlich die Gefahr der genetischen Verschmutzung konventionellen Saatguts mit mehr als einem Transgen", erklärt der Wissenschaftler. "Wie sich Pflanzen mit acht synthetischen Genen auf die Gesundheit auswirken ist völlig ungeklärt. Bedenklich stimmt, dass die genetische Verschmutzung im tierischen und menschlichen Organismus seine Fortsetzung findet", erklärt Müller.
Erst vor einer Woche hat eine Fütterungs-Studie der Universität Neapel gezeigt, dass sich beim Einsatz von Gentech-Futtermitteln synthetische Gensequenzen in Ziegen und Ziegenkitzen nachweisen lassen. "Obwohl der Ziegennachwuchs nur mit der Milch des Muttertieres ernährt wurde, fanden sich künstliche Gene in Leber, Herz und Niere des Ziegenkitz", erklärt Müller. Das bestätige die bislang unterschätzte Gefahr der Gentechnologie.
Quelle: pressetext.austria Wolfgang Weitlaner