Wolken verstärken Lichtverschmutzung
Archivmeldung vom 05.03.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Helligkeit des Nachthimmels hängt stark von der Wolkenbedeckung ab. Dort, wo keine künstliche Beleuchtung ist, machen Wolken den Himmel dunkler, denn sie verdecken die Sterne. Eine Gruppe von Physikern und Ökologen der Freien Universität Berlin und des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) konnten nun in einer Studie zeigen, dass in städtischen Regionen dieser Effekt genau umgekehrt ist.
„Unsere Untersuchungen zeigen, dass selbst an einem ländlichen Standort
in der Nähe von Berlin der bewölkte Himmel etwa dreimal heller war als
ein klarer Himmel. Direkt in der Stadt ist der Himmel bei dichter
Bewölkung sogar zehn Mal heller als in sternklaren Nächten“, sagt Dr.
Christopher Kyba, Physiker am Institut für Weltraumforschung der Freien
Universität Berlin und Erstautor der gerade in PLoS ONE veröffentlichten
Studie.
Schuld an diesem Phänomen ist künstliches Licht bei Nacht, welches in
den Himmel abgestrahlt wird. „Wenn Wissenschaftler den Einfluss von
Lichtverschmutzung auf Mensch und Natur untersuchen, verwenden sie
häufig Satellitenaufnahmen aus sternenklaren Nächten, um die
Lichtemission zu quantifizieren. Bei zukünftigen Studien zur
Lichtverschmutzung muss aber auch der Einfluss der Bewölkung
berücksichtigt werden“, so Kyba.
Die Wissenschaftler nutzten für Ihre Untersuchungen handelsübliche „Sky
Quality Meters“ zur Messung der Helligkeit des Nachthimmels. Dr. Franz
Hölker, Ökologe, Autor der Studie und Projektleiter von „Verlust der
Nacht“: „Jetzt, da wir eine Analysemethode entwickelt haben, um den
Einfluss von Wolkenbedeckung zu quantifizieren, wird der nächste Schritt
sein, unser Untersuchungsnetzwerk auszubauen. Das ‚Sky Quality Meter‘
ist ein kostengünstiges und leicht zu handhabendes Gerät, daher hoffen
wir, auch andere Wissenschaftler und Amateurforscher für dieses Projekt
begeistern zu können, um so eine weltweite Datenbank mit Messungen zur
Helligkeit des Nachthimmels aufzubauen.“
Das Projekt wurde von den beiden interdisziplinären Projekten MILIEU und „Verlust der Nacht“
unterstützt. MILIEU (Der Mensch im Ballungsraum unter Klima- und
Umwelteinflüssen) ist ein an der Freien Universität Berlin angesiedeltes
und von der „Exzellenzinitiative“ gefördertes Forschungscluster zu
inter- und transdisziplinärer Klima- und Umweltforschung im urbanen und
periurbanen Kontext.
In dem interdisziplinären BMBF Projekt „Verlust der Nacht“ untersuchen
Wissenschaftler erstmals gemeinsam die ökologischen, gesundheitlichen
sowie kulturellen und sozioökonomischen Auswirkungen, aber auch die
Ursachen für die zunehmende Beleuchtung der Nacht. Auf Grundlage dieser
Forschungsergebnisse sollen Lösungsansätze für moderne
Beleuchtungskonzepte und nachhaltige Techniken entstehen.
Quelle: Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)