Geobiologen untersuchen "lebende Fossilien" in der Tiefsee Australiens
Archivmeldung vom 28.11.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittGeowissenschaftler der Universität Göttingen, der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Humboldt-Universität zu Berlin brechen Ende November zu einer Forschungsexpedition in die Vergangenheit auf. Vor der Küste Australiens wollen sie an den Riffen in der Tiefsee des Queensland Plateau "lebende Fossilien" wie Schwämme, Armfüßler, Stachelhäuter sowie Kopffüßler der Gattung Nautilus untersuchen. Die Wissenschaftler hoffen zudem, auch Wirbeltiere wie den Quastenflosser zu finden.
"Die Ökologie des Coral Sea-Areals ist über Jahrmillionen weitgehend stabil geblieben, so dass Organismen, die schon als ausgestorben galten, dort nahezu unverändert fortbestehen können", so der Göttinger Geobiologe Prof. Dr. Joachim Reitner, der die Expedition gemeinsam mit Prof. Dr. Gert Wörheide (München) und Dr. Carsten Lüter (Berlin) leitet. Das 15-köpfige Team wird das Ökosystem in rund 1.000 Meter Wassertiefe dokumentieren und für weitere wissenschaftliche Untersuchungen einzelne Exemplare der Organismen von den Hängen der tiefen Vorriff-Bereiche lösen. Sie sollen unter anderem mit Lebewesen verglichen werden, die heute noch in dunklen Höhlen des Flachwassers des Großen Barriere-Riffs existieren, sowie mit fossilen Gemeinschaften aus Riffen der Kreide- und Tertiärzeit.
Das Forscherteam hatte bereits bei einer Expedition in die Coral Sea Mitte der 1990er Jahre Teile dieser Tiefsee-Fauna entdeckt, ohne sie genauer untersuchen zu können. Nun kehren die Wissenschaftler im Rahmen des Forschungsprojekts "Deep Down Under" auf einem australischen Forschungsschiff dorthin zurück, um im Dezember 2009 die Vielfalt der "lebenden Fossilien" rund um die Riffe Osprey, Shark, Bougainville und Holmes zu untersuchen. Eingesetzt wird dabei der ferngesteuerte Roboter "Cherokee", der vom Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen betrieben wird. Neben Tauchgängen rund um die Riffe wird das Forscherteam auch Messungen vornehmen, um Daten zu Temperatur, Salzgehalt und Leitfähigkeit des Wassers zu sammeln. Das Forschungsprojekt wird unter anderem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit Mitteln in Höhe von rund 300.000 Euro gefördert. Der Australian Research Council ist ebenfalls an diesem Projekt beteiligt.
Das Forscherteam will den Verlauf der Expedition im Internet unter http://www.deepdownunder.de dokumentieren. Hier sind auch weitere Informationen zu dem Forschungsprojekt zu finden.
Quelle: Georg-August-Universität Göttingen