Neue Bündnisinitiative: Gemeinsam für saubere Abwässer und Umweltschutz in der Textilproduktion
Archivmeldung vom 01.07.2020
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.07.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch André OttEin nachhaltiges Abwassermanagement in der textilen Lieferkette ist das Ziel einer neuen Initiative im Bündnis für nachhaltige Textilien. Dazu haben sich 13 Bündnismitglieder zusammengeschlossen, darunter Modeunternehmen, Verbände und die Bundesregierung. Die Bündnisinitiative nimmt heute [01.07.2020] ihre Arbeit auf und hat eine Laufzeit von zwei Jahren.
Fokusländer sind Taiwan, Bangladesch, Vietnam, China, Pakistan und Türkei. Bei den sogenannten Nassprozessen der Textilproduktion - also beim Bleichen, Färben und Bedrucken - kommen Chemikalien zum Einsatz. Die verwendeten Substanzen sind teilweise gesundheits- und umweltkritisch und werden oft ungeklärt in Gewässer geleitet.
Die dadurch entstehenden Umweltschäden können deutlich größer sein als beispielsweise Abgasemissionen oder Feststoffabfälle bei der Herstellung von Kleidung. Angesichts dessen will die Bündnisinitiative das Abwassermanagement in der Textilproduktion verbessern und kombiniert dazu drei Ansätze: Erstens sollen in den Fabriken das Problembewusstsein geschärft und Wissen aufgebaut werden. Zweitens gilt es, die Prüfung des Abwassers mittels Abwasserstandards zu harmonisieren und die Datenqualität zu verbessern. Und drittens strebt die Initiative Kooperationen und den Datenaustausch zwischen allen Akteuren in der Lieferkette sowie mit wissenschaftlichen Einrichtungen an.
Ein wichtiger Baustein zur Reduktion und Substitution gefährlicher Chemikalien in Textilbetrieben ist das Chemikalien- und Umweltmanagement. Eine vorangegangene Bündnisinitiative konnte hier bereits Erfolge erzielen. Daran anknüpfend widmen sich die Mitglieder der neuen Bündnisinitiative nun explizit dem Abwassermanagement.
"Bei der Verwendung von Chemikalien in der Textilindustrie besteht noch Handlungsbedarf. Es ist darum gut und wichtig, dass sich die Mitglieder im Textilbündnis für ein besseres Abwassermanagement und dadurch für den Schutz der Umwelt, saubere Gewässer und damit auch für sauberes Trinkwasser einsetzen," erläutert der Leiter des Bündnissekretariats Jürgen Janssen: "Durch den Zusammenschluss in Bündnisinitiativen werden Fortschritte möglich, die ein Unternehmen alleine nicht erzielen kann. Es ist ein starkes Zeichen für das Engagement im Bündnis, dass die 13 Bündnismitglieder die Initiative trotz der schwierigen Corona-Lage starten."
Schutz der Umwelt und verlässliche Abwasserdaten
Für Textilfabriken mit Nassprozessen gibt es Grenzwerte für Schadstoffe im Abwasser. Diese werden von den jeweiligen nationalen Gesetzgebern, von großen Markenunternehmen und insbesondere von unabhängigen Organisationen wie z.B. OEKO-TEX, Bluesign oder ZDHC Foundation gesetzt. Alle drei Organisationen sind an der neuen Bündnisinitiative beteiligt und lassen ihre Erfahrung aus unzähligen Umweltaudits bei Textilbetrieben auf der ganzen Welt in die neue Bündnisinitiative Abwasser einfließen. Die Grenzwerte sind teilweise harmonisiert.
Unabhängige Institutionen prüfen, ob die Fabriken die Grenzwerte einhalten. Oft ist es eine Herausforderung für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller Akteursgruppen, die laboranalytischen Testberichte zu interpretieren und die Einhaltung der Vorgaben nachzuvollziehen. Genau hier möchte die Bündnisinitiative Abwasser ansetzen - mit Trainings und Trainingsmaterialien, mehr Transparenz, stärkerer Vernetzung und einem Plausibilitätscheck. All das zielt darauf ab, eine größere Verlässlichkeit in der Bewertung der Konformität zu erreichen und das Abwassermanagement in der textilen Kette und in den Produktionsländern - nicht nur auf dem Papier - zu verbessern.
"Wir setzen uns dafür ein, giftige oder gefährliche Chemikalien weitestgehend aus der Textilproduktion zu verbannen. Sie dürfen unter keinen Umständen über das Abwasser der Fabriken in die Umwelt gelangen. Mit der Bündnisinitiative haben wir die Chance, das Abwassermanagement in den Betrieben mit Nassprozessen deutlich zu verbessern," so Frank Michel, Direktor der ZDHC Foundation.
Yvonne Swoboda, Corporate Responsibility Manager bei ORSAY, führt aus: "Für uns bei ORSAY ist es wichtig, dass wir uns auf die Primärdaten verlassen können, die uns von unseren Partnern in der Lieferkette mitgeteilt werden. Diese beinhalten auch Daten aus der tieferen Lieferkette. Die Einhaltung von Abwasser-Standards spielt hierbei eine entscheidende Rolle, um Anwohner, Arbeiter und die Umwelt in Produktionsländern zu schützen."
Mit Bündnisinitiativen für eine nachhaltigere Textilindustrie
Im Bündnis für nachhaltige Textilien laufen bereits Bündnisinitiativen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Textilproduktion im südindischen Tamil Nadu, zu existenzsichernden Löhnen und zu Beschwerdemechanismen.
Diese Mitglieder des Bündnisses für nachhaltige Textilien beteiligen sich an der Bündnisinitiative Abwasser: ALDI Nord, ALDI Süd Gruppe, Bluesign, Brands Fashion, Bundesverband der Deutschen Sportartikel-Industrie e.V. (BSI), Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), EDEKA, KiK Textilien & Non Food GmbH, F3 Fashion Cube (ORSAY plus Partner), OEKO-TEX, Takko Fashion, Umweltbundesamt, ZDHC Foundation.
Quelle: Bündnis für nachhaltige Textilien (ots)