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Kranke Ameisen sterben einsam

Archivmeldung vom 30.01.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.01.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: M. Hoffmann / PIXELIO
Bild: M. Hoffmann / PIXELIO

Todesfälle in der Natur sind zumeist nicht dem hohen Alter eines Tieres, sondern den Folgen einer Krankheit geschuldet. Krankheitserreger können sich dabei vor allen Dingen ausbreiten, wenn Tiere in engem Kontakt zueinander in einem gemeinsamen Nest leben. Es erscheint daher logisch, dass sich gerade solch sozial organisierte Tiere etwas einfallen lassen, um der Übertragung tödlicher Erkrankungen auf andere Gruppenmitglieder entgegen zu wirken.

Wenn todgeweihte Einzeltiere ihre Gruppe verlassen, ist das ein effizienter Weg, um das Risiko der Ansteckung von Verwandten und anderen Gruppenmitgliedern zu minimieren. Beobachtungen deuten ein solches Phänomen für verschiedene Spezies an - unter anderem für Elefanten oder Löwen. Allerdings fehlten bislang größere quantitative Analysen für einzelne Tierarten.

Regensburger Biologen wiesen dieses besondere Verhalten nun für Ameisen (Temnothorax unifasciatus) nach. Eine Arbeitsgruppe unter der Leitung von Prof. Dr. Jürgen Heinze vom Institut für Zoologie der Universität Regensburg konnte zeigen, dass einzelne todkranke Ameisen den Kontakt mit den anderen Nestbewohnern vermeiden, sich aktiv isolieren und das Nest verlassen, um allein und abseits ihrer Artgenossen zu sterben. Den Forschern gelang dabei auch der Nachweis, dass das Verlassen des Nestes nicht auf ein besonderes Vorgehen der gesunden Artgenossen oder auf die Symptome der Krankheit zurückzuführen ist. Dem gegenüber legen die Beobachtungen der Regensburger Forscher die Vermutung nahe, dass das aktive Verlassen des Nestes und der Tod in Isolation eine neuartige selbstlose Eigenschaft von einzelnen Ameisen-Arbeiterinnen darstellt, um den Bestand des gesamten Nestes nicht zu gefährden.

Die Folgerungen der Regensburger Arbeitsgruppe dürften gerade für Wissenschaftler interessant sein, die sich mit dem Sozialverhalten von Tieren im Allgemeinen, dem komplexen Prozess der Evolution, Alterungsprozessen oder auch Fragen der Ökologie beschäftigen. Der Rückzug aus dem sozialen Bereich könnte generell ein bislang übersehener selbstloser Charakterzug von sozial organisierten Tieren sein, der in diesem Fall der Arterhaltung dient.

Quelle: Universität Regensburg

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