ROBIN WOOD fordert: Atommülllager Asse unter Atomrecht zu stellen
Archivmeldung vom 02.07.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Umweltorganisation ROBIN WOOD fordert, Konsequenzen aus den groben Fehlern bei der Aufsicht über das niedersächsische Atommülllager Asse II zu ziehen und das Lager unter Atom-, statt wie bisher unter Bergrecht zu stellen. Außerdem setzt sich ROBIN WOOD dafür ein, die Flutungspläne des Betreibers zu stoppen und die Rückholung des Mülls aus dem ehemaligen Salzbergwerk vorzubereiten.
Um diesen Forderungen Nachdruck zu
verleihen, ruft ROBIN WOOD gemeinsam mit vielen Bürgerinitiativen und
Verbänden für kommenden Samstag zu einer Kundgebung am etwa 20 Kilometer
von Braunschweig entfernt gelegenen Atommülllager Asse II auf.
In das so genannte Versuchsendlager Asse II, in dem rund 126.000 Fässer
mit leicht- und mittelradioaktivem Atommüll lagern, strömen Tag für Tag
12.000 Liter Wasser. Zudem wurde kürzlich öffentlich bekannt, dass Lauge
im Bergwerk aufgefangen wurde, die weit über den Grenzwerten radioaktiv
belastet ist und ohne atomrechtliche Genehmigung in eine tiefer gelegene
Sohle gepumpt worden war. Außerdem ist der Salzstock einsturzgefährdet.
Das für die Atomaufsicht zuständige Umweltministerium in Niedersachen
bestreitet, von der illegalen Einlagerung radioaktiv belasteter Lauge
etwas gewusst zu haben. Ebenso ahnungslos war das Haus von
Umweltminister Hans-Heinrich Sander nach eigenen Angaben darüber, dass
Grenzwerte um bis zum Elffachen überschritten wurden.
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel setzte öffentlichkeitswirksam eine
als „Task-Force“ titulierte Arbeitsgruppe ein, ohne aber ansonsten an
den bestehenden Zuständigkeiten zu rütteln. Bundesforschungsministerin
Annette Schavan ging auf Tauchstation, obwohl die Asse als vermeintliche
Forschungsanlage ihrem Ministerium untersteht. Das Atommülllager, das in
den sechziger Jahren allein nach Bergrecht genehmigt wurde, wird bis
heute nicht als Anlage nach Atomgesetz behandelt.
„Die Aufsicht über die Asse ist ein Desaster“, bilanziert Dirk Seifert,
Energiereferent bei ROBIN WOOD. „ROBIN WOOD fordert, die Asse endlich
unter Atomrecht zu stellen und unter die Aufsicht des
Bundesumweltministeriums zu stellen. Bei Entscheidungen über das weitere
Vorgehen in der Asse müssen Umwelt und Gesundheit der betroffenen
Menschen in der Region und zukünftiger Generationen an erster Stelle
stehen, nicht die Kosten.“
Notwendig ist zudem eine unabhängige Aufklärung. Die könnte ein von
Grünen und Linken im niedersächsischen Landtag geforderter
Parlamentarischer Untersuchungsausschuss leisten. Der wird jedoch von
der SPD blockiert. „Es kann nicht sein, dass diejenigen, die das
Desaster in der Asse verursacht haben, nun selbst die Aufklärung
betreiben sollen“, so Seifert. „Wir fordern den ehemaligen
SPD-Umweltminister Wolfgang Jüttner und die SPD-Fraktion auf, noch vor
der Sommerpause den Weg für einen Untersuchungsausschuss frei zu machen.“
Quelle: ROBIN WOOD