Deutsche Umwelthilfe stellt Überschreitung der Abgasgrenzwerte von bis zu 760 Prozent bei Motorsägen und Freischneidern fest
Archivmeldung vom 27.10.2017
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Freigeschaltet durch André OttDie Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat 2017 nunmehr das vierte Jahr in Folge Untersuchungen zum Abgasverhalten motorgetriebener, handgeführter Maschinen durchgeführt. Es handelt sich dabei um Geräte, die sowohl von Verbrauchern im Garten als auch in bestimmten Berufszweigen verwendet werden und ohne weiteres in Baumärkten oder online erworben werden können.
Dabei sind erneut neun der 21 getesteten Geräte aus Deutschland, Schweden, Dänemark und Frankreich wegen zu hoher Emissionen durchgefallen. Die europaweit geltenden Schadstoffgrenzwerte wurden eingeführt, um die Gesundheit derjenigen, die als Nutzerinnen und Nutzer den Emissionen ausgesetzt sind, zu schützen und die Luftverschmutzung zu reduzieren. Der TÜV NORD untersuchte im Auftrag der DUH die Konzentration von Kohlenmonoxid, Stickoxid und Kohlenwasserstoff im Abgas.
"Mit einer Grenzwertüberschreitung von 760 Prozent haben wir dieses Jahr einen weiteren traurigen Rekord festgestellt. Noch nie haben wir eine Maschine mit höheren Emissionen gemessen. Diese Maschinen müssen umgehend vom Markt genommen und gegen die Hersteller, Händler und Importeure empfindliche Strafen verhängt werden. Die Überschreitung von Emissionsgrenzwerten darf nicht länger von den Marktüberwachungs-Behörden wie ein Kavaliersdelikt behandelt werden", so Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH.
Diese extrem hohe Grenzwertüberschreitung weist ein Freischneider der Marke Atika auf, der im Online-Shop von Westfalia gekauft wurde. Gemessen wurde der Ausstoß an Kohlenmonoxid, Stickoxid und Kohlenwasserstoff. Diese Schadstoffe können Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursachen und die Atemwege angreifen. Da jedes Jahr alleine in Deutschland tausende Menschen vorzeitig an den Folgen der Luftverschmutzung sterben, gelten seit Jahren EU-weite Grenzwerte für diese Schadstoffe. Die meisten der Maschinen, die Grenzwerte überschreiten, wurden auf dem deutschen Markt entdeckt - so auch die Maschine mit der höchsten Überschreitung.
Die Untersuchung umfasst zudem Maschinen des französischen, schwedischen und dänischen Markts. Alle getesteten Maschinen, die auf dem französischen Markt erworben wurden, halten den Grenzwert ein. Eine in einer Filiale einer französischen Baumarktkette gekaufte Motorsäge der Marke Hyundai überhitzte jedoch auf dem Prüfstand und erlitt einen Motorschaden. Das über einen deutschen Online-Shop beschaffte Ersatzgerät gleichen Typs fiel bei der Messung mit einer Überschreitung von 139 Prozent durch. Die DUH hat bereits mit den betroffenen Unternehmen Kontakt aufgenommen und wird die Untersuchungsergebnisse auch den verantwortlichen Behörden und dem Handel zur weiteren Veranlassung übergeben.
"In meinen Augen ist es ein Skandal, wie der Staat hier versagt. Die gesundheitlichen Schäden für die Nutzer und die Umwelt werden von Billigherstellern ignoriert und der Gesetzesverstoß vom Staat stillschweigend hingenommen", so Axel Friedrich, Internationaler Berater.
"Unsere Untersuchungen zeigen deutlich, dass die derzeit stattfindende behördliche Marktüberwachung nicht ausreicht, um Verbraucher vor hochemittierenden Produkten auf dem Markt zu schützen" ergänzt Agnes Sauter, Leiterin des Bereichs Marktüberwachung und Verbraucher bei der DUH. Ein Grund dafür ist nach Auffassung der DUH, dass die verantwortlichen Behörden bisher nicht mit ausreichend abschreckenden Sanktionsmöglichkeiten ausgestattet sind. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) muss diesen Sanktionskatalog endlich erstellen und den Ländern zur Verfügung stellen. Dies ist dringend notwendig, damit die behördliche Marktüberwachung gestärkt wird und effektiv funktionieren kann.
Quelle: Deutsche Umwelthilfe e.V. (ots)