Report Mainz deckt Handel mit Gartenmöbeln aus Urwaldholz auf
Archivmeldung vom 29.09.2008
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.09.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Bundesregierung fordert die EU-Kommission auf, den Besitz und Verkauf von Produkten aus illegal geschlagenem Holz unter Strafe zu stellen.
Jochen Flasbarth vom Bundesumweltministerium in "Report Mainz": "Es muss in der EU verboten sein, mit solchen illegalen Hölzern Handel zu treiben." Anlass für Flasbarths Äußerung ist ein Bericht des ARD Politikmagazins "Report Mainz". In seiner heutigen Ausgabe (21.45 Uhr) deckt das Magazin auf, wie vietnamesische Firmen Gartenmöbel aus Raubholz nach Deutschland liefern. Nach Vor-Ort-Recherchen des Magazins handelt es sich um illegal gefälltes Holz aus Urwäldern in Laos und Kambodscha.
Ein Mitarbeiter eines vietnamesischen Unternehmens räumte im Interview ein, dass seine Firma pro Monat zehn Container mit Gartenmöbeln aus solchen Hölzern nach Deutschland liefert. Das illegal eingeschlagene Tropenholz wird über den Umweg Vietnam legal als Hollywoodschaukeln und Gartengarnituren nach Deutschland verkauft. In der EU ist der Handel mit Produkten aus illegalem Holz nicht verboten.
Die Bundesregierung wirft der EU-Kommission vor, ein deutsches Urwaldschutzgesetz 2005 verhindert zu haben. Jochen Flasbarth erklärte im Interview mit "Report Mainz": "Die EU hat uns das nicht gestattet, ein solches Gesetz zu machen, mit Hinweis auf die Programme, die auf EU-Ebene laufen und deshalb ist unsere Gesetzesinitiative an Brüssel gescheitert und ist ins Leere gelaufen. Wir bedauern das sehr und haben deshalb gesagt, wenn wir es schon in Deutschland nicht selber machen dürfen, dann bitte schön muss Brüssel handeln."
Die EU-Kommission weist diese Kritik aus Deutschland prompt zurück. Deutschland hätte ein national gültiges Gesetz durchaus verabschieden können. Ein Sprecher der Kommission erklärte dazu in "Report Mainz": "Deutschland kann prinzipiell ein Gesetz erlassen, das den Handel mit illegalem Holz und Produkten daraus verbietet."
Der WWF richtet unterdessen einen dringenden Appell an Bundesregierung und EU: Nina Griesshammer vom WWF Deutschland in "Report Mainz": "Es ist dramatisch. Wir haben jedes Jahr weltweit 13 Millionen Hektar, die an Waldfläche verloren gehen. Das sind 36 Fußballfelder pro Minute, die wir jährlich an Wald verlieren. Wir brauchen die Wälder. Wir müssen aufhören, sie zu vernichten, aufhören mit Raubbau. Der beste Klimaschutz ist auch Walderhalt."
Nach Schätzungen von Experten, werden auf dem Weltmarkt Produkte aus illegal gefälltem Holz im Wert von 10 Milliarden Euro jährlich gehandelt. Pro Jahr werden zwischen 350 und 650 Millionen Kubikmeter Holz zu kommerziellen Zwecken illegal gefällt. Der Großteil des jährlichen weltweiten Waldverlusts von 13 Millionen Hektar ist nach Informationen der FAO auf illegales Holzfällen zurückzuführen.
Illegaler Holzeinschlag verursacht nach Angaben der Weltbank einen jährlichen Schaden in Höhe von 15 Milliarden US Dollar. Der Wert der aus Südostasien nach Deutschland importierten Produkte, die aus illegal eingeschlagenem Holz hergestellt wurden, betrug nach Schätzungen des WWF im Jahr 2006 knapp eine halbe Milliarde Euro.
Einer aktuelle Studie des WWF zufolge, führen viele deutsche Baumärkte Produkte aus Tropenholz in ihrem Sortiment. So fand der WWF beispielsweise Fenster aus Meranti-Holz bei "Bauhaus" sowie Gartenmöbel aus Teakholz bei "Cri Cri", "Mann Mobilia", "Schlecker", "Segmüller" und anderen.
Quelle: SWR - Report Mainz