Statt Landschaftsverbrauch: Bergwaldprojekt-Freiwillige schaffen im Saarland für den Artenschutz neuen Lebensraum
Archivmeldung vom 19.05.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićVom 22. Mai bis zum 4. Juni 2022 engagieren sich in Neunkirchen 30 Freiwillige im Naturschutzgroßprojekt "Landschaft der Industriekultur Nord" für naturnahe Lebensräume. Die Freiwilligen werden in den Einsatzwochen von Menschen angelegte Gewässer in der ehemaligen Bergbauregion durch das Anlegen von Flachwasserzonen und das Freilegen der Wasserzuläufe dauerhaft zu wertvollen Habitaten machen und sie ökologisch aufwerten.
Das Bergwaldprojekt arbeitet seit mehr als 30 Jahren an vielen Orten daran, ehemalige Nutzflächen wieder in naturnahe Lebensräume für Tiere und Pflanzen zu wandeln. Der Verein fordert, den Landschaftsverbrauch für menschliche Bedürfnisse zu stoppen und Nutzflächen wieder vermehrt der Natur zu überlassen.
Unter der Anleitung von Fachleuten des Bergwaldprojekts und unter der Regie der "Landschaft der Industriekultur Nord" (LIK.Nord) werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Weihern im saarländischen Neunkirchen tätig. Dabei werden bisher verrohrte und unterirdische Zuläufe zu den Weihern offengelegt, Flachwasserzonen angelegt und bisherigen Steilufer an Gewässern mit Buchten ausgestaltet. So werden die Gewässerbereiche ökologisch aufgewertet und die Ansiedlung neuer Tier- und Pflanzenarten ermöglicht. Für das Bergwaldprojekt sind dies drängende Arbeiten, um der Natur wieder Räume zurückzugeben und Rückzugsflächen für Tiere und Pflanzen zu schaffen. Für Ulrich Heintz, Geschäftsführer des Zweckverbands LIK.Nord, ist das übergeordnete Ziel der Arbeiten, "die Bergbau- und Eisenindustrie-Folgelandschaften auf ihrem Weg "zurück zur Natur" zu begleiten. Mit den Arbeiten entstehen neue Lebensräume in einer Landschaft, wo sich ehemalige Bergbauwunden nur langsam schließen."
Problemfeld Nutzungsdruck und Landschaftsverbrauch
"Aufgegebene Industrieanlagen und Bergbaulandschaften müssen vermehrt renaturiert werden", fordert Peter Naumann - Vorstandsmitglied beim Bergwaldprojekt - eine Trendumkehr. Siedlungs-, Industrie- und Straßenbau vernichten täglich etwa 60 Hektar Landschaft in Deutschland. Landwirtschaftliche Flächen, ökologisch wertvolle Brachen und Wälder gehen so unwiederbringlich verloren. Zugleich werden auch die Wälder in den nächsten Jahren durch den Bau von Windkraftanlagen stark beeinträchtigt werden, da sich das Bestandsinnenklima der Wälder verschlechtern und die Biodiversität der Wälder verringert wird.
Wiederherstellung von Lebensräumen für den Artenschutz
"Wir brauchen daher dringend zusätzliche Pufferflächen für die Biodiversität, in denen sich seltene Arten halten und entwickeln können oder gar neu ansiedeln." Diese Flächen stellen wertvolle ökologische Artenreservoire dar, aus denen die umliegenden Flächen besiedelt werden können. "Ein wirksamer Dreiklang aus Verminderung des Landschaftsverbrauchs, Senkung des Nutzungsdrucks auf ökologisch wertvolle Flächen und die Rückgabe ehemaliger Nutzflächen an die Natur sind der Schlüssel, um im Artenschutz erfolgreich zu sein", so Naumann. Renaturierungen sind auch deshalb notwendig, da die von der Bundesregierung geplante Reduzierung des Landschaftsverbrauchs auf 30 Hektar/Tag bis 2030 zu wenig ambitioniert ist.
Bergwaldprojekt e.V.
Das Bergwaldprojekt mit Sitz in Würzburg organisiert deutschlandweit Freiwilligen-Einsätze. Im aktuellen Jahr werden ca. 4.000 Menschen in über 160 Projektwochen an mehr als 80 Einsatzorten aktiv. Schwerpunkte der Arbeiten sind neben Renaturierungen auch Waldumbau und -pflege sowie der Biotop- und Artenschutz.
Ziele der Arbeitseinsätze sind der Schutz und die Wiederherstellung der Ökosysteme, den Freiwilligen die Bedeutung und die Gefährdung unserer natürlichen Lebensgrundlagen bewusst zu machen und eine breite Öffentlichkeit zu einem naturverträglichen Umgang mit den natürlichen Ressourcen zu bewegen. Der Verein finanziert sich größtenteils aus Spenden.
Quelle: Bergwaldprojekt e.V. (ots)