Kanada geht gegen EU-Handelsverbot für Robbenprodukte bei der WTO vor
Archivmeldung vom 19.02.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittGestern begann in Genf die erste Anhörung zum EU-Handelsverbot für Robbenprodukte vor der WTO (Welthandelsorganisation). Kanada und Norwegen fechten das 2009 vom EU-Parlament beschlossene Gesetz an und werden heute ihre Argumente vor dem Schlichtungsausschuss der WTO vorbringen. Die EU wird das Handelsverbot verteidigen.
„Dieser Fall wird darüber entscheiden, inwieweit Bürger die Gesellschaft, in der sie leben, beeinflussen können“, so Dr. Ralf Sonntag, Leiter des IFAW-Deutschland. „Können Bürger in Europa aus moralischen Gründen etwas ablehnen, wie in diesem Fall Produkte aus der grausamen kommerziellen Robbenjagd, oder steht der internationale Handel über ethischen Bedenken?“
Gleich nachdem das EU-Handelsverbot verabschiedet wurde, hatte Kanada angekündigt, dagegen vorzugehen. Während die WTO grundsätzlich für eine Liberalisierung des Handels und Nicht-Diskriminierung steht, erlaubt sie Ländern, Regelungen zum Schutz der öffentlichen Moral, der Tiergesundheit und beispielsweise des Umweltschutzes einzuführen.
Zunächst wird der WTO-Ausschuss darüber entscheiden, ob das EU-Handelsverbot für Robbenprodukte die Regeln der WTO verletzt. Das bestreitet die EU. Sollte die WTO dennoch eine Unrechtmäßigkeit feststellen, wird sie entscheiden, ob das Gesetz dennoch gerechtfertigt ist, weil es notwendig ist, auf die legitimen moralischen Bedenken der Bürger hinsichtlich der Grausamkeit der Robbenjagd zu reagieren.
„Der IFAW beobachtet seit über 40 Jahren die kanadische Robbenjagd und kämpft für ein Ende des Handels mit Robbenprodukten“, so Sonntag weiter. „Wir haben der Kommission all unsere Expertise sowie Videomaterial zur Verfügung gestellt und haben der WTO ein Sachverständigengutachten übermittelt.“
Dieses Video zeigt eine Zusammenfassung der Grausamkeiten bei der kanadischen Robbenjagd 2011:
Auch von der norwegischen Robbenjagd gibt es kompromittierendes Videomaterial, das ungesetzliche Brutalität belegt. Es wurde 2009 von einem offiziellen Jagdbeobachter aufgenommen, der für die Veröffentlichung Drohungen erhielt.
„Es gibt eindeutige Beweise, dass es so gut wie unmöglich ist, eine kommerzielle Robbenjagd „human“ durchzuführen“, so Sheryl Fink, Leiterin der Robbenkampagne des IFAW in Kanada. „Das EU-Gesetz war der einzige Weg, darauf zu reagieren. Es bedeutet einen großen Sieg für den Tierschutz. Seit der Einführung des Handelsverbotes ist die Zahl der während der kommerziellen Jagd getöteten Robben total eingebrochen. Wir appellieren an die Mitglieder des WTO-Ausschusses, sich die Beweise anzusehen, die Bilder der leidenden Robben, und dann die einzig logische Konsequenz zu ziehen.“
Der IFAW fordert die EU-Kommission auf, diesen Sieg der öffentlichen Moral auch weiterhin standhaft zu verteidigen.
Hintergrundinfo zur WTO-Anfechtung finden Sie hier:
http://www.ifaw.org/sites/default/files/World-Trade-Organization-EU-WTO-Seal-ban-briefing-Jan-10-2013.pdf
Die Verteidigung der EU gegenüber der WTO finden Sie hier:
http://trade.ec.europa.eu/doclib/docs/2012/december/tradoc_150190.pdf
Quelle: IFAW