Bodrum (Türkei): Schwerverletzte Delfine als Urlauber-Nepp
Archivmeldung vom 13.02.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAndere Länder - andere Sitten und Gebräuche. Das Hotel Kefaluka bekam laut "Stiftung Warentest" den 1. Platz. Was die Tester vergessen hatten zu erwähnen: Verletzte Delfine in kleinen Meereskäfigen mussten für den Urlauberspaß herhalten. Insbesondere Renterinnen und Rentner zücken reichlich den Geldbeutel, um mit den Delfinen schwimmen zu können. 70 Euro für 5 Minuten. Nachdem Urlaubsgäste des türkischen 5-Sterne-Hotels Kefaluka in Bodrum kritisch in einem Urlaubsforum über das Schwimmen mit gefangenen verletzten Delfinen in einem kleinen Meereskäfig des Hotels berichteten, entbrannte ein weltweiter Proteststurm. Über das Internet-Netzwerk Facebook erhielt das Hotelmanagement mehrere Tausend Protestnoten. Andreas Morlok, Geschäftsführer von ProWal und Kuratoriumsmitglied des Wal- und Delfinschutz-Forum - WDSF -, hatte sich auf den Weg in die Türkei gemacht, um die Tierquälerei zu stoppen.
Die beiden deutschen Meeresschutz-Organisationen hatten bereits im April vergangenen Jahres mit mehreren Helfern Demonstrationen gegen die Delfinarien in der Türkei veranstaltet. Mit den Bürgermeistern der Städte mit Delfinarien - Alanya, Antalya, Belek, Kemer, Kas, Bodrum, Marmaris, Kusadasi und Istanbul - und dem Gouverneur in Antalya führten Andreas Morlok - ProWal - und Jürgen Ortmüller - WDSF . intensive Gespräche, damit die katastrophale Delfinhaltung in den kleinen Betonbecken und den Wasser-Pools gestoppt wird. In Bodrum sagte der Bürgermeister, Mehmet Kocadon, den Tierschützern sofort eine Schließung des Delfinariums zu, nachdem sie ihm Bilder der Käfig-Haltung vorgelegt hatten.
Der Inhaber des Bodrumer Delfinariums verlud daraufhin bei Nacht und Nebel zwei seiner Delfine und schaffte sie in das Kefaluka-Hotel in der Nähe von Bodrum. Dort mussten die Delfine für das Schwimmen mit Hotelgästen herhalten. Für fünf Minuten Schwimmen mit den Meeressäugern sollten die Urlauber 70 Euro bezahlen.
Das Hotel-Management zeigte sich im Gespräch mit ProWal-Chef Andreas Morlok über die Proteste völlig überrascht und versprach, die Delfine sofort wieder aus der Hotelanlage entfernen zu lassen. Nach eigenen Angaben der Hotel-Sprecherin, Emine Mandira, waren sie sich nicht bewusst, welche Folgen die Delfinhaltung für ihr Image hatte. „Nie wieder werden wir solch einer Anfrage mit Delfinen zustimmen“, so Emine Mandira gegenüber dem ProWal-Chef. Pikanterweise hatte Thomas Cook das Hotel kürzlich mit dem EXCELLENCE AWARD ausgezeichnet.
Ein Hotelgast: "Das Hotel ist das letzte Hotel des Ortes und liegt an einem Berg, welcher das Hotel nach zwei Seiten abschließt. Es hat eine großzügige Anlage mit mehreren Liegemöglichkeiten. 800 Personen sollen eine ruhige Liegefläche finden. Das Hotel und die Anlage wird sehr sauber gehalten. Unser Zimmer war nicht allzu groß und die Sauberkeit im Zimmer ließ auch zu wünschen übrig. Getränke im Kühlschrank - Wasser Cola Limo Bier - werden täglich kostenpflichtig aufgefüllt. Unsere Sprachkenntisse auf Türkisch, Holländisch, Englisch und Russisch wurden aufgefrischt. Deutsch wurde wenig gesprochen, da auch nicht viele Deutsche da waren. Die ganze Region ist wenig von Deutschen Urlaubern besucht. Die Speisen waren sehr vielfältig und lecker. An der Receptition und auch im Hotel gab es keine einzige Uhr. Es fehlten Dekorationen, aber selbst dadurch sieht die Lobby auch nicht einladender aus. Das Personal ist sehr freundlich und mit ein Paar Euros sind sie noch aufmerksamer. Zimmerreinigung kenne ich von einem 5 Sterne Hotel anders. Kinderbertreung ist vorhanden, auch 24 Std ist ein Arzt vor Ort, ist ja auch sehr einsam gelegen das Hotel.
Beschwerden werden entgegen genommen, aber das wars auch schon. Das Hotel verfügt über mehrere Restaurants und Bars, die von uns aber nicht benutzt wurden aber 1x pro Woche nach Anmeldung 1 Tag vorher reservieren. Es gab auch leider im Haupt-Restaurant wenig Meeresfisch. Kleine Zimmer und Dusche, aber ausreichend sind mit Flachbildfernseher ausgestattet. Klimaanlage ist nicht ausreichend zum runterkühlen des Zimmers. Zimmer und Bad könnten gründlicher gereinigt werden. Bettwäsche müsste öfters gewechselt werden, ohne dass man darauf Hinweise fand. An der Strandbar sollte man kein Alkohol trinken, da der Raki und das Bier sowie alle Getränke aus Plastikbecher angeboten werden und nach Spülmittel schmeckten".
Morlok konnte vor Ort feststellen, dass beide Delfine schwer verletzt waren. Einer der Delfine hatte keine Zähne mehr und offenbar einen Kieferbruch. Der andere hatte blutige Hautabschürfungen im Kopfbereich und einen schweren Sonnenbrand. Der Strand-Käfig hatte nur eine Tiefe von vier Metern, sodass die Tiere überwiegend der sengenden Sonne ausgesetzt waren. In unmittelbarer Nähe des Yachthafens und der Hotel-Disko waren sie Tag und Nacht einem ohrenbetäubenden Lärm ausgesetzt, so Morlok.
Die beiden geschundenen Delfine wurden per LKW wieder in das Delfinarium in Bodrum transportiert. Sie befanden sich letztes Jahr noch in einem kleinen Minipool in einem Kaufhaus in Bursa. Nach der dortigen Schließung kamen sie in den kleinen Meereskäfig nach Bodrum < / > Gövernilink. Die Tierschützer fordern für die Delfine sofortige ärztliche Versorgung und ein schonendes Auswilderungsprogramm. Die Kosten von mehr als 100.000 Euro pro Tier soll der Delfinbesitzer übernehmen, der nach Angabe der beiden Organisationen in den letzten fünf Jahren beträchtliche Summen mit seinen Delfinen verdient haben soll.
Mit dem kooperativen Bodrumer Bürgermeister wollen die beiden Organisationen weiterhin Kontakt halten, damit eine Lösung für die eingesperrten Delfine gefunden wird. Mit den anderen Delfinarienstädten sind die Delfinschützer nicht so geduldig. Da dort bisher keine Reaktionen auf die Forderung nach Schließung der Delfinarien erfolgte, riefen ProWal und WDSF jetzt auch über Facebook zum Boykott der türkischen Urlaubsstädte mit Delfinarien auf.
Reisejournalisten und Hoteltester gelten in Hotelmanagerkreisen als sehr empfänglich für kleinere und größere Zuwendungen. Das Hotel Kefaluka hatte offenbar besonders viel Phantasie, um die Wünsche von den Augen abzulesen. Die blutenden Delfine bekamen die "Sondergäste" sicherlich nicht zu sehen. Ob den Reiseveranstaltern - insbesondere "Thomas Cook" - der Tierschutz in den Urlaubsländern wichtig ist, bleibt abzuwarten.
Quelle: freier Journalist GNS General News Service (news4press)