Bankrotter Giftmüllbetrieb gefährdet Wiener Grundwasser
Archivmeldung vom 05.03.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.03.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Jens BrehlEine Bodenuntersuchung im Auftrag von GLOBAL 2000 auf dem ehemaligen Betriebsgelände des bankrotten Giftmüll-Entsorgungsbetriebs ÖSTAB in Wien Simmering zeigt hohe Belastungen mit Blei, Arsen, Kupfer, und Quecksilber, letzteres sogar in gesundheitsgefährdendem Ausmaß.
Die Bleibelastung im Erdreich übersteigt bei weitem jenen
Maßnahmenschwellenwert, der eine Grundwassergefährdung anzeigt und entsprechende
Sanierungsmaßnahmen verlangt.
Vor diesem Hintergrund ist brisant, dass die
Stadt Wien noch im Jänner 2007 auf Anfrage von GLOBAL 2000 angegeben hat,
Bodenproben aus elf verschiedenen Stellen des ÖSTAB-Geländes auf Schwermetalle
untersucht zu haben. In dem Schreiben an GLOBAL 2000 heißt es wörtlich, es sei
„von den untersuchten Bereichen keine Gefährdung des Grundwassers zu erwarten“.
Die konkreten Analysenergebnisse jedoch blieb die Stadt Wien trotz
entsprechender Anfrage schuldig. GLOBAL 2000-Chemiker DI Dr. Helmut Burtscher:
„Die Behörde wäre gut beraten, endlich ihre Daten Preis zu geben und ihre
Entwarnung bezüglich des Grundwassers anhand dieser Daten zu begründen.
Abgesehen davon verstößt das Zurückhalten von Umweltinformationen gegen
geltendes österreichisches und europäische Gemeinschaftsrecht!“
Der untersuchte Boden stellt mit seiner Schwermetalllast auch eine unmittelbare Gefahr für die menschliche Gesundheit dar.
Der Gesamtgehalt an
Quecksilber liegt nämlich über dem so genannten „nutzungsabhängigen
Maßnahmenschwellenwert“. DI Dr. Burtscher: „Damit wäre der Boden als Hausgarten,
Spiel- oder Sportplatz, erst nach entsprechenden Sanierungsmaßnahmen verwendbar.
Bis dahin muss der direkte Kontakt mit dem kontaminierten Boden unterbunden
werden.“ Bereits im Juli 2006 geriet die Umweltabteilung der Stadt Wien
bezüglich der ÖSTAB-Affäre in Erklärungsnotstand, als bekannt wurde, dass auf
dem ehemaligen Betriebsgelände des Giftmüllentsorgers unbewacht und frei
zugänglich hunderte Fässer mit teilweise hochgiftigen Chemikalien vor sich
hinrosteten. Die MA 22 rechtfertigte sich damit, das Betriebsgelände werde „seit
Monaten von der Wiener Umweltbehörde genauestens kontrolliert“ und es bestehe
„derzeit keine Gefahr in Verzug für Mensch oder Umwelt“. Erst nachdem GLOBAL
2000 durch eine Stichprobenuntersuchung aufgezeigt hatte, dass sich unter den
dort lagernden Chemikalien auch große Mengen hochgiftiger Zyanide befanden,
entschloss sich die MA 22, das Gelände zu räumen.
Burtscher: „Die
Räumung des Geländes war ein wichtiger Schritt. Doch heute ist klar, dass allein
mit der Wegbringung der rund 1.400 Tonnen Giftmüll die Sache nicht ausgestanden
ist. Zu viele Jahre haben die Behörden den Machenschaften der ÖSTAB entweder
zugesehen oder nicht energisch genug eingegriffen. Jetzt gilt es, die negativen
Auswirkung der entstandenen Umweltschäden durch geeignete Sanierungsmaßnahmen
einzugrenzen. Gleichzeitig sollte die ÖSTAB-Affäre zum Anlass genommen werden,
mögliche Schwachstellen in der behördlichen Kontrolle zu identifizieren und
entsprechende Lehren für die Zukunft zu ziehen.“
Klubobmann der Grünen
Simmering : 50 mg Cynid ist für einen erwachsenen Menschen tödlich
Es
ist völlig unfassbar, dass die MA 22 von dem Giftmüllfässern seit September 2005
gewusst hat, die Lage vor Ort begutachtet hat und dennoch bis heute keine
geeigneten Sicherungsmaßnahmen getroffen hat - trotz der verheerenden
Auswirkungen von Cyanid auf Mensch und Umwelt.
Auch völlig unerklärlich
ist die Tatenlosigkeit des Grundstücksbesitzers in dem Fall, der laut eigenen
Informationen seit einigen Monaten mit der MA 22 darüber streitet, wer die
Beseitigungskosten tragen soll. Der Klubobmann der Grünen Simmering, Pato
Diaz-Figueroa, stellte heute daher Umweltstadträtin Sima die Frage, wie es
überhaupt möglich sei, dass in dicht besiedeltem Wohngebiet einem derartigen
Betrieb die Genehmigung erteilt wurde.
Kinder spielen in der Nähe
Der nach wie vor aufrechte Betrieb von Jugend- und Kulturvereinen, Nahrungsmittelproduzenten und etlichen Firmen auf demselben Areal sei nach heutigem Informationsstand nicht gefahrlos - bis nicht die nötigen Sanierungsmaßnahmen stattgefunden haben. Diaz-Figueroa berichtet: "Kinder des benachbarten Jugendvereins haben mit Schlamm gespielt und am nächsten Tag unter Hautausschlägen gelitten". Dieser Zustand kann nicht länger akzeptiert werden.
Quelle: Pressemitteilung EUROPATICKER Umweltruf