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Greenpeace: AKW Neckarwestheim läuft ohne gültige Betriebserlaubnis

Archivmeldung vom 11.03.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.03.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Joachim E. Roettgers / Greenpeace
Bild: Joachim E. Roettgers / Greenpeace

Greenpeace reicht heute gemeinsam mit einer Anwohnerin beim Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg in Mannheim Klage gegen den Weiterbetrieb des Atomreaktors Neckarwestheim 1 ein. Nach Ansicht der unabhängigen Umweltschutzorganisation läuft der Reaktor seit dem 10. Januar 2011 ohne gültige Betriebsgenehmigung, da diese nach dem Atomgesetz aus dem Jahr 2002 bereits erloschen ist.

Neckarwestheim 1 hat im Januar eine Laufzeitverlängerung von acht Jahren erhalten, die aber nach Auffassung von Greenpeace verfassungswidrig ist. Neue Ausbreitungsrechnungen, die die Umweltschutzorganisation heute im Internet veröffentlicht, belegen die verheerenden Folgen, die ein schwerer Reaktorunfall im AKW Neckarwestheim für Baden-Württemberg hätte.

"Umweltministerin Gönner sind die Interessen des landeseigenen Atomkonzerns EnBW offenbar wichtiger als die Sicherheit der Bevölkerung", sagt Heinz Smital, Atomexperte von Greenpeace. "Die Kläger wollen nicht mehr mit der Angst vor einem schweren Störfall leben. Frau Gönner muss endlich das Wohl der Menschen ins Zentrum ihrer Atomaufsicht rücken."

Ausbreitungsrechnungen belegen tödliche radioaktive Dosis für Stuttgart

Der Reaktor Neckarwestheim 1 läuft nicht nur mit rechtlich zweifelhafter Betriebserlaubnis, er ist nach Recherchen der Umweltorganisation auch nicht gegen einen möglichen Flugzeugabsturz geschützt. Greenpeace hat zwei Ausbreitungsrechnungen für den Fall eines schweren Unfalls erstellen lassen, die heute im Internet veröffentlicht werden. Eine mögliche Bodenkontamination mit Cäsium 137 wurde anhand von realen, archivierten Wetterdaten errechnet. Eine zweite Ausbreitungsrechnung berücksichtigt alle relevanten Radionuklide. Sie belegt, dass in Stuttgart schon wenige Stunden nach einem sogenannten Super-GAU die tödliche Radionukliddosis allein durch die Luft aufgenommen werden könnte.

Baden-Württembergs Umweltministerin Tanja Gönner (CDU) wirft mit ihrer mangelhaften Atomaufsicht drängende Fragen auf: Zwingend erforderliche Sicherheitsnachrüstungen an dem zweitältesten deutschen Atommeiler Neckarwestheim 1 verschleppt die Ministerin seit dreieinhalb Jahren. Zudem verweigert sie trotz richterlicher Aufforderung seit 2009 Einblick in Akten der Atomaufsicht, die die Sicherheit des Atomkraftwerks Philippsburg 1 betreffen. Aus diesem Grund stellte Greenpeace gestern Strafanzeige gegen Tanja Gönner und verantwortliche Mitarbeiter ihres Ministeriums.

"Wir fordern Frau Gönner auf, Schluss zu machen mit der Geheimniskrämerei in Atomfragen und endlich alle Akten auf den Tisch zu legen", sagt Heinz Smital.

Quelle: Greenpeace

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