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Wissenschaftler empfehlen deutliche Senkung der Fangquoten für den Ostseedorsch

Archivmeldung vom 24.05.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.05.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Anlässlich der gestern veröffentlichten Empfehlung des ICES (International Council for the Exploration of the Seas) für Fischereiquoten fordert die Umweltstiftung Baltic Sea 2020 Agrarminister Horst Seehofer und seine europäischen Kollegen auf, der eklatanten Überfischung der Dorschbestände in der Ostsee zügig ein Ende zu setzen.

"Die Politik muss jetzt reagieren und die wissenschaftlichen Empfehlung des ICES endlich zur Grundlage der Festlegung von Fangquoten in der EU machen. Andernfalls sind die Biodiversität und Fischerei-Industrie in der Ostsee stark gefährdet", erklärte Katarina Veem, Geschäftsführerin der Stiftung.

"Niedrigere Quoten sind die Bedingung dafür, dass sich die Dorschbestände in der Ostsee überhaupt erholen können", sagte Veem weiter. "Nur wenn der Bestand wieder wachsen kann, wird es auch eine Zukunft für die Fischerei-Industrie an der Ostsee geben." Wissenschaftliche Studien belegen eindeutig, dass der Dorsch eine wichtige Rolle für den Erhalt der Biodiversität in der Ostsee spielt. Sein Verschwinden hätte gravierende Konsequenzen für das gesamte Ökosystem. Durch den Klimawandel verstärkt sich diese negative Entwicklung zusätzlich: Prognosen zeigen, dass sich die Ostsee wesentlich schneller erwärmen wird als andere Meere. Zunehmende Algenblüten sind ein weiteres Problem, das Wissenschaftler im Zusammenhang mit dem Einbrechen der Dorschbestände mit Sorge beobachten. Das zunehmende Algenwachstum gefährdet auch den wichtigen Tourismussektor in der gesamten Region.

In der heutigen Empfehlung fordert der ICES erneut eine Reduktion der Quoten. So soll die Fangmenge in der westlichen Ostsee beispielsweise von 19.200 t im Jahr 2008 auf 13.700 t im nächsten Jahr sinken. Die ICES Quoten-Empfehlung dient der EU-Kommission als Grundlage für ihren Vorschlag für Fangquoten im darauf folgenden Jahr. Die endgültige Entscheidung hierüber wird beim Treffen des EU-Agrarministerrats getroffen. Für Deutschland nimmt Minister Horst Seehofer daran teil. Trotz des alarmierenden Rückgangs der Dorschbestände beschließt der Ministerrat seit Jahren Quoten, die erheblich über die wissenschaftlichen Fangempfehlungen hinausgehen und kontinuierlich zu einer weiteren Bestandsabnahme führen.

"Das Ziel der Stiftung Baltic Sea 2020 ist deshalb auch eine Reform der Gemeinsamen Europäischen Fischereipolitik", erläutert Veem. "Wir werden in den nächsten Jahren darauf hinarbeiten, dass in der Politik diesbezüglich ein Umdenken stattfindet. Dieses Jahr muss der Fokus aber darauf liegen, die Fangquote deutlich zu reduzieren, damit das Ökosystem in der Ostsee nicht noch weiter aus den Fugen gerät."

Quelle: Umweltstiftung Baltic Sea

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